Scheeßeler Friedrich Heitmann sammelt Erfahrungen in Australiens Landwirtschaft - Von Andrea Winterhalter

Ernten bis zum Sonnenaufgang

Friedrich Heitmann (links) und sein Freund Steffen Peters sammeln in Australien Lebenserfahrung und Kartoffeln.
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Pinnaroo/Scheeßel. In den etwas ruhigeren Wintermonaten die Füße hochlegen und der Muße frönen, das kommt für Friedrich Heitmann (20) aus Scheeßel nicht in Frage. Im Gegenteil, der gelernte Landwirt ist um die halbe Welt gereist, um bei der Ernte auf dem australischen Kontinent zu helfen. Und das ist in dieser Jahreszeit auf der Südhalbkugel eine ziemlich heiße Angelegenheit.

Mit von der Partie ist sein Freund Steffen Peters (22) aus der Nähe von Stade. „Gemeinsam haben wir die Ausbildung zum Landwirt absolviert und anschließend die einjährige Fachschule Agra besucht und dort den Abschluss zum staatlich geprüften Wirtschafter gemacht“, berichtet Heitmann und fährt fort: „Da wir beide zuhause einen landwirtschaftlichen Betrieb haben, passt der Zeitraum zwischen Oktober und März perfekt. In Australien ist dann Sommer und die Getreideernte steht an. Außerdem haben wir viel über die wunderschöne Natur gehört und wollten diese gern selbst erleben.“ Weitere Argumente, ein halbes Jahr „Down Under“ zu verbringen, waren die englische Sprache und Landwirtschaft auf einem anderen Kontinent zu erleben.

„Nach unserer Ankunft halfen wir bei der Getreideernte auf Nachbarfarmen in Warren, 700 Kilometer westlich von Sydney.“ Untergebracht waren die jungen Männer in einer Wohnkabine auf dem Campingplatz. „Es hat uns dort sehr gut gefallen. Wir haben viele Menschen kennengelernt und jeden Samstag fand auf dem Platz ein gemeinsames Barbecue statt. So sind wir schnell mit den australischen Mitcampern ins Gespräch gekommen.“

Als die Getreideernte auf den Farmen erledigt war, stand eine zweiwöchige Reise entlang der pazifischen Südküste an: Melbourne und die Great Ocean Road waren angesagt.

Gegenwärtig sind die beiden in einem Wohncontainer auf der größten Kartoffelfarm Australiens untergebracht. Die Farm liegt in Pinnaroo im Süden des Kontinentes an der Grenze zu Viktoria. „Jeden Tag sitzen wir ab 17 Uhr auf dem Kartoffel-Roder und arbeiten die ganze Nacht, oft bis zum Sonnenaufgang. Tagsüber ist es für das Personal und die Kartoffeln viel zu heiß.“

Den Kartoffelanbau empfinden die Landwirte als besonders interessant, da die Erdäpfel täglich bewässert werden und sich der Boden deutlich von dem der heimatlichen Äcker unterscheidet. „Diese Anbauweise ist sehr kostenintensiv, sodass Kartoffeln im Supermarkt umgerechnet 4,50 Euro pro Kilogramm kosten. Das ist ein Vielfaches des deutschen Preises“, resümiert Heitmann.

Auf die Frage, was so am Wochenende anliegen würde, kam die erstaunte Gegenfrage: „Welches Wochenende? Zwischen drei und sechs Uhr nachts kommen wir von den Feldern, schlafen bis ungefähr um zwölf Uhr, frühstücken, kaufen ein und erledigen, was sonst anliegt. Nach einer kleinen Mahlzeit fahren wir um halb fünf wieder zum 20 Kilometer entfernten Feld.“ Wenn die Landwirte mal einen freien Tag haben, kochen sie sich etwas Ordentliches, gehen auf ein paar Bier in den Pub und erkunden die Gegend.

„Die Sonne geht um 20 Uhr unter und um 6 Uhr wieder auf. Das sieht wunderschön aus, da es weit und breit keine anderen Lichtquellen gibt und man über die großen Felder einen sehr weiten Blick hat. Es ist einfach traumhaft. Der Nachthimmel ist atemberaubend. Am südlichen Himmel stehen deutlich mehr Sterne als über der Nord-Halbkugel und wegen der dünnen Besiedelung ist die ‚Lichtverschmutzung‘ besonders gering.“

Das sonnige, warme Wetter, die unendlichen Weiten mit sehr wenig Verkehr auf den Straßen und die stets gut gelaunte, freundliche sowie hilfsbereite Bevölkerung gefallen den Männern aus Niedersachsen besonders.

Mit Fremdenfeindlichkeit haben Friedrich und Steffen keine Erfahrung machen müssen. Allerdings vermissen sie die gute deutsche Küche, Schwarzbrot, ungechlortes Trinkwasser und natürlich ihre Freunde.

Am Silvesterabend steht etwas ganz Besonderes für die zwei jungen Männer an. „Wie fahren für eine Woche nach Sydney. Dort hat ein Freund von uns, den wir auf der Great Ocean Road kennengelernt haben, ein Haus an dem recht zentral gelegenen Bondi Beach. Wir freuen uns darauf, mit ihm Sydney zu erkunden und das weltberühmte Feuerwerk zu erleben.“

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