Bilder sind nicht gleich Bilder: O’Connor malt nach Fotos von Zachrau - Von Antje Holsten-Körner

Licht und Leinwand

Tony Ou2019Connor und Andrea Zachrau verstehen sich blendend.
 ©Antje Holsten-Körner

Hellwege. Tony O’Connor gilt als einer der besten Pferdemaler weltweit. Bereits zum zweiten Mal war der 42-jährige Ire jetzt zu Gast in Hellwege bei Andrea Zachrau, die vielen Lesern sicherlich noch als Redakteurin der Rundschau bekannt ist. „Ich habe schon lange seine Arbeiten verfolgt“, erzählt Zachrau, inzwischen Chefredakteurin der Zeitschrift „Reitsport Magazin“.

Als wieder ein besonderes Titelfoto für die Zeitschrift benötigt wurde, nahm Zachrau Kontakt zum Künstler auf und bat um die Genehmigung zur Veröffentlichung eines seiner Gemälde. Bei dieser Gelegenheit fragte die Reitsportbegeisterte O’Connor, ob er weitere Foto-Vorlagen für seine Malerei benötigen würde.

Das kommt nicht von ungefähr: In den vergangenen Jahren hat sich die Hellwegerin mit ihren außergewöhnlichen Tierbildern einen hervorragenden Namen in der Pferdeszene gemacht, sodass ihr Shooting-Anfragen aus ganz Europa vorliegen. Damit der Künstler, der mehr als 200.000 Follower auf seinem Facebook-Account vorweisen kann, einen Eindruck erhält, schickte sie eine ihrer Aufnahmen des spanischen Hengstes „Galan“ mit. O’Connor war so angetan, dass er daraus ein 1,5 mal ein Meter großes Gemälde schuf, das später ein Kunstliebhaber aus Amerika erwarb.

Doch dabei blieb es nicht, denn Galan rückte für den Iren immer mehr in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Die Vorlagen kamen jeweils von Zachrau, die den ausdrucksstarken Hengst schon oft abgelichtet hatte. Eine dieser Galan-Zeichnungen stand sogar bei der Dublin Horse Show in Irland im Rampenlicht.

Um Galan persönlich kennen zu lernen, machte sich O’Connor im vergangenen Jahr erstmals auf den Weg nach Hellwege. Für ein gemeinsames Shooting vereinbarte Zachrau mit Galans Besitzerin Alexandra Knabbe in Loxstedt einen Termin. „Dabei haben wir Tonys Ideen umgesetzt“, erinnert sich die 38-Jährige. Daraus entstanden weitere Bilder für die Dublin Horse Show. Zu erwerben gibt es diese nicht nur als Auftragsarbeiten, sondern teilweise als Kunstdrucke oder als Bilder in Kalendern.

Für die Hellwegerin ist die gemeinsame Arbeit mit O’Connor eine große Herausforderung. „Den künstlerischen Austausch, der stattfindet, wenn wir Ideen zusammen umsetzen, finde ich spannend“, sagt sie. Sehr bewegt waren Beide, als „Galan“ im vergangenen Herbst seine letzte Reise antrat. „Wir wussten, dass er bald sterben wird“, erzählt Zachrau. Für O’Connor war der Tod des spanischen Hengstes ein so einschneidendes Erlebnis, dass er für einige Zeit keine Pferde malen konnte. Ein angefangenes Galan-Bild blieb somit unvollendet. Erst als Zachrau Fotos von „Tejano“, ebenfalls ein spanischer Hengst, dem neuen Pferd von Alexandra Knabbe, nach Irland schickte, löste sich die Malblockade.

Bei der jetzigen Reise nach Deutschland stand bei ihm ein Besuch bei Tejano auf der Wunschliste. Außerdem hatte die Fotografin ein Shooting von spanischen Hengsten bei Andrea Schmitz, einer Ausbilderin und Showreiterin, organisiert. „Tony liebt spanische Hengste“, verrät die Chefredakteurin. Da bei den Terminen in Hannover und Bremerhaven noch weitere Pferde fotografiert wurden, möchte O’Connor lange davon profitieren. „Es waren viele neue Inspirationen. Das sollte für ein Jahr reichen“, erklärte der Familienvater.

Schon von Kindesbeinen an malt der Ire Pferde. „Ich war damals oft zu Gast bei meinem Großvater in der Schmiede“, erzählt der 42-Jährige. Die Arbeit in der dunklen Werkstatt beeindruckte den kleinen Tony so sehr, dass die Stimmung bis heute seine Arbeit prägt: „Ich male nur vor schwarzem Hintergrund, analog zu Andreas Fotografien.“

Auch Zachrau entdeckte früh ihr Faible für die Kunst. Im Laufe der Jahre baute sie die Pferdefotografie immer weiter aus. Oft vor der Linse war „Chanti“, vielen Rundschau-Lesern sicher noch durch die Serie „Chantis Fohlentagebuch“ bekannt. Einen großen Schub gab es, als sie 2014 Jacques Toffi, einen der größten deutschen Pferdefotografen, begleiten durfte. „Von ihm habe ich sehr viel gelernt“, so die 38-Jährige. Inzwischen verfügt sie über ein mobiles Studio, zu dem eine 24 Quadratmeter große Leinwand und vier Blitze gehören.

Obwohl sie viel Lob für ihre Arbeit erhält, möchte sie sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. „Ich möchte immer wieder etwas Neues erschaffen“, betont die Fotografin. Dafür setzt sie viele Effekte ein. Dazu gehört die Holi-Fotografie, bei der Pferde im bunten Nebel abgelichtet werden, genauso wie die Arbeit mit Gegenlicht und mit den in die Luft geworfenen Tüchern. Die Aufnahmen sind so gut, dass nur dezent mit Photoshop nachbereitet wird.

„Chanti“ gehört leider nicht mehr zu ihren Motiven, denn die Stute verstarb im Jahr 2017. „Das größte Geschenk hat sie mir mit ihrem Fohlen ‚Flannagan‘, inzwischen zwei Jahre alt, hinterlassen. Er hat ganz viel von ihr geerbt“, so Zachrau. An Chanti erinnert sie auch das große Gemälde, das O’Connor von der Stute gemalt hat: Es hängt im Hellweger Wohnzimmer der Journalistin.

Für sie hätte die Entwicklung kaum besser laufen können. „Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen und etwas schaffen, was andere begeistert“, schwärmt sie von ihrer Arbeit mit den Pferden. Außerdem freut sie sich, dass ihr Foto von Galan viele Menschen zusammengebracht hat: „Den spanischen Hengst kennt inzwischen fast jeder – sogar in Neuseeland und Hawaii.“

Für ihre Bilder gibt es viel Lob aus berufenem Mund: „Sie ist eine hervorragende Fotografin“, schwärmt O’Connor.

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