„Ulla & die Vielsaitigen“: Orchester des Aneignens / Konzert am Freitag - VON ANDREAS SCHULTZ

Ukulelen am Limit

Spaß bei der Arbeit an den Instrumenten hat die Rotenburger Band "Ulla & die Vielsaitigen".
 ©Schultz

Rotenburg – Mit Leichtigkeit füllen die sieben Musiker und Musikerinnen den hohen Raum. „In Between the Devil & The Deep Blue Sea“ schallt durch die beiden Geschosse des Atriums im Wohnprojekt Lebensart in Rotenburg – derart raumfüllend, dass die Noten durch die kleinsten Ritzen aus Fenstern und Türen laufen wollen. Seit rund vier Jahren gibt es das Ukulelen-Orchester „Ulla & die Vielsaitigen“ bereits an der Wümme. Am Freitag werden sie wieder in Ahausen zu hören sein.

Die Vielsaitigen, das sind Christoph Wüstefeld, Susanne Slomna-Kahlenberg, Michaela Hoppe, Gesa Sommer, Norbert Paßgang, Jobst Deventer und Thomas Schönwälder. Über eine Ulla verfügt das Ukulelen-Ensemble allerdings nicht mehr, die Truppe ist in jüngster Zeit von neun auf sieben Mitglieder geschrumpft. „Aber wir haben die Erlaubnis, den Namen so lange weiter zu benutzen, bis uns etwas anderes einfällt“, sagt Wüstefeld mit einem verschmitzten Lächeln. Mit dem Weggang der Musikerkollegin verbindet der Rest der Band die Suche nach einem neuen Percussionisten oder einer neuen Percussionistin – „gern mit dem Vornamen Ulla. Wäre gut, ist aber nicht zwingend erforderlich“, scherzt Wüstefeld.

Was den oder die neuen Musiker erwartet, deutet der Name an: Ukulelen-Musik. Die Band lässt sich nicht auf dein Genre festnageln – dafür sorgen die Mitglieder selbst. „Da wollen wir uns auch gar nicht festlegen. Auch deshalb sind wir die Vielsaitigen“, sagt Thomas Schönwälder. Und Jobst Deventer fügt hinzu: „Wir machen uns alles Mögliche zu eigen, das macht den Reiz aus“.

Demnach bringt jeder nach Gusto Vorschläge für Titel ein, an dem sich das Ensemble mal ausprobieren könnte. Auf diese Weise ergeben sich Adaptionen, denen die jeweilig verantwortlichen Ukulelisten ihre Handschrift verpassen. Zur viersaitigen Kleingitarre mischen sich daher auch mal Klänge der großen Schwester Konzertgitarre, aber auch „viele überraschende, ganz andere Gegenstände“, sagt Wüstefeld. So könnten sich Konzertbesucher darauf einstellen, bei den bekannten Noten von Beatles, Max Raabe, Katzenjammer, Sting und Queen auch mal ebenso bekannte Haushaltsgegenstände zu vernehmen. Dass die Marienstiftung als Konzertveranstalterin von einer „wunderbar kreativen Musikformation“ spricht, kommt wohl nicht von ungefähr.

Kreativität ist eine Ressource, die sich das Ensemble in den vergangenen vier Jahren erhalten musste. Ein Jahr nach der Gründung schlug Corona zu – der Rest der Geschichte ist bekannt: Konzerte gab es eine ganze Weile nicht. Auch für die Vielsaitigen war daher pandemiebedingt immer wieder Pause angesagt. Groß geschadet habe das dem Projekt aber nicht. Die Gruppe ist in der Lage, optimistisch nach vorne zu schauen. „Wir haben immer wieder zusammengefunden. Und jetzt geht es ja wieder los: Die Leute gehen wieder in Konzerte und entsprechend fragen Veranstalter wieder nach“, sagt Wüstefeld.

Künstlerische Anleihen haben die Musiker bei der „Ukulele Orchestra of Great Britain“ – die Musikgruppe habe Vorbildcharakter, sagt Wüstefeld. „Die machen das schon seit 30 Jahren in Verbindung mit Comedy und das sehr gekonnt. Und da dachte ich mir: Sowas will ich auch machen“, verrät Ideengeber Wüstefeld. Mit Thomas Schönwälder war der erste Musiker auch schnell rekrutiert. „Kennst du jemanden, der Ukulele spielt?“, hatte Wüstefeld ihn nach kurzer Vorstellung der Idee gefragt. Ob das auf der Straße war oder beim Imbiss, darüber sind beide geteilter Meinung. Die Antwort fällt jedoch in beiden Szenarien gleich aus: „Ja, ich.“ Von da an geht es Schlag auf Schlag, „die Truppe hatten wir schnell zusammen“, erinnert sich Wüstefeld.

Das mag auch mit der geteilten Faszination für das vergleichsweise schnell zähmbare Instrument zusammenhängen. „Das ist so ähnlich wie Gitarre, nur einfacher zu erlernen“, fasst Michaela Hoppe zusammen. Und nebenbei ist die Ukulele derzeit auch ziemlich trendy, zudem „klein, kompakt und hat trotzdem einen schönen Klang, vor allem im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten“, findet Wüstefeld.

Ob es bei dieser Vielzahl an Genres etwas gibt, dass die Truppe nicht spielen würde? „Helene Fischer“, antwortet Susanne Slomna-Kahlenberg wie aus der Pistole geschossen und lacht. Ein Scherz: Auch Titel aus dem Repertoire einer der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen der Gegenwart könne sich das Ensemble eventuell für das eigene Set vorstellen – mit der richtigen Überarbeitung könnten die Titel auch für die Ansprüche der Ukulele-Musiker genügen.

„Wir könnten auch das Intro von Wickie und die starken Männer spielen“, wirft Norbert Paßgang bei der Probe in den Raum. Das rauschende, von vielstimmigen Gesang begleitete „Am Steinhuder Meer“ bekommt dann aber doch den Vorzug. Und als die Musiker so richtig warmgespielt sind, schieben sie das komplizierte Stück „Ajde Jano“ nach, ein serbisches Volkslied im Siebenachteltakt. Wenn das mal nicht vielsaitig ist.

Konzert und Percussion

Das Ukulelenensemble ist am Freitag, 17. Februar, ab 19.30 Uhr im Gemeindehaus in Ahausen zu hören. Die Veranstalter der Marienstiftung freuen sich auf ein vielseitiges Repertoire. Der Eintritt ist frei, gern nimmt die Stiftung Spenden entgegen. Einlass ist ab 19 Uhr. Wer die Rolle des Percussionisten oder der Ulla einnehmen möchte, kann sich bei Wüstefeld melden: Telefon 0176/56767211.

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