Der Deepener Wilhelm Nack schließt seine Mosterei Ende des Jahres

Der letzte Apfelsaft

Auf seiner Streuobstwiese hinter dem Haus hat Wilhelm Nack in den vergangenen Jahren viele alte Apfelbaumsorten gepflanzt. Fotos: Beims
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VON ANN-CHRISTIN BEIMS

Deepen – Vorne steht eine Apfelquitte. Dann folgt Ontario. Direkt daneben befindet sich eine Gewürzluike. Und wer noch weiter in den Garten von Wilhelm Nack hineingeht, findet noch diverse andere alte Apfelsorten. Die verarbeitet er in seiner eigenen Mosterei in Deepen zu Säften. Mal zu reinem Apfelsaft, mal zu Mischsäften mit Quitte, Roter Beete, Erdbeeren, Birnen und mehr. Doch nun soll nach gut 25 Jahren Schluss sein: Nack möchte spätestens zum Ende des Jahres aufhören. Bis dahin mostet er deutlich weniger als sonst in diesen Monaten. „Es ist an der Zeit“, sagt der 63-Jährige.

Zum einen beobachtet auch er die steigenden Energiepreise. Der Stromverbrauch seiner Anlage ist groß, außerdem benötigt er Gas zum Erhitzen des Saftes vor dem Abfüllen. Seine Preise hat er bereits angepasst. „Vielleicht ist es der richtige Zeitpunkt zum Aufhören“, meint er. Zum anderen möchte er auch einfach in Rente gehen. Nach der Schulzeit hatte Nack zunächst Autoschlosser gelernt, dann seinen Zivildienst absolviert. Den hat er beim Rettungsdienst gemacht – und ist direkt geblieben. 21 Jahre hat er als Rettungssanitäter beim DRK gearbeitet, dann war Schluss: Hauptberuflich war er von da an Moster.

Die Liebe zum Obst hat Wilhelm Nack, der in Groß Meckelsen auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, von seinem Großvater geerbt. Als Kind hat er viel mit diesem unternommen. Sein Opa habe sich um die Obstbäume gekümmert, gemeinsam haben sie die geernteten Äpfel immer in die Mosterei gebracht, erinnert er sich. Dadurch habe er viel über das Obst gelernt. Sein Wissen wendet er heute auf seiner eigenen Streuobstwiese und in der Mosterei an.

Seit 1997 hat er seine Lohnmosterei. Das heißt, die Kunden bringen ihre Äpfel mit, Nack verarbeitet sie und verrechnet dann nach Literzahl. „Und eigentlich ist meine Frau daran ,schuld‘“, erklärt der Deepener und lacht. Die beiden haben zusammen vier Kinder, und als seine Frau gerne wieder in ihrem Beruf als Krankenschwester arbeiten wollte, hat Nack das unterstützt. Beide haben von da an in Teilzeit gearbeitet und Nack hat seine Mosterei aufgebaut. Gleichberechtigung? Für ihn selbstverständlich. „Die ist noch nicht genug fortgeschritten“, findet er.

Vor 32 Jahren hat er angefangen, auf seinem Grundstück die ersten Bäume für die etwa zwei Hektar große Streuobstwiese zu pflanzen. Eine weitere pflegt er an der Veerse. „Als wir hierher gezogen sind, war das alles platte Wiese“, erklärt Nack, der mit seiner Frau einen alten Resthof wieder aufgebaut hat. Heute stehen auf seinem Hof mehr als 200 Bäume, einige jünger, andere älter. „Es sind verschiedene Sorten, denn es ist spannend, Neues auszuprobieren“, sagt er. Zum Großteil seien es alte Sorten. Die sind pflegeleicht und stellen keine großen Ansprüche an den Boden. Dennoch haben auch sie unter der Trockenheit der vergangenen Jahre gelitten. War es früher teils zu feucht, sodass Nack im Garten sogar einen Entwässerungsteich angelegt hatte, ist es mittlerweile zu trocken. „Heute ist es ein Bewässerungsteich“, meint er. Er zeigt auf einige Gewürzluiken, mit markanten braunen Stellen auf der Sonnenseite: eingebrannte Schale. Sie haben Sonnenbrand bekommen. „Das ist ein Phänomen, das es erst seit sechs bis acht Jahren hier gibt.“ Der Klimawandel macht sich bemerkbar.

Mitunter werden die Früchte auch „notreif“, erklärt der Experte. Durch die Trockenheit fallen sie früher als sonst von den Bäumen. „Der Baum schmeißt dann Ballast ab.“ Sie sind süß, doch ihre eigentliche Reife ist noch nicht da. „Das merkt man dann am Saft, die Stärke ist noch nicht abgebaut in den Äpfeln“, meint Nack. Das sorgt auch dafür, dass der Saft an den Stellen, wo es sich in der Anlage staut, eindickt – und genau das sollte nicht passieren. Die Äpfel bleiben dann auch kleiner: Für eine große Menge Saft braucht es entsprechend mehr Früchte.

Bleibt die Frage, wer die Mosterei nun übernehmen wird. Es gibt Interessierte, sagt Nack, der im Laufe der Jahre viele Kontakte geknüpft hat. „Zu vielen hat sich ein persönliches Verhältnis entwickelt.“ Gerade bei großen Obstmengen komme man beim Mosten schnell ins Gespräch – und auf den Mund gefallen ist der humorvolle Deepener ganz sicher nicht.

Ob er die Anlage jedoch verkauft oder erstmal behält, weiß er noch nicht. Anfragen bekomme er durchaus, aber „oft aus einem romantischen Blickwinkel gesehen“. Viele wollen es als Hobby betreiben und unterschätzen die Arbeit, so der Deepener, der locker schon 20-Stunden-Tage gearbeitet hat. „Der Moster macht das Licht an und aus.“ Nicht nur das Mosten ist Teil des Jobs, sondern auch das Aufräumen danach – Hygiene ist in der Arbeit mit Lebensmitteln das A und O. Eine Arbeit, die Nack immer gerne gemacht hat: „Da steckt viel Herzblut drin.“

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