ACE-Zählung in Rotenburg deckt mangelnde Achtsamkeit auf - Von Karen Bennecke

Bei Rot über die Kreuzung

Matthias Cordts (rechts) vom ACE diskutiert die Ergebnisse der Zählung mit Schirmherr Lars Klingbeil (Mitte) und Bürgermeister Andreas Weber. Foto: Karen Bennecke
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Rotenburg. Regelmäßig nimmt der Auto Club Europa (ACE) das Verhalten von Auto- und Radfahrern unter die Lupe, so auch vergangene Woche in Rotenburg. Das Fazit: Die Rotenburger nehmen es mit den Verkehrsregeln nicht immer sehr genau.

„Rund 113 Autofahrer haben wir innerhalb einer Stunde beobachtet, und 60 von ihnen vergaßen den Schulterblick, das ist mehr als die Hälfte“, sagte Jürgen Wagner, stellvertretender Kreisvorsitzender des ACE Rotenburg/Stade. „Sieben Autofahrer fuhren bei Rot über die Kreuzung und acht benutzten ihr Smartphone während der Fahrt. 26 Fahrer vergaßen, den Blinker zu setzen – das sind fast 25 Prozent.“

Gezählt wurde am 9. Juli um die Mittagszeit an der Ecke Harburger Straße/Glockengießerstraße. Die Bilanz bei den Radfahrern sehe etwas besser aus, „aber auch von den 75 Radlern verhielten sich rund 37 Prozent falsch“, resümierte Wagner. Die meisten seien zwar auf den Radwegen gefahren, aber oft auf der falschen Straßenseite, zudem habe es vier Rotlichtverstöße gegeben.

„Wir haben auch beobachtet, dass Radfahrer freihändig fuhren und dabei auf ihrem Smartphone Nachrichten tippten“, sagte ACE-Regionalbeauftragter Matthias Cordts kopfschüttelnd. Außerdem trügen viele junge Leute Kopfhörer, um beim Radfahren Musik zu hören. „Das ist gefährlich, weil es vom Verkehr ablenkt.“ Zudem würden akustische Signale wie Motorengeräusche und Hupen oft nicht mehr wahrgenommen. „Mich hat außerdem erschreckt, dass nur sechs der 75 Radler mit Helm unterwegs waren“, ergänzte Wagner. „Auch wenn es in Deutschland keine Helmpflicht gibt, ist es erwiesen, dass sie bei Unfällen das Risiko von Kopfverletzungen mindern.“

Zumindest die Rotlichtverstöße könnten an der Kreuzung Glockengießerstraße/Harburger Straße durch den dort geplanten Kreisel vermieden werden. „Leider hat uns das Landesamt für Straßenbau und Verkehr kürzlich mitgeteilt, dass sich der Bau des Kreisels voraussichtlich von Anfang 2019 auf den Zeitraum 2020/21 verschieben wird“, erklärte Bürgermeister Andreas Weber (SPD). Der bundesweite Brücken- und Autobahnbau habe Vorrang.

Anlass für die diesjährige ACE-Aktion unter dem Motto „Fahr mit Herz!“ seien die weiterhin besorgniserregenden Unfallzahlen vor allem bei Radfahrern, erklärte Cordts. In mehr als 60 Prozent der Fälle sei ein Pkw am Unfall beteiligt. „Dabei könnten viele Unfälle durch die Einhaltung von Regeln und gegenseitige Rücksichtnahme vermieden werden.“

Gerade das Blinken sei ein wichtiges Kommunikationsmittel im Verkehr, werde aber immer seltener korrekt eingesetzt. Ebenso problematisch sei die große Zahl der Autofahrer, die den Schulterblick vernachlässigten. „Außerdem ist der tote Winkel bei abbiegenden Lkw häufig Ursache von Unfällen, bei denen Fußgänger und vor allem Radfahrer zu Schaden kommen“, so Cordts. Er plädierte für die verbindliche Einführung eines Abbiegeassistenten für Lkw in Verbindung mit einer automatischen Bremsung. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil (MdB), der die ACE-Aktionen als Schirmherr unterstützt, schloss sich seiner Forderung an: Die SPD-Regierungsfraktion setze sich dafür ein, den Abbiegeassistenten möglichst bald auf nationaler Ebene einzuführen.

Ein weiteres wichtiges verkehrspolitisches Thema sei die Sicherheit der Radfahrer. „Fahrradfahren gewinnt massiv an Bedeutung, immer mehr Menschen steigen aufs Rad um. Wir müssen überlegen, mit welchen Maßnahmen wir die Sicherheit der Radfahrer gewährleisten können“, so Klingbeil. Das sei auch für Rotenburg als Fahrradstadt von Bedeutung.

Weber wies darauf hin, dass das Radfahren in Rotenburg durch die Umwidmung der Straßen Hemphöfen und Gerberstraße in eine Fahrradstraße stärker in den öffentlichen Fokus gerückt sei: „Fahrradfahrer haben in diesen Straßen Vorrang, Autofahrer müssen sich an den Radverkehr anpassen.“ Sein persönlicher Traum sei es, auch die Goethestraße in eine Fahrradstraße umzuwidmen.

Klingbeil und Weber lobten die Arbeit des ACE, der mit den regelmäßigen Verkehrsbeobachtungen einen wertvollen Beitrag zur Verkehrssicherheit leiste. „Jede einzelne Zählung ist notwendig, damit sich die Gesellschaft der Problematik bewusst wird“, betont der SPD-Generalsekretär. Die bundesweiten Ergebnisse der ACE-Zählungen werden am Jahresende veröffentlicht.

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