Größer, schwerer, kostenintensiver: Die Feuerwehren der Samtgemeinde blicken in die Zukunft - Von Andreas Schultz

Sicherheit ist teuer

"Wir sind nicht schlecht aufgestellt, doch es geht besser", sagt Erik Robin, Pressesprecher des Feuerwehren in der Samtgemeinde Sottrum.
 ©Andreas Schultz

Sottrum. Es geht ums Geld. Um Brände, Sicherheit – und nicht zuletzt um Menschenleben. Die Rede ist von den Feuerwehren der Samtgemeinde Sottrum, und die befinden sich nach wie vor in einem Spannungsfeld. So klingt es zumindest, wenn Pressesprecher Erik Robin über die Modernisierung der Wehren und ihre Zukunft spricht.

Er weiß: Während einerseits die Standards für alle Wehren gleichermaßen steigen, kann die Samtgemeinde nur punktuell nachziehen. „In vielen Bereichen ist es so, dass wir die Vorgaben nicht einhalten können. Wir sind nicht schlecht aufgestellt, doch es geht besser“, sagt Robin. Der Nachholfbedarf sei da.

Denn: Auf der einen Seite sorgen die Vorgaben der Feuerwehrunfallkasse und das Niedersächsische Brandschutzgesetz dafür, dass zum Beispiel Ausrüstung und Fahrzeuge neu angeschafft werden. Vielerorts sind untere anderem Abstandsregeln das Problem. Der Bereich der technischen Hilfeleistung wächst, die Vehikel müssen mehr Ausrüstung tragen, werden größer, schwerer und damit teurer. Nicht selten braucht es dann aus Platzgründen auch eine neue Feuerwehrhalle. Kurzum: Modernisierung kostet. Auf der anderen Seite steht die Samtgemeinde, die dieses Geld für die Sicherheit der Einwohner in die Hand nehmen muss. Und mittendrin die Brandschützer, deren Überleben im Einsatz von ebenso teurer Ausbildung wie Ausrüstung abhängt.

Einen Teil des Problems macht die Ausstattung der Wehren mit Fahrzeugen aus: „Wir haben noch einige, die auf Sicht ausgetauscht werden müssen“, sagt Robin. Den Anfang macht die Wehr, in der er als Ortsbrandmeister tätig ist: Hellwege bekam jüngst ein sogenanntes Tanklöschfahrzeug 10/20 – und schickt mit dem TLF8/8 ein knapp 52 Jahre altes Vehikel in Rente. 210.000 Euro kostet diese Neuanschaffung. Darauf folgen Fahrzeuge in Horstedt, Ahausen, Stapel und Sottrum. Die Größenordnung lässt erahnen: Alle Fahrzeuge auf einen Schlag anzuschaffen, ist finanziell undenkbar. Das weiß auch Robin und erklärt, die Anschaffungen seien im Feuerwehrplan gestaffelt. Die Brandschützer ermitteln den Bedarf, der politische Entschädungsträger nickt es ab. Dieser Prozess geht nun in die nächste Runde. Für den Feuerwehrplan 2025 stehen die Wehren in den Startlöchern. Gemeindebrandmeister Björn Becker hat als Grundlage dafür ein 68 Seiten starkes Pamphlet erarbeitet – inklusive Gefahren- und Riskoanalyse in den Gemeinden.

Über den Feuerwehrplan regeln die Brandschützer nicht nur den Bedarf an Bau und Neuanschaffungen, sondern auch die weitere Entwicklung. „Welche Wehren rücken in welchem Szenario zusammen aus? Wie wird sie den unterschiedlichen Voraussetzungen vor Ort gerecht?“, sind Fragen, die dort geklärt werden. So sei zum Beispiel im nördlichen Teil der Samtgemeinde die Wasserversorgung nicht die beste: „Es ist schwer, von den Bohrbrunnen Wasser zu bekommen und in einigen Orten sind die Abstände zwischen den Hydranten nicht optimal“, erklärt Robin. Die Wehren überlegen sich im Rahmen der Finanzierbarkeit Lösungen – dabei stets die Vorgabe vor Augen, innerhalb von 13 Minuten den Einsatzort zu erreichen.

„Wir haben aktuell einiges aufzuarbeiten“, ist der Pressesprecher überzeugt. Ein „Wünsch-Dir-was“ gebe es trotzdem nicht. „Natürlich hat jeder Ortsbrandmeister ein Wunschbild von seiner Wehr. Aber einen Flugfeldlöscher bekommt keiner“, scherzt Robin. Die Anschaffung des praktischen, aber auch teuren und sehr großen Fahrzeugs sei utopisch. „Das wissen aber auch alle.“ Die Führungkräfte seien sich einig, dass das Essentielle angeschafft werden müsse.

Trotzdem kommt einiges zusammen. 1,8 Millionen Euro könne es in etwa Kosten, alle Fahrzeuge auszutauschen, die älter sind als 25 Jahre, überschlägt der Pressesprecher grob. Dazu kommen die Duschen und getrennten Toiletten, die laut Vorgaben der Feuerwehrunfallkasse in den Gerätehäusern nötig sind. Selbst mit fünf Millionen Euro komme man dort nicht weit – und da seien die laufenden Kosten noch nicht eingerechnet. Für etwas Entlastung sorgt Eigenleistung durch die Kameraden. Dennoch: „Der Kostenblock ist schon ohne Einsätze enorm“, fasst der Hellweger zusammen.

Bei der Umsetzung hätten sie in Politik und Verwaltung der Samtgemeinde verlässliche Partner, meint Robin: „Sie erkennen die Notwendigkeit, die Zusammenarbeit ist gut. Natürlich ist man mal unterschiedlicher Meinung, aber nach einiger Diskussion kommt immer etwas Gutes raus. Bisher haben wir immer einen Konsens gefunden, auch wenn er nicht immer wunschgemäß ausfiel.“

Einfluss darauf hat auch die Haushaltslage. Wenn die schlecht ist, geraten in Feuerwehrausschuss und Samtgemeinderat auch mal Positionen des Brandschutzes ins Visier. Die haben bei den Lokalpolitikern auch schon Zweifel hervorgerufen: „Muss das Tor so groß sein?“, hieß es beim viel diskutierten Fahrzeughallenbau in Clüversborstel, der auf 260.000 Euro geschätzt wird. „Kann man den Posten für die Anschaffung der Helme auf zwei Jahre verteilen?“, war eine andere Frage, die erst in der jüngsten Haushaltsdebatte aufkam. Wie geht man auf Seiten der Brandschützer damit um? Robin wägt ab: „Natürlich sind Politiker dazu da, zu hinterfragen. Das ist ihr Job. Und auch den Wunsch, Ansätze zu strecken, kann ich verstehen“, sagt er. Doch das Horror-Szenario, dass ein Kamerad im Feuer zurückbleibt, weil gespart wurde, steckt in den Köpfen. „Deshalb gibt es Normen und Regeln, nach denen die Leute geschützt werden. Da wird nicht diskutiert, sondern entsprechend ausgerüstet.“

Mit Aufschub hingegen könnten die Brandschützer arbeiten. So wie auch im Fall des Feuerwehrhauses in Stapel, bei dem sich die Lokalpolitiker darauf verständigten, die Maßnahme zu schieben. „Sowas sind wir gewohnt, das sind zum Teil lange Entscheidungsprozesse“, kommentiert Robin.

Damit die Feuerwehr auch künftig gut funktionieren kann, braucht sie vor allem eins: Nachwuchs. Die Zahlen in den Einsatzgruppen selbst seien 2015 und 2016 stabil geblieben. Über rund 600 Kräfte verfügen alle Wehren der Samtgemeinde zusammen. Dafür gab es einen Einbruch bei den Jugendfeuerwehren. Anfang der 2000er seien es noch 120 Kinder und Jugendliche gewesen, aktuell sind es in etwa 60. Problematisch sei aus Sicht Robins auch, dass sich zum Teil ältere Mitglieder aus dem Dienst zurückziehen. „Wir brauchen die Erfahrenen genauso wie die Jugend“, sagt er. Darüber hinaus sei es ihm persönlich eine Herzensangelegenheit, mehr Frauen in den Dienst zu holen. Das würde auch zur Kameradschaft beitragen, ist er sicher: „Das Bild von der ‚Feierwehr‘, die zuerst sich selbst mit Flüssigkeit versorgt, gehört zwar der Vergangenheit an, dennoch könnte ein höherer Frauenanteil für einen noch kultivierteren Umgang sorgen.“

Trotz Bedrängnis bei Geld und Personal – Robins Fazit ist positiv: „Wir sind für jeden offen, fester Teil der Dorfgemeinschaft und liefern das Produkt Sicherheit. Wir sind nicht nur die ersten, die vor Ort Hilfe leisten, meist sind wir die einzigen – sei es im Brand- oder Katastrophen-Fall. Unterm Strich machen wir unsere Sache gut und stellen uns der Verantwortung.“

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