Zuhause gut aufgehoben - VON MATTHIAS RÖHRS

Begleitung bis zum Tod

Annette Ehmer-Schulte (v. l.), Dr. Marion Wieden und Inga Lohmann blicken auf zehn Jahre Palliativstützpunkt Rotenburg zurück.
 ©Röhrs

Palliativstützpunkt Rotenburg und Umgebung besteht seit zehn Jahren

Krankenhäuser mag niemand wirklich gerne. Wenn die Krankheit es erlaubt, möchte und soll man eigentlich lieber zuhause bleiben. Das geht heutzutage in vielen Stadien einer Krankheit, wenn die Situation aber besonders herausfordernd ist und es gar auf das Ende zugeht, kommen Palliativkräfte hinzu – unter anderem vom Palliativstützpunkt Rotenburg und Umgebung. Dieser feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen als eingetragener Verein.

Der Stützpunkt „stelle einen tragenden Pfeiler in einem gut funktionierenden Hospiz- und Palliativnetzwerk im Landkreis Rotenburg dar“, so Annette Ehmer-Schulte, die leitende Koordinatorin im Verein. In diesen zehn Jahren hat sich auch ihre Aufgabe ein wenig gewandelt. In früheren Jahren habe man hauptsächlich mit anderen Pflegediensten und Ärzten kooperiert. Das mache man auch heute noch, aber allerdings mit weniger Partnern. Seit 2021 hat der Pflegestützpunkt eine eigene Ärztin und einen Stamm an Pflegekräften, für dessen Ausbau der Stützpunkt händeringend neues Personal sucht. „Die Kooperationen brauchen wir aber noch“, sagt Ehmer-Schulte, allerdings mache das eigene Team den Stützpunkt unabhängiger, falls es bei den Partnern an Personal fehlt.

Der Palliativstützpunkt bietet ambulante Pflege für sterbende Menschen an. Im Hospiz, in den eigenen vier Wänden, „zuhause in der vertrauten Umgebung“, zählt Inga Lohmann, die Schatzmeisterin des Vereins, auf. 200 bis 250 Patienten im Südkreis betreue der Stützpunkt im Jahr. Dabei würden aber nicht alle täglich angefahren, sondern im Schnitt 30 am Tag, ergänzt Ehmer-Schulte. Neben der Palliativversorgung gibt es oft andere Pflegekräfte und die Hausärzte, die sich sozusagen um das Alltagsgeschäft kümmern. Der Stützpunkt selbst betreut Menschen, die in absehbarer Zeit sterben. Daher behandelt er lediglich die Symptome des Sterbens, kann nicht zur Heilung beitragen. Dennoch hat die Palliativarbeit einen positiven Effekt auf den Patienten. Palliativärztin und Vereinsvorsitzende Dr. Marion Wieden verweist auf Studien, nachdem eine solche Versorgung nochmal Lebenszeit geben kann. „Auf jeden Fall haben sie eine bessere Lebenszeit.“ Man arbeitet eng mit dem Hospiz- und Palliativnetzwerk im Landkreis Rotenburg zusammen. Mit dabei sind der ambulante Hospizverein Fidelius, das Hospiz „Zum guten Hirten“, die Palliativstation des Diakonieklinikums und man selbst. „Das funktioniert gut“, sagt Lohmann. In anderen Regionen gebe es die Versorgung von Sterben unter einem Dach, in Rotenburg ist das anders gewachsen – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.

Dabei ist vieles in diesem Netzwerk aus sich selbst heraus entstanden, auch der Stützpunkt. Denn seine Wurzeln gehen über die Gründung 2014 hinaus: Im April 2010 wurde der Palliativstützpunkt unter dem Dach des Hospizvereins Rotenburg gegründet und war ab 2012 für zwei Jahre ein Fachbereich der Lebensberatungsstelle des Diakonischen Werkes. „Mittlerweile sind wir zu einem kleinen Unternehmen herangewachsen“, so Ehmer-Schulte. Das steht rund um die Uhr bereit, es gibt sowohl für die Patienten als auch für das Pflegepersonal – falls ein Arzt erforderlich ist – eine 24-Stunden-Hotline, damit Hilfe kommt, wenn Hilfe gebraucht wird. „Die meisten wollen zuhause sterben“, sagt Inga Lohmann. Neben der medizinischen Betreuung kann der Palliativstützpunkt auch mehr Zeit pro Patienten und seinen Angehörigen („Die sind ja auch belastet“) aufwenden, ein klarer Vorteil, wie Wieden hervorhebt, die nicht verhehlt, dass die Arbeit für die Pflegenden emotional herausfordernd sein kann. „Insbesondere, wenn die Patienten im gleichen Alter oder Kinder involviert sind“, so Ehmer-Schulte.

Die Altersspanne der Patienten umfasst das ganze Erwachsenenleben, 18-Jährige sind dabei, ebenso gab es 102-Jährige. Der richtige Umgang ist Teil einer speziellen Palliativausbildung, die neben den fachlichen Besonderheiten auch die psychosoziale Kompetenz und der eigene Umgang mit dem Tod berücksichtigt. „Mitfühlen statt Mitleiden“, so Lohmann.

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