Rotenburgerin Wiebke Lehmitz arbeitet als Tour-Guide in Namibia - Von Frank Kalff

Faszinierende Weite

Keine Angst vor wilden Tieren: Wiebke Lehmitz begegnet auf ihren Touren durch das Land unter anderem Löwen und Giraffen.
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Rotenburg. „Sonne muss einfach sein“, sagt Wiebke Lehmitz und schaut aus dem Fenster. Draußen fällt nasser Schnee vom Himmel. Der Horizont ist trübe. Die meiste Zeit des Jahres ist die 45-Jährige komplett anderes Wetter gewöhnt, denn seit einigen Jahren betreut sie im südwestafrikanischen Namibia Touristen in ganz persönlicher Art und Weise, zeigt ihnen Land und Leute, bringt ihnen die unterschiedlichsten Gesichter näher, die dieses Land zu bieten hat. „Die Sonne fehlt mir wirklich, wenn ich so wie jetzt einmal wieder in meiner Heimat zu Besuch bin. Kalt kann es nachts in Namibia zwar auch werden, auch Minusgrade sind drin, aber tagsüber hat man eigentlich immer Sonne“, sagt die gebürtige Rotenburgerin.

1991 war sie das erste Mal in Namibia zu Gast und hat sich auf Anhieb in dieses ferne Land verliebt. Die gelernte Pferdewirtin, die beruflich schon ganz viele unterschiedliche Dinge gemacht hat, kam über Kontakte in Deutschland im Rahmen ihrer damaligen Tätigkeit mit den Vierbeinern nach Namibia, lernte dort Leute kennen, die von dort kamen und sie durch ihre Erzählungen so neugierig machten, dass sie den Entschluss fasste, selbst einmal hinzufliegen. „Damals habe ich auf einer Farm gearbeitet und von Anfang an hat mich diese unglaubliche Weite fasziniert, die man dort erleben kann. Man kann kilometerweit fahren, ohne Menschen oder Häuser zu sehen. Das beeindruckt mich immer wieder“, sagt sie. Heute verdient sie ihr Geld als selbständiger Tour-Guide – und ist mit dieser Art des Lebens glücklich. „Ich lebe zwar fast komplett aus dem Koffer, aber eine Vielzahl von Dingen machen diesen Umstand mehr als wett.“ Bereut hat sie den Schritt, Deutschland für die meiste Zeit des Jahres den Rücken zu kehren, bislang nicht.

„Der Süden des Landes sei am schönsten“, sagt Lehmitz und ein bisschen Sehnsucht schwingt in ihrer Stimme mit. Sehnsucht nach der Weite und nach der kargen Landschaft, die doch von bizarrer und unvergleichlicher Schönheit ist. Ihr Wissen über das Land hat sie direkt vor Ort erworben, aber zusätzlich auch spezielle Kurse belegt. „Einmal quer durch den Reiseführer“, lächelt die Rotenburgerin und meint das Wissen, das über die Geschichte des Landes, über die Kultur, Flora und Fauna bis hin zur heutigen gesellschaftlichen Ordnung reicht.

Nach den ersten Begegnungen mit Namibia suchte sie sich 2006 in dem afrikanischen Land Arbeit. „Ich landete auf der Kivo-Lodge, einer Gäste-Farm, und war dort zuerst im Management beschäftigt. Zuerst betreute ich Gäste auf der Lodge, kam aber schließlich dazu, die Besucher auch zu fahren“, erinnert Lehmitz sich. Sie fährt die Touristen quer durch das Land, das etwa doppelt so groß wie Deutschland ist, in dem aber nur zwei Millionen Menschen leben. Bis zu 4.500 Kilometer lang sind die Touren, die manchmal sogar zwölf Tage dauern – und das abseits der Metropolen wie beispielsweise der Hauptstadt Windhoek. „Den Menschen das Land und seine Schönheiten zu zeigen und ihnen viele Dinge näherzubringen, die sie sonst nicht entdecken würden, macht sehr viel Spaß. Alle sind aufgeschlossen und positiv gestimmt und gespannt darauf, was sie hier erwartet“, schwärmt die Touristenführerin, die mit ihren Gästen meist mit einem Bus unterwegs ist, der bis zu zwölf Passagieren Platz bietet.

Jeden Tag sind die kleinen Reisegruppen an anderen Orten – Postkartenmotive überall. „Photoshop braucht absolut niemand, denn die Bilder, die man dort machen kann, sehen tatsächlich in den meisten Fällen so aus, wie in den Hochglanz-Reisemagazinen“, ist Lehmitz überzeugt. Ihre Gäste sind entweder jüngere Rucksack-Touristen, die für eine gewisse Zeit aus ihrem Alltagstrott aussteigen möchten, oder aber ältere Reisende, die sich nach dem Auszug der Kinder etwas die Welt anschauen wollen.

„Es gibt ja nicht viele Länder, in die man noch fliegen kann, die dabei so viele unterschiedliche Sachen bieten und gleichzeitig auch noch politisch stabil sind wie Namibia“, sagt sie. Denn die Verhältnisse in dem südwestafrikanischen Staat sind ihrem Empfinden nach deutlich ruhiger geworden als früher. „Der Tourismus zieht an, mittlerweile fliegen statt einer sechs Fluglinien das Land an“, sagt Lehmitz. Einige Male pro Jahr sitzt auch sie im Flieger, um die Familie in der Heimat zu besuchen. Sie könne sich aber sehr gut vorstellen, bis auf ihre Trips in die alte Heimat für immer in Namibia zu bleiben. Für den Fall, dass es aber irgendwann doch nicht nach ihren Plänen laufen sollte, sorgt sie bereits jetzt vor und studiert nebenbei noch Tierpsychologie: „Es schadet ja nie, mal wieder etwas Neues anzufangen.“

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