Klauenpfleger Markus Krüger aus Fintel - VON LARS WARNECKE

Pediküre ist sein Ding

Die Freude an seinem Beruf als Klauenpfleger sieht man Markus Krüger an. Dieses Kalb scheint besonders an dem Finteler Gefallen zu finden.
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Fintel – Wer kann von sich schon behaupten, im Besitz eines mobilen Nagelstudios zu sein? Noch zudem eines, das mehrere Tonnen auf die Waage bringt und voll hydraulisch nach dem neuestens Stand der Technik funktioniert? Markus Krüger kann es. Damit reist der 41-Jährige kreuz und quer durch Norddeutschland – Niedersachsen und Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein. Nicht etwa zu menschlichen Kunden, die sich von dem Finteler mal wieder die Füße pflegen lassen wollen. Nein, Krügers Einsatzort sind Zuchtbetriebe, handelt es sich bei seinen Klienten doch um Paarhufer. Oder genauer: um Milchkühe. „Was die Nagelfeile für die Dame ist, ist die Flex für die Kuh“, sagt der Klauenpfleger – übrigens einer der wenigen in der Region.

Früher war Krüger Assistent in der Notfallrettung, damit oft als Erster an Unfallstellen. Nach Jahren der Belastung, die so ein Job mit sich bringt, hat er ihn an den Nagel gehängt. „Ich war mit den Nerven völlig am Ende“, erinnert er sich. Seine neue Berufung fand der gebürtig aus Soltau stammende Tierfreund in der Klauenpflege, 2012 machte er sich mit einem Service selbstständig. „Seitdem bin ich eigentlich immer unterwegs.“

Stimmt. Denn wenn er nicht gerade mit seinem am Auto befestigten Stand vor irgendeinem Kuhstall vorfährt, nimmt Krüger regelmäßig an Fortbildungen teil – selbst heute noch. Zehn bis zwölf Schulungen, sagt er, werden es pro Jahr wohl sein. „Denn ich will ja auch passend auf das Tier eingehen können.“ Und, darauf legt der staatlich geprüfte Klauenpfleger, der weiß, dass es in seinem Berufszweig auch viele schwarze Schafe gibt, viel Wert: „Ich arbeite mit neuesten Maschinen und Medikamenten, um so das bestmögliche Ergebnis herauszuholen.“

Nur von welchem Ergebnis sprich er eigentlich? Und: Warum verwendet man überhaupt so viel Aufwand, die Füße des Viehs zu schneiden? „Im Grunde genommen bedeutet Klauenpflege gleichzeitig auch immer eine Rundumkontrolle.“

Da die Kühe heutzutage viel auf Matten laufen, falle die normale Abnutzung der Klauen weg, erläutert der Finteler, der nebenbei auch noch landwirtschaftliche Berufsschulklassen in Rotenburg und Soltau unterrichtet. Entzündungen entstünden somit eher. Diese müssten behandelt werden. „Die Füße tragen die Milch“, merkt er wissend an. Und nur gesunde Füße würden die Milchleistung nicht beeinträchtigen, würden den Tieren ein langes Leben bescheren, sie kräftiger halten.

Wo andere Klauenpfleger einen Kippstand verwenden, in denen die Kühe die Pediküre in Schräglage über sich ergehen lassen, bleiben sie bei Markus Krüger in für sie gewohnter aufrechter Position. Und das, wie er betont, aus gutem Grund: „Solche Kippstände sind ursprünglich mal für Operationen am Labmagen erfunden worden, sie eigenen sich aber nicht dafür, die Kühe immer wieder auf die Seite zu schmeißen, da sie ja auch dauerhaft trächtig sind.“ Alle drei bis sechs Monate, weiß er, müssten die Füße der Tiere geschnitten werden – so schreibe es der Gesetzgeber vor.

Statt Schieflage traben bei ihm die Paarhufer also in eine Gitterbox – einer nach dem anderen. Die fährt per Knopfdruck hoch, während sich die Bauchgurte automatisch schließen. „So kann ich selbst kerzengerade stehen bleiben und ganz normal am Tier arbeiten“, nennt er einen Vorteil auch für sich und seinen Rücken.

Wer glaubt, Krüger rücke nur zu individuellen Einzelbehandlungen aus, irrt sich gewaltig. Nein, sein Hauptgeschäft ist der sogenannte Herdenschnitt, bei dem es auch schon mal mehr als 1 000 Milchkühe pro Einsatz zu betreuen gilt. Dafür stehen immer jeweils fünf Tiere gleichzeitig in einem an den Klauenpflegestand angegliederten Wartebereich.

„Ich nehme mir wahnsinnig viel Zeit für jede Kuh, schaffe die Masse aber nur, weil ich eben diesen Wartebereich habe und der Kuhwechsel so unheimlich schnell vonstattengeht“, hat er die Erfahrung gemacht. Bei wie vielen Tieren er pro Tag so zur Flex greift? „Rund 120, aber nur unter der Voraussetzung, dass auch alle gesund sind“, berichtet der 41-Jährige, der für nichts in der Welt wolle er seinen Beruf gegen einen anderen eintauschen. „Ich habe gefunden, was mir Spaß macht – und Erfolg macht Spaß.“

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