Interview: Mobile Teams erreichen immer mehr Impfwillige - VON ANN-CHRISTIN BEIMS

„Den Bedarf unterschätzt“

Rotenburger Rundschau
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Rotenburg – Wie sieht es eigentlich aus mit dem Impffortschritt im Landkreis? Zwei, die das ganz genau wissen, sind Martina Schröder und Alexander Oestmann. Sie sind die beiden Leiter der mobilen Impfteams, die seit der Schließung des Impfzentrums in Zeven im gesamten Landkreis unterwegs sind. Geplant ist – wenn es die Lieferung der Vakzine zulässt – ihre Kapazitäten noch weiter zu steigern. Wir haben einmal nachgefragt, wie die aktuelle Situation ist.

Frau Schröder, Herr Oestmann, wie läuft es derzeit mit den Impfungen im Landkreis?

Oestmann: Wir impfen aktuell mit jeder Woche mehr. Mittlerweile haben die Impfteams bereits mehr als 8 100 Impfungen verabreicht. In der vergangenen Woche haben wir mit mehr als 3 200 Impfungen einen neuen Impfrekord gebrochen. Durch den gerade laufenden Ausbau der Teams werden wir ab Januar nochmals mehr Personen impfen können. Sofern wir genügend Impfstoff bekommen, werden es auch mehr Impfungen als im Impfzentrum sein. Die niedergelassenen Ärzte impfen zusätzlich täglich neue Rekorde.

Wie viele Mitarbeiter sind derzeit nur zum Impfen im Einsatz?

Oestmann: Zurzeit sind 31 Personen in den mobilen Impfteams im Einsatz, inklusive der Leitung. Dazu unterstützen noch einige Mitarbeiter des Landkreises und es sind noch einige ehrenamtliche Helfer dabei. Insgesamt besteht unser Team damit aus knapp 50 Leuten, dazu kommen dann noch die Ärzte.

Müssen dafür an anderer Stelle Sachen auch mal liegen bleiben?

Schröder: Fast alle in den Teams sind nur für die mobilen Teams tätig. Bei mir und den Kräften aus den anderen Ämtern bleibt natürlich auch mal etwas liegen.

Was ist der richtige Zeitpunkt für die Booster-Impfung? Aktuell wird der Zeitraum wieder verkürzt, liegt das an der Omikron-Variante, die mittlerweile auch im Landkreis Rotenburg angekommen ist?

Oestmann: Wir halten uns an die Stiko-Empfehlungen, die einen sicheren Standard darstellen. Omikron und neue verfügbare Daten für die Bewertung der Situation werden aber die Abstände vermutlich verändern.

Dass die Booster-Impfungen kommen, war lange klar. War es da eine politische Fehlentscheidung, die Impfzentren zu schließen? Viele Arztpraxen arbeiten derzeit zur Unterstützung über die Belastungsgrenze hinaus.

Schröder: In unserem Fall war das Impfzentrum räumlich begrenzt, sodass wir durch mehrere dezentrale Standorte tatsächlich mehr impfen können. In anderen Landkreisen mag das nicht so sein. Es war aber bedauerlich, dass das Land die Rahmenbedingungen für die mobilen Teams relativ spät angepasst hat, sodass wir anfangs einen sehr beschränkten Einsatzauftrag hatten. Auch bundesweit hat man offensichtlich den Bedarf an Impfungen in diesem Winter lange unterschätzt.

Die Impfzentren sind für viel Geld aus dem Boden gestampft worden, ist es denkbar, dass beispielsweise das in Zeven noch einmal reaktiviert wird?

Schröder: Aufgrund der fehlenden Effektivität sind wir anstelle eines zentralen Impfzentrums mit mehreren dezentralen Standorten besser aufgestellt. Mehrere Orte sind in unserem Flächenlandkreis aufgrund der kürzeren Wege auch bürgerfreundlicher.

Die Kapazitäten der mobilen Teams sollen gesteigert werden. Wie viele Teams sind dann künftig im Einsatz?

Oestmann: Am Ausbau von drei auf fünf Teams wird gearbeitet, sowie an einer Vergrößerung des Personals innerhalb der Teams. Gegenüber Oktober ist somit eine Verdopplung der Teams geplant.

Und woher kommt das Personal?

Oestmann: Der Landkreis hat die Stellen ausgeschrieben, dazu setzen wir auf die Mithilfe von Ehrenamtlichen. Daneben reaktivieren wir auch ehemaliges Personal aus dem Impfzentrum.

Wäre in der jetzigen Situation nicht die Amtshilfe der Bundeswehr wieder von Vorteil?

Schröder: Gesucht sind bei den mobilen Teams impfbefähigte Kräfte und Ärzte, die auch die Bundeswehr zurzeit nicht stellen kann. Zudem steht unser Landkreis aufgrund der niedrigen Inzidenzzahlen nicht im Fokus der Amtshilfe der Bundeswehr.

Die Stiko hat die Impf-Empfehlung für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen ausgesprochen, auf individuellen Wunsch auch ohne Vorerkrankung. Gibt es schon Anfragen von Eltern dazu an die mobilen Teams?

Oestmann: Fast alle Anfragen bei den mobilen Teams zielen auf die Auffrischungen von Erwachsenen ab.

Wären Kinder-Impfungen von den Kapazitäten her überhaupt machbar?

Schröder: Aktuell planen wir über die mobilen Impfteams keine Impfungen von Kindern unter zwölf Jahren. Auf Grundlage der Stiko-Empfehlungen scheint eine Abdeckung des Bedarfs durch die Arztpraxen sinnvoll. Dies hält auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte für den besten Weg.

Etwa im März könnte ein auf Omikron angepasster Impfstoff kommen. Fürchten Sie, dass viele Menschen bis dahin noch abwarten und bewusst die Monate verstreichen lassen könnten?

Oestmann: Aktuell wollen sehr viele Menschen ihre Impfung auffrischen lassen. Ich denke daher, dass die meisten Leute nicht bis zum Frühjahr warten möchten. Dies ist auch nicht notwendig, da die Booster-Impfungen nach allem, was man bisher weiß, auch gegen einen schweren Verlauf von Omikron sehr wirksam sind.

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