Otterstedter Initiative will Kaufhaus Bergstedt eine Zukunft geben - Von Björn Blaak

Ein gemeinsames Ziel

Das Kaufhaus Bergstedt ist in Otterstedt der Dreh- und Angelpunkt des Dorflebens. Noch ist nicht sicher, ob es für die Zukunft erhalten bleiben kann. Eine Initiative will aus dem in die Jahre gekommenen Geschäft rund um das eingespielte Team Hildegard Wiese (von links), Erika Fischer, Heino Bergstedt, Monika Bergstedt und Petra Köster einen modernen Dorfladen in Selbstverwaltung entstehen lassen. Foto: Dietmar Plath
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Otterstedt. Seit 135 Jahren gibt es das Kaufhaus Bergstedt in Otterstedt. Seit 90 Jahren dort, wo es jetzt steht. Und wenn es nach den Einwohnern Otterstedts geht, soll sich daran auch nichts ändern. Oder doch: Aus dem inhabergeführten Unternehmen soll ein Genossenschaftsbetrieb werden. Ein Dorfladen, der vielen gehört und möglichst jedem gefällt.

Und die Chancen, dass aus dem Kaufhaus Bergstedt ein Dorfladen Bergstedt wird, stehen gar nicht schlecht, wie Dietmar Plath, Sprecher der sich in Gründung befindenden Genossenschaft, erläutert. Eine Umfrage im Dorf hätte ein eindeutiges Votum ergeben: 1.000 Zettel wurden verteilt, 300 davon kamen zurück. Rund 94 Prozent gaben darauf an, dass sie in dem geplanten Dorfladen einkaufen würden.

„Das ist ein tolles Ergebnis“, findet Plath. Und nicht nur er. Auch ein Dorfladen-Profi, der das Projekt in Otterstedt betreut, sieht es so: Wolfgang Gröll, seines Zeichens Unternehmensberater, hat inzwischen zahlreiche Dorfläden-Initiativen begleitet.

Ihn begeistern auch die weiteren Zahlen der Umfrage: Nicht nur, dass rund jeder Zweite der Befragten angab, dass ihm ein niedriger Preis gar nicht mal das wichtigste Argument wäre, um den Dorfladen aufzusuchen, sondern, dass dort regionale Produkte verkauft werden. Knapp 80 Prozent der Befragten setzten dort ihren Schwerpunkt. Auch Bioprodukte werden als Kaufanreiz häufig genannt.

Wichtig sei den Otterstedtern aber auch, dass es in den Dorfladen Postdienstleistungen und eine Paketannahmestelle gibt.

Mehr noch, die soziale Komponente wird ebenfalls hoch gehandelt, erklärt Plath. Ein integriertes Café würde ein Großteil der Befragten begrüßen. Generell sei das Flair wichtig, und so haben sich viele bereits vorab dafür ausgesprochen, dass die Menschen, die dort jetzt den Laden schmeißen, auch zukünftig als Verkaufspersonal erhalten bleiben.

Plath, der in Otterstedt geboren ist, sieht dadurch das von ihm ausgemachte Wir-Gefühl im Ort bestätigt. Und bezieht dabei ausdrücklich die „Neubürger“ mit ein.

Ende April gab es die Gründungsversammlung zum Thema Dorfladen. Was Plath dabei besonders beeindruckte, war die Tatsache, dass viele der rund 100 Anwesenden es nicht bei Lippenbekenntnissen belassen hätten. Knapp 70 Otterstedter sind an Ort und Stelle zu Teilhabern geworden. Jeder von ihnen zahlte dabei mindestens 250 Euro in die Gesellschaft ein. Inzwischen sind es mehr als einhundert Gesellschafter. In Summe bedeutet das, dass jetzt, Anfang Juni, rund 40.000 Euro bereitstehen.

Das reiche noch nicht, denn 75.000 Euro müssten im ersten Schritt zusammenkommen, damit die Idee in Form eines Förderantrages auf „Landesmittel Nahversorgung“ gestellt werden könne. Das müsse bis September dieses Jahres geschehen sein. Dieses erste Ziel sieht Plath nicht gefährdet. Im Gegenteil, es gäbe Gesellschafter, die bereits signalisiert hätten, ihren Anteil aufzustocken, sollte es nicht reichen.

Aber auch wenn die Fördermittel von rund 150.000 Euro fließen, warten noch allerhand Investitionen auf die Unternehmergesellschaft (UG). „Auch ohne den Erwerb der Immobilie fallen Kosten von rund 500.000 Euro an“, so Plath. Darin eingeschlossen ist nicht nur der komplette Warenbestand, sondern auch die Sanierung des Ladenlokals und dessen Einrichtung, darunter neue Kühl- und Kassensysteme.

Wie genau mit der Immobilie verfahren werden soll, in dessen oberen Teil die Bergstedts wohnen, ist noch nicht sicher, erklärt Plath. Darüber müssen sich die drei im Handelsregister eingetragenen Gesellschafter Heike Drengemann, Rainer Hinrichs und Heiner Otterstedt sowie acht Beiräte auf dem Weg zu ihrem Ziel, die Sicherstellung der Versorgung der Ortschaft mit Lebensmitteln und regionalen Produkten, Gedanken machen. Aber, da lässt Plath keine Zweifel aufkommen, alles werde in Ruhe und auf lange Sicht geplant. Denn Fördergelder bedingen eine mindestens zwölfjährige Laufzeit des Unternehmens. Ziel ist es aus dieser Zeit zumindest mit einem ausgeglichenen Betriebsergebnis herauszukommen. „Es würde reichen, wenn jeder Otterstedter pro Woche 4,60 Euro in dem Dorfladen ausgibt“, rechnet Plath vor. Und er habe das Gefühl, dass die Otterstedter, die Gesellschafter des Dorfladens werden, sogar sehr gerne in „ihrem“ Laden einkaufen gehen werden.

Einer Party zum 150-jährigen Bestehen des Kaufhauses Bergstedt im Jahre 2034 stünde dann eigentlich nichts mehr im Wege.

• Wer ebenfalls ein Teil vom Ganzen werden möchte, und so dafür Sorge tragen will, dass das Dorfladenprojekt in Otterstedt mit Leben gefüllt wird, kann sich auf www.otterstedt.de informieren.

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