60 MINUTEN Unser Autor beim Landfrauen-Sport in Bötersen - VON MATTHIAS DAUS

An der körperlichen Grenze

Gemeinsam fällt der Sport leichter. Das denken sich auch die Bötersener Landfrauen. Foto: Daus
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Bötersen – Sport treiben fällt in der Gruppe immer leichter, als wenn man es allein versucht. Die „Landfrauen Bötersen und umzu“ haben gerade ein Sportprogramm am Start und in 60 Minuten bekommt man einen Einblick darin, wie man viele Personen mit unterschiedlicher Fitness unter einen Hut bekommen kann.

Unter allen guten Vorsätzen für das neue Jahr ist der Wunsch, auf jeden Fall mehr Sport treiben zu wollen, ganz weit oben auf der Liste. Das ist bei mir nicht anders. Regelmäßig nehme ich mir wieder vor, sofort zu beginnen. Man ist ja bescheiden mit seinen Zielen. Aber wie in jedem Jahr klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine große Lücke, und ich habe berechtigte Zweifel daran, dass ich überhaupt mal einen Kilometer laufen könnte.

Meine Laufschuhe sind die traurigsten Kleidungsstücke, die ich habe. Sie verstauben mit einer schönen Regelmäßigkeit, aber das soll jetzt endlich mal anders werden. Mein Gedanke ist, dass ich mich einfach mal einer Gruppe anschließen werde und die „Landfrauen Bötersen und umzu“, die derzeit ein Sportprogramm veranstalten, scheinen genau richtig für mich zu sein.

Denn schließlich werben sie damit, dass weder Alter noch Fitnessstand eine Rolle spielen, bei dem was sie machen. Jeder, oder besser jede macht so viel wie sie kann. Nun bin ich rein anatomisch keine Landfrau, aber im Zuge der allgegenwärtigen Gleichberechtigung sehe ich darin kein Hindernis. Ebenso wenig wie Angela Bruns, die dieses Sportprogramm ausgearbeitet hat und leitet. „Hier ist wirklich jeder willkommen. Die Hauptsache ist, man möchte sich bewegen und hat Spaß daran“, sagt sie.

Allerdings ist die Personenzahl auf 25 beschränkt. Eine größere Gruppe könnte man nicht genügend koordinieren, was auch Nachteile für den Ablauf des Ganzen hätte. Angelegt ist es als eine OpenAir-Veranstaltung und die findet eigentlich an den vier Samstagen im Februar statt. Und es muss schon ein gefährliches Orkantief kommen, um daran zu rütteln. Das Programm ist jede Woche anders und zielt darauf ab, möglichst jede Muskelgruppe zu trainieren. Dazu wird auch noch die Kondition gefördert und natürlich kommt auch die soziale Komponente nicht zu kurz. Ein Gemeinschaftssinn, der bei den Landfrauen groß geschrieben und hier praktisch umgesetzt wird.

Das Teilnehmerfeld ist bunt gemischt. Und das nicht nur, weil ich hier der einzige Mann bin. Die jüngste Teilnehmerin ist noch nicht einmal volljährig und die Älteste schon mehr 80 Jahre alt. Und schon nach dem ersten Aufwärmen denke ich, wenn ich jemals in diesem Alter sein werde, möchte ich auch so fit sein. Wir stehen in einem großen Kreis und bewegen uns zu lauter Musik. Angela Bruns hat das Kommando und sagt, was wir tun sollen.

Das Ganze entspricht dem, was ich unter Aerobic verstehen würde und ist ehrlich gesagt nicht ganz meine Welt. Aber ich möchte hier nicht unangenehm auffallen, also mache ich mit und habe doch glatt auch Spaß an der Sache. Natürlich bin ich immer außer Takt und habe Mühe mit der Koordination meiner Extremitäten, aber die versammelte Damenschaft sieht darüber milde hinweg. Die Begeisterung meiner Mitstreiterinnen für das alles hier ist offensichtlich und auch ansteckend.

Ins Leben gerufen wurde diese Art der Sportlichkeit bereits im Frühjahr 2021. Damals noch unter verschärften Bedingungen durch die Coronaauflagen, die einen gemeinschaftlichen Start unmöglich gemacht hatten, weshalb man in kleinen Gruppen einen Parcours absolviere konnte. Heute ist das alles schon wieder ganz anders und wir dürfen als komplette Gruppe im Freien miteinander etwas für das eigene Wohlbefinden tun. Es folgt eine Art Zirkeltraining mit sechs Stationen, die man immer zu zweit ansteuert und an denen man allerlei Übungen machen darf. Vereinfachte Liegestütze, Klimmzüge und eine Vielzahl anderer Aufgaben warten auf uns und Angela Bruns führt alles vor.

Und wie immer, wenn man jemandem zusieht, der eine Sache beherrscht, sieht es bei ihr auch alles wirklich leicht aus. Da wir aber viele Übungen haben, die auf dem eigenen Körpergewicht basieren, ist es für mich ungleich schwerer. Der Intervall besteht aus zwei Minuten Übungen und einer Minute Pause. Und weil ich ein Mann bin und deswegen auch den Hang zur Selbstüberschätzung habe, muss ich schnell erkennen, dass ich dem nicht so gewachsen bin, wie ich dachte. Ich erkenne Muskelgruppen, die es bisher so noch nicht gegeben hat bei mir und erwarte für die nächsten Tage einen ausgeprägten Muskelkater. Es folgt noch eine Laufeinheit. Eine Strecke von rund einem Kilometer, die manche etwas schneller laufen und andere als schnelleren Spaziergang absolvieren. Spaziergang ist genau meine Kragenweite.

Es ist wirklich so, dass jeder, oder jede, für sich entscheidet, wo die eigene Grenze ist. Und niemand sieht mich komisch an, als ich meine Grenze eben sehr früh erreicht habe. Wieder zurück gibt es noch einmal dieses Zirkeltraining und die netten Damen haben immer noch Freude an der Sache. Eine Challenge zum Abschluss und schon sind die 60 Minuten um. Es herrscht eine gelöste Stimmung. Alle sind zufrieden und freuen sich auf die nächste Woche. Dann ist es auch schon Schluss für dieses Jahr.

Und das ist im Sinne aller. Denn niemand möchte das ganze Jahr über immer samstags dieses Programm haben, aber für vier Wochen im nächsten Frühjahr würden wieder alle gerne dabei sein. Und es ist nicht unmöglich, dass auch ich versuche, wieder einmal dabei zu sein. Sofern es einen Platz für mich gibt, denn als Mitglied bei den Landfrauen hat man im Zweifelsfall Vorrang. Für heute ist jedenfalls Schluss, ich fahre nach Hause und werde zur Belohnung ein großes Stück Schwarzwälder Kirschtorte essen. Oder zwei Mettbrötchen. Oder beides.

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