Scheeßel – Wenn die Sonne scheint, ist Matthias Rathjen eine Attraktion auf den Spielplätzen – dann, wenn der 46-Jährige in orangefarbener Warnschutzkleidung nach dem Rechten sieht. Rathjen ist bei der Gemeinde Scheeßel beschäftigt, im Fachdienst Straßen und Grün. Dort arbeitet er auch als speziell ausgebildeter Spielplatzkontrolleur – wie sechs weitere seiner Kollegen, die diese Zertifizierung erlangt haben. Fallen auf den ersten Blick irgendwo Gefahrenquellen beziehungsweise Mängel auf? Die sogenannten leichten Sichtprüfungen, welche die Mitarbeiter wöchentlich vornehmen, um zu sehen, ob sich alles in einem ordnungsgemäßen Zustand befindet, und zwar auf allen 36 öffentlichen Spielplätzen in der Gemeinde, bringen es ans Licht. Dabei werde er bei seinen Kontrollen nicht selten von Kindern umringt, sagt Rathjen. „Sie interessieren sich für das, was ich mache – das kommt durchaus vor“.
An diesem Morgen ist der Scheeßeler, der auch als Vorsitzender des örtlichen Werkstattclubs bekannt ist und zudem eine besondere Leidenschaft für Zollstöcke hat, auf den Freizeitanlagen im Kernort unterwegs. „Ich gucke, ob alles da ist oder nicht doch beispielsweise irgendwo eine Leitersprosse durchgebrochen ist oder ein Schaukelbrett fehlt.“ Eben hat er schon die Schrauben an einem Spielgerät, auf dem Kinder balancieren können, nachgezogen. Ansonsten ist alles in Ordnung – auch mit den Fallschutzbereichen. „Durch das geringere Besucheraufkommen im Herbst und Winter nutzen die Geräte halt nicht so schnell ab wie im Frühling und Sommer“, weiß er aus Erfahrung. Was allerdings ganzjährig ein Thema sei: herumliegender Müll oder – noch schlimmer – Scherben, die im Sand liegen und an denen sich spielende Kinder verletzen könnten. Auch danach hält Rathjen Ausschau – und sammelt den Unrat mit einer Greifzange sogleich ein. Eingebettet sind die Spielplatzkontrollen – in Scheeßel und auch in den Ortschaften – ohnehin in die Mülltouren, die an drei Tagen pro Woche vom Fachdienst gefahrenen werden – „da machen wir unter anderem auch die Abfalleimer an den Bushaltestellen gleich mit leer“, sagt er.
Hierzulande müssen Kinderspielplätze und insbesondere die dort installierten Geräte einer regelmäßigen Kontrolle und Wartung unterzogen werden. Die gesetzliche Verpflichtung dafür ergibt sich aus der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht, die dem jeweiligen Träger der Einrichtung auferlegt ist. „Eigentlich funktioniert das bei uns nach dem Sechs-Augen-Prinzip“, erläutert Pedro Müller, der vom Rathaus aus den Fachdienst leitet. So würden einmal im Monat die Spielgeräte auch nochmal ausführlicher nach DIN-Norm geprüft – Mitarbeiter Jörg Neumann sei für eine solche sogenannte Funktionskontrolle zuständig. „Und dann gibt es im Frühjahr immer die Jahresinspektion durch einen von uns eingesetzten externen und unabhängigen Gutachter“, berichtet der Verwaltungsmann. Dieser würde nach einer für Kommunen verbindlichen Liste vorgehen, mit der er die Geräte systematisch inspiziert und eventuelle Mängel vermerkt. Dabei gehe es durchaus rustikal zu, indem etwa mit einem Hammer gegen die Pfosten geschlagen wird, ein entnommener Bohrkern Aufschluss über den Zustand des Holzes gibt oder eine kritische Zone im Boden freigelegt wird. „Der Experte gibt uns daraufhin den Anstoß, was es zu reparieren oder gar zu ersetzen gilt“, so Müller. Kleinere Instandsetzungen nimmt das Fachdienstpersonal bis zu einem gewissen Grad selbst vor. Erfasst werden die Mängel, von gering bis hoch, in einem digitalen Spielplatzkataster. „Darin ist jede Anlage mit ihren Geräten nebst nummerierten Bauteilen haargenau aufgeführt“, erläutert der Rathaus-Mitarbeiter. Und wenn größere Reparaturarbeiten anstehen? Schließlich müssen diese ja längerfristig geplant werden. „Dann sperren wir die betroffenen Geräte, bis Ersatz beschaffen ist.“ Was die Grünpflege auf den Spielplätzen betrifft, hat die Gemeinde diese Arbeiten an eine Fachfirma vergeben. „Wir kümmern uns nur um bestimmte Bereiche wie Neubaugebiete und Biotope, die wir mähen oder mulchen können – da halten wir uns an den gemeindlichen Satzungstext, wie und wann“, sagt Pedro Müller, während sein Mitarbeiter zwei Glasflaschen aus dem Spielsand „fischt“. Der wird übrigens auf allen Anlagen jährlich ausgetauscht – aus hygienischen Gründen.