Hassendorf (as). Wäre das Ehrenbürgertum in Hassendorf eine Bank, nur drei bis fünf Menschen würden auf ihr Platz nehmen können. Ehrenbürger sein, das ist in Hassendorf eine sehr exklusive Angelegenheit. Umso mehr freuen sich Siever-Johanna und Gernot Breitschuh: Sie besetzen seit der jüngsten Ratssitzung zwei dieser gehobenen Plätze.
Dafür hatte das Gremium mit einstimmigem Votum gesorgt. Wo normalerweise eine erhobene Hand reichte, um Zustimmung für den Antrag zu erteilen, erhoben sich die Ratsmitglieder beim Votum von den Plätzen. Eine Stimmabfrage mit einhelligem Ergebnis – und Respektsbekundung.
Die Laudatio auf die beiden neuen Ehrenbürger übernahm Bürgermeister Klaus Dreyer. Er machte auf die Besonderheit der Ehrung aufmerksam, denn der Rat hatte vor Jahren beschlossen, dass maximal fünf lebende Einwohner den Titel tragen können. Und: „Verwaltung und Rat der Gemeinde sind der festen Überzeugung, dass die Eheleute schon lange verdient haben, zu Ehrenbürgern ernannt zu werden.“
Die Gründe lieferte der Bürgermeister gleich mit – und verwies darauf, dass eigentlich eine Sondersitzung vonnöten sei, um wirklich alle aufzuzählen. Das Paar habe große Beiträge zum kulturellen Leben der Gemeinde geleistet und ihre Geschichte aufgearbeitet. Sie gründeten 1975 nach Fertigstellung der Dorfgemeinschaftsanlage den Hassendorfer Singkreis. „Während Siever-Johanna Breitschuh über 35 Jahre den Chor mit großem Erfolg leitete, war Gernot Breitschuh immer der ruhende Punkt im Hintergrund“, sagte Dreyer und erntete dafür Gelächter.
Als Höhepunkte der gemeinsamen Arbeit der Breitschuhs im Singkreis bezeichnete er die Kinderoper „Struwelpeter“ mit über 100 Mitwirkenden, die Herausgabe einer Schallplatte und einer CD, die Sommerkonzerte, die Teilnahme am Niedersäschsischen Chorwettbewerb 1981, der Sängerwettstreit in Pohlheim 1985. „Auch heute sind wir dankbar, dass der Chor bei Freund und Leid, insbesondere am Volkstrauertag, zur Verfügung steht“, so Dreyer.
Gernot Breitschuh schrieb „eine Chronik nach der anderen“: unter anderem für die Gemeinde, den Schützenverein und die Feuerwehr. Zudem habe er oft angestoßen, das inzwischen bestehende Gemeindearchiv anzulegen. Auch die Broschüre „Hassendorf 2009 bis 2014“ und Schriften zur Flüchltingsproblematik der Nachkriegszeit gehen aufs Konto des Historikers.
Nicht zuletzt waren beide auch politisch aktiv uns saßen im Gemeindrat: Siever-Johanna von 2004 bis 2006 und Gernot von 1976 bis 1982.„Wir haben eigentlich nur das gemacht, wovon wir ein wenig verstehen: Musik und Geschichte“, sagte Gernot Breitschuh. Er bedankte sich, beide seien geschmeichelt, stolz und sprachlos. „Wir versprechen, auch in Zukunft dort zu helfen, wo wir gebraucht werden.“
Siever-Johanna blickte kurz zurück. Für sie stellte die Verleihung des Ehrenbürgerrechts einen entscheidenen Punkt in ihrem Hassendorfer Dorfleben dar: „Zum ersten Mal kann ich heute sagen, ich habe eine Heimat gefunden. Danke dafür.“