Einfach spitze: Mario Ernst pfeift auf Bezirksebene für den Sportverein Horstedt - Von Andreas Schultz

Der Mann hinter den Karten

Trotz Knie-Operation bleibt er am Ball: Mario Ernst ist zweiter Vorsitzender des SV Horstedt und pfeift für den Verein in der Bezirksliga.
 ©Andreas Schultz

Horstedt. Mario Ernst ist Schiri mit Leib und Seele. Beim SV Horstedt ist er zweiter Vorsitzender, Spielausschuss- und Schiedsrichterobmann. Doch selbst im Fußball aktiv zu sein – das ist es, was für ihn sportliches Vereinsleben ausmacht.

„Fußball ist einfach mein Steckenpferd“, so der 36-Jährige. Mit 18 Jahren stieg er mit der Sportart in den Verein ein. Bis vor fünf Jahren blieb er in der ersten Herrenmannschaft am Ball – „leistungsstark“, wie er sagt. Dann kam die Knie-Operation und Ernst musste sportlich kürzer treten. „Ich wollte aber auf jeden Fall beim Fußball bleiben“, erklärt er. Deshalb spielt er noch regelmäßig in der Mannschaft der Alten Herren – „immer vorne mit dabei“. Noch mehr Zeit und Herzblut investiert Ernst aber in seine Tätigkeit als Schiedsrichter. Bis zu dreimal pro Woche steht er mit den Karten in der Tasche auf dem Platz.

„Viele Fußballer stehen in jungen Jahren vor der Wahl: Spiele ich jetzt weiter und versuche, ein hohes Niveau zu erreichen oder fange ich mit dem Pfeifen an“, erklärt Ernst. Er hatte sich für die erste Variante entscheiden. Mit mehr als 30 Jahren doch erstmals die Rote und die Gelbe in die Tasche zu stecken, sei eher untypisch. Umso stolzer ist er darauf, wie weit er es in seiner Rolle als Unparteiischer gebracht hat. „Dass ich es noch bis in die Bezirksliga schaffe, hätte ich am Anfang nie gedacht“, sagt er. Als Ziel hatte er ursprünglich die Kreisliga im Blick, das Pfeifen „ging aber so gut von der Hand“, dass er quasi übers Ziel hinaus schoss. Und damit ist er glücklich. Wenn er noch eine Liga höher pfeifen könnte, würde er sich freuen. Die Chancen dafür seien aber eher schlecht, glaubt Ernst.

Sein Erfolgsrezept für den Umgang mit der Trillerpfeife: Man braucht ein dickes Fell, die richtige Außendarstellung, muss abwägen können und einen guten Spruch auf Lager haben. Konflikte lassen sich nicht vermeiden. „Es gibt Schiedsrichter, die pfeifen einfach nur stumpf nach Regelheft“, sagt Ernst. Das sei zwar grundsätzlich nicht verkehrt, besser sei es aber, das Spiel richtig zu lesen. Und das könne er. Der Unparteiische erläutert das an einem Beispiel: Ein Spieler der Mannschaft grün fault einen Spieler der Mannschaft rot. Rot gelangt aber direkt wieder in Ballbesitz und erzielt unmittelbar danach ein Tor. „Ich kann sofort pfeifen, damit ist aber der Vorteil von rot dahin. Das Foul muss ich natürlich trotzdem ahnden. Das passiert nach dem Tor“, erklärt Ernst.

Ein Schiedsrichter, der ein Spiel möglichst lange ohne die Nutzung einer Karte begleitet, sei in den meisten Fällen ein guter. Mit gelb, gelb-rot und rot um sich zu werfen, sei nicht sein Stil. Oft könne man einen Spieler mit den richtigen Worten wieder auf Spur bringen, ohne ihm eine Sperre aufs Auge zu drücken.

Neben der Schiri-Tätigkeit, mit der Ernst monatlich wohl auf etwa 20 Stunden kommt, schlagen die Veranstaltungsplanungen im Verein, Vorstandssitzungen, Schiedsrichter-Lehrgänge und die Spiele mit den Alten Herren mit rund 13 Stunden zu Buche, zusammen also rund 33 Stunden. Oben drauf kommen noch die Arbeitsdienste. „Als Tischler ist man dann im Verein quasi automatisch der Vorarbeiter“, sagt Ernst lächelnd. Fast eine Arbeitswoche zusätzlich ist er zeitlich also für den Verein aktiv.

Und doch kriegt er nicht genug: Er kann sich vorstellen, für den SV wieder als Trainer am Spielfeldrand zu stehen. Mit der Damenmannschaft SG Nartum-Horstedt hat er in der Vergangenheit gute Erfahrungen gesammelt – das spornt an. „Doch wenn ich Trainer werde, muss ich als Schiedsrichter wieder kürzer treten und das will ich im Augenblick noch nicht“, so Ernst. Die Trainer-Tätigkeit bleibt also vorerst Zukunftsmusik.

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„Einfach spitze“: In ihrer neuen Serie stellt die Rundschau Menschen vor, die spitze sind, weil sie sich ehrenamtlich engagieren: als Helfer in der Not, in den Bereichen der Kinder- und Jugendarbeit, in Sport- und Musikvereinen – und einfach als langjährige, gute Geister hinter den Kulissen.

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