Enger Zeitplan fürs Bürgerprojekt Dorfladen Bötersen: Gemeindebewohner packen an

Viele Rädchen für ein Lädchen

Cord Trefke gewährt Einblicke in die Baustelle Dorfladen.
 ©Andreas Schultz

Bötersen. Jedes gesprochene Wort hallt durch die fast leeren Räume. Kabel und Leitungsenden ragen aus den Wänden. Bänke einer Bierzeltgarnitur, zwei Besen und ein Gerüst bilden das Interieur des Dorfladens in Bötersen. In etwa einem Monat sollen hier frische Lebensmittel über die Theke gehen und Besucher beim Schwätzchen Kaffee genießen. Dafür packen Bürger der Gemeinde derzeit kräftig an. Trotzdem: Es wird eng, das weiß auch Cord Trefke. „Der Plan ist sportlich, ich weiß. Aber wenn man sich keine hohen Ziele setzt, schafft man auch nichts“, sagt der Beiratsvorsitzende der Dorfladen Bötersen UG und schmunzelt.

Die Unternehmergesellschaft hält an ihrem ehrgeizigen Plan fest, dass Bewohner der Gemeinde und aus der Umgebung Ende August wieder in Bötersen einkaufen. Wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt und „jedes Rädchen ins andere greift“, sei das auch realistisch, vermutet Trefke.

Viel ist in den vergangenen Wochen in Eigenleistung geschehen. Das Prestigeprojekt des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ wird mit jedem Handschlag greifbarer. Als der Fördermittelbescheid im März da war und die entsprechenden Genehmigungen vorlagen, machte sich der Arbeitskreis ans Grobe: Gebäude entkernen. Wasser, Elektronik, Heizung: alles neu. Erst vergangenes Wochenende waren viele Hände mit Betonarbeiten und Verspachteln beschäftigt, in den nächsten Tagen steht auch das Streichen von Wänden und Decke an und letztlich muss auch eine neue Eingangstür her. Anfang August kommt der neue Fußboden. „Und eine Woche später fängt der Ladenbauer an“, fasst Trefke zusammen. Jedes Mitglied des Arbeitskreises bringt sich mit seiner jeweiligen Expertise ein. Findet der Beirat, der die Arbeiten koordiniert, dort mal nicht genug Kräfte, so kann er in der Regel auf Freiwillige aus dem Unterstützerkreis zum Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ zählen. „Jeder, der Bock hat, kann sich einbringen. Derzeit sind etwa 38 regelmäßig dabei, und damit kann man schon einiges beschicken. Dass etwas passiert, ist wirklich schön anzusehen. Manchmal kommen auch Leute vorbei, die nicht arbeiten können. Sie bringen stattdessen Getränke. Auch das ist ein sichtbares Zeichen einer gut funktionierenden Gemeinschaft“, freut sich Trefke. Geschafft hat diese schon einiges, darunter auch viele schwere Arbeiten. Ein Durchbruch zu den hinteren Räumen sorgt für mehr Durchlässigkeit, nebenbei kommt so das alte rote Mauerwerk wieder zum Vorschein. „Wir sehen hier ein bisschen Geschichte“, sagt Trefke und klopft mit der Faust auf die roten Steine. Ortskundige wissen, dass die Handwerker mit Abnahme der Fliesen einen Teil der Fassade freigelegt haben, die einst das Gesicht der alten Grundschule war. Die alte Handwerkskunst soll aufbereitet werden und als Bogen den Durchgang in den hinteren Bereich des Dorfladens verschönern. Pläne fürs Innere gibt es einige, Ideen noch viel mehr, sagt der Bereitsvorsitzende. Aber längst nicht alles sei zur sofortigen Umsetzung geeignet. „Wir müssen erst mal sehen, dass das Gerüst steht“, so Trefke. Dazu gehört zum Beispiel ein kleines Café im Eingangsbereich, wo sich der viel beschworene Begegnungs- und Treffpunkt Dorfbewohner in Form des Cafés manifestieren soll. Rechts vom Eingang planen die Macher ein Schwarzes Brett und wenige Schritte davon entfernt werden Kunden linker Hand bereits auf die Kasse, Auslage mit Kuchen, belegten Brötchen, die Frischetheke und einen großen Schrank mit regionalen Frischeprodukten treffen. Rechts folgt erst die Obst- und Gemüsetheke als „erster Blickfang“ wie Trefke sagt, dann kommen die Tiefkühlprodukte. Kurze Lieferwege gehören zum Konzept, so sollen beispielsweise Fleisch, Eier und Honig möglichst aus der Region kommen. Der Vollsortimenter will auf seiner Ladenfläche zudem alle Produkte des täglichen Bedarfs bieten und dabei auch die preisbewussteren Einkäufer ansprechen – „allerdings nicht mit 20 Sorten Ketchup“, fasst der Beiratsvorsitzende zusammen. Auf 160 Quadratmetern Verkaufsfläche kommen so laut Internetseite der Gemeinde trotzdem noch rund 2.700 verschiedene Artikel zusammen, zum Teil saisonal wechselnd, inklusive Bio-Palette. Außerdem steht die Möglichkeit im Raum, dass Bewohner eigene Erzeugnisse anbieten, so nennt Trefke selbst gemachte Marmeladen, Liköre oder Weine als mögliche Zusatzwaren. Was später noch entstehen könne, ist ein zusätzlicher Mittagstisch mit Speisen, die aus Frischewaren entstehen, die keinen Abnehmer fanden. „Wir wollen unseren Verderb reduzieren, so lässt sich eventuell ein Teil der Auslage verkochen. Andere Dorfläden bieten so was auch an und wir könnten das auch, wenn alles erst mal läuft“, erklärt der Beiratsvorsitzende. Ebenfalls denkbar seien Annahmestellen für Reinigungssachen und für Postlieferungen. Auch verpackungsarme Produkte, zum Beispiel Nudeln und Müsli zum Abfüllen in mitgebrachte Dosen, waren im Gespräch. „Aber das können wir am Anfang noch nicht darstellen“, erklärt Trefke. Der Beirat müsse darüber hinaus zunächst prüfen, ob die daraus resultierenden Investitionen im Verhältnis stehen. Aber man achte bereits darauf, zum Beispiel Obst und ähnliche Produkte verpackungsarm anzubieten. „Deshalb auch der Frischetresen. Da bekommt man seine fünf Scheiben Salami, auch ohne dabei Müll zu produzieren“, sagt der Beiratsvorsitzende. Sicher ist: Das Dorf ist am Laden interessiert. Gerade dann, wenn mal wieder ein Arbeitseinsatz läuft, seien neugierige Blicke zu beobachten. Und auch unter allen Beteiligten erreicht die Motivation neue Höhen. Zwei Mitarbeiter sind in Teilzeit eingestellt, fünf weitere sind für Stellen auf 450-Euro-Basis im Gespräch. Heißt: Etwas ist in Bewegung – und es wird ernst. „Die Freude steigt, das ist deutlich zu spüren. Keiner von uns kommt aus dem Einzelhandel und trotzdem sieht man: Wir können uns was zutrauen, wenn wir es gemeinsam angehen. Und dabei kann jeder seine eigene Note einbringen“, so der Beiratsvorsitzende. Über vieles werde dabei kontrovers und umfangreich im Beirat diskutiert – und dabei sehr offen. Ein „geht nicht“ gebe es nicht. Trefke: „Wir sind mit Herzblut dabei. Und bisher war alles möglich.“

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