Neues Museum eröffnet am 17. Juni in Fischerhude

Kunst im KaFF

Werner Zöhl, Stillleben mit Stuhl Foto: Archiv, Werner Zöhl
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Fischerhude (r/bb). Wer Fischerhude ein Kaff nennt, macht sich in dem Ort zwischen zwei Wümmearmen wohl keine Freunde. Wer sagt, er wolle das KaFF besuchen, also mit zwei großen „F“ am Ende, der würde aktuell eher zweifelnd angeschaut. Denn der Name ist so neu, wie das Museum, das dahinter steckt. KaFF steht für „Kunst am Fluss Fischerhude“ und ist dem umfangreichen Wirken des 2012 verstorbenen Fischerhuder Malers Werner Zöhl gewidmet.

Ein ortstypisches Fachwerkgebäude, idyllisch gelegen direkt am Fluss und mit Blick in die weiten Wümmewiesen – ein besonderer Ort, den die Familie Zöhl für ihr neues Museum in Fischerhude ausgeguckt hat: Die ehemalige Rosebrock´sche Scheune, In der Bredenau 83. Mit viel Herzblut, Engagement und Mut treiben Margarethe Zöhl und ihre Kinder Caroline und Jan seit geraumer Zeit die Museumsgründung und den dafür notwendigen Umbau des Gebäudes voran. Vom 17. Juni an wird das KaFF in Wechselausstellungen den über 8.000 Werke umfassenden Zöhl´schen Nachlass zeigen. Darin finden sich Ölbilder, Pastelle, Aquarelle, Holzschnitte und Zeichnungen. Den Anfang macht eine Werkschau mit dem Titel „Durchsichtig und verdichtet“.

Werner Zöhl, 1926 in Stendal geboren, fand bereits auf dem Gymnasium in Professor Erwin Hahs einen Lehrer, mit dem ihn bis zu dessen Tod eine enge Freundschaft verband. Hahs war wegen seiner als entartet diffamierten Kunst und regimefeindlichen Einstellung von seinem Lehramt an der Kunstschule Burg Giebichenstein entlassen worden, nahm aber dort wieder künstlerisch und politisch Einfluss auf seinen Schüler, denen er die bisher unbekannte Kunst der Moderne zugänglich machte.

1945 wurde Zöhl noch für einige Monate Soldat und kam in englische Kriegsgefangenschaft. England war für Zöhl die erste Begegnung mit politischer Freiheit, die er als Fürsprecher für Mitgefangene nutzte, schnell fand er gleichgesinnte Freunde. Ein leeres Zelt nutzte er mit anderen in seiner Freizeit als Atelier und kehrte 1948 mit einem Rucksack voller Zeichnungen, Pastelle und Ölbilder nach drei Jahren zurück.

Für eine Aufenthaltsgenehmigung in Bremen machte Zöhl zunächst eine Maurerlehre und beteiligte sich am Wiederaufbau der Stadt. Abends nach der Arbeit begann sein Leben als Maler. „Zöhl, verschwenden Sie keine Zeit mit Kunstschulen“, schrieb ihm sein alter Lehrer Hahs. Und so fand sein Schüler durch Auseinandersetzung mit Malern wie Klee, Feininger oder Mondrian seinen Weg ganz allein.

Werner Zöhl war Mitbegründer des „Neuen Forums“, fand Freunde, Sammler und Förderer, zeichnete Porträts für den „Evangelischen Literaturbeobachter“, hatte Erfolg mit Ausstellungen in Bremen, Hamburg und Hannover, bekam öffentliche Aufträge für „Kunst am Bau“ und 1951 einen Preis für „Junge Kunst in Niedersachsen.“ Das machte ihm Mut, sein Maurerleben aufzugeben und fortan nur noch zu malen.

1952/53 leitete er internationale Workcamps in Deutschland und England, reiste 1958 mit einer Delegation nach Russland zum Studium russischer Ikonen und 1960 mit einer Architektengruppe nach Polen.

Nach einer frühen, teilweise am Expressionismus orientierten Phase in den 1950er-Jahren gestaltete er seine Bilder bald in abstrakteren, geometrischen Flächen und Räumen, von denen aus er ab den 1970er Jahren zu einer eigenen Bildsprache fand. Geometrische Bildflächen weitete er durch transparenten Farbauftrag zu Räumen mit unterschiedlicher Tiefenwirkung, Zöhls Malerei hat sich dabei nie vom Gegenstand getrennt, war konzentriert und sicher, eine Art Dialog auf der Leinwand.

Nach einer schweren Krankheit zog sich Zöhl 1964 für längere Zeit aus dem Kunstleben zurück und lebte seitdem mit seiner Familie in Fischerhude. Schon seit seiner Rückkehr aus England hatte er dorthin enge Kontakte und Malerfreunde, die derzeit noch das kleine Künstlerdorf an der Wümme bevölkerten. Seit den 1970er-Jahren war seine Malerei unter anderem durch alljährliche Sommeraufenthalte in der Provence geprägt.

Wer einen Blick auf Zöhls Wirken und in das neue KaFF werfen möchte, kann das ab Freitag, 17. Juni, tun. Am Eröffnungswochenende (17. bis 19. Juni) ist der Eintritt frei, danach kostet er vier Euro, ermäßigt zwei. Die Öffnungszeiten sind von Freitag bis Sonntag von 14 bis 19 Uhr. Telefonisch zu erreichen ist das Museum unter 04293/7105. Mehr Infos gibt es auf www.kaffischerhude.de.

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