(r). Der Heimatkalender für den Landkreis Verden 2011 (54. Jahrgang) ist da. Auf 384 Seiten bietet das Jahrbuch zur Orts- und Regionalgeschichte sowie Heimat- und Naturkunde 35 Beiträge von 29 Autoren. Der in einer Auflage von 2.500 Exemplaren erschienene Kalender ist im Buch- und Zeitschriftenhandel, in vielen Geschäftsstellen der Kreissparkasse sowie im Kreisarchiv des Landkreises erhältlich.
Die Themenvielfalt des Bandes ist groß: Leben und Werk der Fischerhuder Bildhauerin und Malerin Clara Rilke-Westhoff (1878 - 1954) stellt Margarete Bertzbach vor. Rilke-Westhoff, die mit Paula Modersohn-Becker befreundet war, erlernte die Bildhauerei unter anderem bei Auguste Rodin in Paris. Ihre permanent von wirtschaftlicher Not überschattete Ehe mit dem Dichter Rainer Maria Rilke scheiterte. "Vom Schülersport zum Volkssport Fußball“ hat Hermann Deuter seinen Bericht betitelt, in dem er die Anfänge des Fußballsports im Landkreis aufzeigt und in ihrer Entwicklung bis in das Jahr 1933 verfolgt. Wer hätte geahnt, dass in Verden alles damit begann, dass Domgymnasiasten vor rund 125 Jahren in den Verdener Dünen Rugby-Fußball spielten... Wurde England 1945 mit V2-Raketen aus dem Raum Kirchlinteln beschossen? Dr. Dieter Hasselhof hat die unter großer Geheimhaltung abgelaufenen Vorgänge des März und April 1945 recherchiert, als eine Fernraketentruppe in unsere Region verlegt wurde und (so kurz vor Kriegsende) noch Testabschüsse der "Vergeltungswaffe“ V2 erfolgten. Mit viel Liebe zum Detail erläutert er auch den damaligen Stand der Raketentechnik. Der zweite Teil des Aufsatzes ist für den Heimatkalender 2012 angekündigt. Auch Menschen aus dem Landkreis Verden wurden in der NS-Zeit Opfer von Zwangssterilisationen und Euthanasie. Dr. Joachim Woock berichtet von ihren bedrückenden Schicksalen. Hannoversche Amtsjuristen, die von 1715 bis 1866 jeweils an der Spitze des Amtes Verden standen, listet Hans-Cord Sarnighausen auf und skizziert die familiären Zusammenhänge. Christoph Barnbrock setzt mit seinem Beitrag Friedrich C. B. Wyneken aus Verden zu dessen 200. Geburtstag ein kleines Denkmal. Wyneken hatte die seelsorgerische Betreuung und die kirchliche Versorgung der evangelisch-lutherischen Amerika-Auswanderer zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Wie wichtig den Ausgewanderten das kirchliche Leben war, macht auch der Aufsatz von Dr. Fritz Garvens über eine Familie aus Riede-Felde deutlich, die im US-Bundesstaat Iowa 1845 eine neue Existenz aufbaute. Johann Osmers beschreibt das Wirken des Westener Pastors Friedrich Wilhelm Jesse; dieser engagierte sich schulreformerisch und gründete zudem 1800 eine "Industrieschule“ sowie 1804 eine Lesegesellschaft zur Fortbildung für Schullehrer. Einige Schlaglichter auf Leben und Leistung des Amtszimmermeisters Burghard Glander, der im Raum Thedinghausen Mitte des 19. Jahrhunderts viele prägnante Bauten schuf, wirft Anke Rüpke. Mehrfach wurden Jubiläen zum Anlass genommen, einen Aufsatz zu verfassen: 900 Jahre Bollen und die "von Bolland“ (Reinhard Dietrich); 775 Jahre Bockhorst und 50 Jahre Schützenverein Mühlentor (Ernst Siedenberg); 100 Jahre Etelsen-Steinberg (Horst Mühlenfeld); 25 Jahre Heimatverein Achim (Klaus Bischoff). Nachrufe erinnern zudem an den früheren Leiter des Verdener Heimatmuseums Dr. Wolfgang Schöttler (von Jürgen Siemers) und an den Künstler Waldemar Hiller (von Helmut Lohmann). Einen informativen und reich illustrierten Erfahrungsbericht zum landschaftspflegerischen Einsatz einer gemischten Heidschnucken- und Burenziegenherde im Naturschutzgebiet Verdener Moor gibt Antje Mahnke-Ritoff. Beiträge zu Heckenrosen und zum Ziegenmelker von Hans Werner Krafft komplettieren den naturkundlichen Themenblock. Lustige plattdeutsche Erzählungen, beispielsweise "De noothelpsche Nabersche un dat swarte Swien“, haben Ernst Siedenberg, Helmut Lohmann und Christoph Meyer verfasst. Allgemeine Informationen runden den Inhalt des Jahrbuches ab.
