Scheeßel – Bis zum Beekefestival im Juli ist es noch etwas hin, doch hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Mit Hawaii, Indien, Schweden und anderen internationalen Gruppen haben die Organisatoren einmal mehr ein internationales Line-Up aus neuen Acts und „alten Bekannten“ aufgestellt. Wir haben uns mit der ersten Vorsitzenden der Beekscheepers, Christine-Kai Humrich, und dem Verantwortlichen für nationale und internationale Kontakte, Jörn Klee, über den Neustart nach Corona, Festivalachsen und die Kunst der privaten Unterbringung unterhalten.
Das 24. Internationale Beekefestival steht dieses Jahr unter dem Motto „Alte und neue Freunde“ – damit sind nicht nur die befreundeten Gruppen aus Schlitz und Neustadt gemeint, oder?
Jörn Klee: Nein, noch viele mehr. Der Hintergrund ist, dass wir uns anlässlich unseres 50-jährigen Bestehens dieses Jahr gefragt haben, wie wir das im Rahmen des Festivals zelebrieren wollen. Gerade vor dem Hintergrund von Corona wollen wir das in den Vordergrund stellen, was wichtig war und ist: die alten gewachsenen und hoffentlich auch einige neuen Freundschaften. Auf welche „alten Freunde“ dürfen die Gastgeber und Besucher sich denn konkret freuen? Klee: Eine ganze Menge. Auf unsere Freunde aus Schweden, zu denen seit 1979 Beziehungen bestehen. Die jungen Leute von damals sind, nun ja, gereift – genau wie bei der Partnergruppe, unserer Dienstagsgruppe, mit der ein langjähriger Austausch gepflegt wird. Man trifft sich bei Weihnachtsmärkten in Lübeck und Stockholm, und auch ein Mittsommerfest durften einige von uns schon miterleben. Christine-Kai Humrich: Und auf unsere Freunde aus Indien, die uns letztes Mal gerettet haben, als eine Gruppe aus Südamerika kurzfristig abgesagt hatte. Damals sprangen sie kurzfristig ein, mit der bitteren Pille, dass sie ihre Musiker, eigentlich eine Vorgabe des Dachverbands CIOFF, nicht mitbringen konnten. Diesmal kommen sie mit einer größeren Gruppe, mit Livemusik und Frauen. Und natürlich Schlitz, eines der Gründungsmitglieder des CIOFF Deutschland, die 1973 in Scheeßel gegründet wurde und ein wichtiger Partner bei Einladungen internationaler Gruppen, die nicht nur für ein Festival anreisen können, sondern durch Europa touren. Scheeßel und Schlitz sind, früher noch mit Wismar, quasi eine Festival-Achse. Die neuen Gruppen und Länder, sind die auch Ergebnis dieser Kontakte? Klee: Ja, mehr oder weniger. Hawaii ist uns quasi so reingerutscht – die sind uns nach ihrem gigantischen Auftritt in Schlitz vor einigen Jahren empfohlen worden. Obwohl sie nur mit drei Mitgliedern da waren, haben sie mit ihrer Feuershow die „Hütte gerockt“ und Tausende Zuschauer begeistert. Dieses Mal kommen sie mit fünf Teilnehmern. Humrich: Ebenfalls bei uns zu Gast ist eine Gruppe aus Mexiko, die ein Wochenende vorher in Schlitz auftritt. Und auch die Einladung der Gruppe aus Rumänien ist über einen solchen Kontakt entstanden. Das klingt ja nach einem gewohnt breit gefächerten Programm. War es nach Corona schwerer oder leichter, Gruppen zu buchen? Humrich: Der Trend, dass wir immer mehr Bewerbungen bekommen, hält unvermindert an. Zum einen sind die Gruppen heiß darauf, wieder zu reisen und aufzutreten, zum anderen gibt es weniger Festivals. Ein Hauptgrund liegt aber wohl darin, dass wir etabliert sind. Im Prinzip fragen wir gar nicht mehr an, sondern wählen aus. Nun war das Konzept der privaten Unterbringung der Tänzer und Musiker ja schon vor der Pandemie nicht immer einfach zu vermitteln. Ist die Skepsis größer geworden? Klee: Es war schon vor Corona nicht immer ein Selbstgänger, für mehr als 200 Tänzer und Musiker Quartiere zu finden. Trotz der Sommerferien, die im Übrigen die Nutzung der Mensa der Grundschule erleichtert, sind wir verhalten optimistisch und hoffen, dass die Bevölkerung uns positiv überrascht. Und bei den teilnehmenden Gruppen, gibt es da keine Skeptiker? Humrich: Bis jetzt war die Reaktion schon mal verhalten, weil viele professionelle Gruppen hohe Ansprüche haben. Die sind dann erstmal enttäuscht: „Betreuung durch Ehrenamtliche? In Familien schlafen?“ Wenn sie dann das Freizeitprogramm erleben – das fällt bei mehreren Auftritten pro Tag bei anderen Festivals flach – und die Familienanbindung, fließen beim Abschied gerade bei den größten anfänglichen Skeptikern schon mal Tränen. Nur bei der israelischen Gruppe, die wir gern hier gehabt hätten, ist diesmal die Teilnahme daran gescheitert, weil ein Hotel eine Bedingung war. Ist das Programm denn jetzt in trockenen Tüchern oder rechnen Sie noch mit Überraschungen? Klee: Überraschungen sind immer drin, aber soweit steht es erstmal. Eine Absage haben wir aus Zeitgründen leider gerade von der schottischen Gruppe bekommen – und das, nachdem wir den nicht ganz unaufwändigen Transport der Dudelsäcke finanziell geklärt hatten. Für den geplanten schottischen Abend am Freitag müssen wir also umdisponieren und ein anderes Motto setzen. Apropos: Bleibt das Programm wie gehabt oder stehen da auch Neuerungen an? Humrich: Was bleibt, sind die Bühnenprogramme, die Lasershow am Samstag, der Gottesdienst in der Kirche, ein Themenabend am Freitag und der Familienabend am Donnerstag. Das informelle Treffen ohne Tracht mit kleinen Vorführungen und viel Mitmachen ist mit am wichtigsten, weil sich die Gruppen hier kennenlernen und vernetzen können und die Gastgeber erfahren, wie es ist, ein Teil der großen Beekscheeper-Familie zu sein. Und auch für den Festumzug haben wir trotz veränderter behördlicher Auflagen positive Signale, dass das klappt. Was läuft hinter den Kulissen, wie lange hatten Sie schon Vorlauf? Klee: Die Planung durch unser „Head of“-Komitee läuft seit Sommer; als Vorstand sind wir durchgehend zwei Jahre auf Trab. Die einzelnen Arbeitsgemeinschaften sind je nach Aufgabenbereich unterschiedlich weit in ihrer Planung. Die AG „Gruppen“ sucht noch Gruppenbetreuer, auch die AG Logistik, die sich verjüngt hat, könnte noch helfende Hände gebrauchen. Die Catering-AG hat die Getränkeversorgung erstmals komplett lokal organisiert mit Günter Meyer, der uns schon ein paarmal gerettet hat. Und Plastik gehört dank Mehrweggeschirr und kompostierbarer Lösungen der Vergangenheit an – das war erstaunlich unkompliziert. Insgesamt könnte man sagen: Die Orga steht, jetzt kommt der Feinschliff! Humrich: Das muss sie auch, da wir ja parallel eine Ausstellung im Meyerhof zu unserem 50-jährigen Bestehen organisieren, eine Chronik und einen Festakt! hey Helfer Wer sich für ein Ehrenamtbeim Beekefestival vom 12. bis 16. Juli als Helfer oder Quartiergeber interessiert, bringt sich unter Telefon 04263 / 912468 oder per E-Mail an info@beekscheepers.de ins Gespräch.