Neu im KaFF: Zöhl-Ausstellung zum Thema Bäume / Schau bis Dezember geöffnet

Aus allen Perspektiven

Margarete Zöhl Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Fischerhude (kr). „Ich weiß gar nicht, wann hat er eigentlich mal ein Bild ohne Bäume gemalt? Und wie viel Baumstudien waren es überhaupt?“ Margarete Zöhl, Witwe des 2012 verstorbenen Malers Werner Zöhl wusste in ihrer kleinen Ansprache zur Ausstellungseröffnung im KAFF (Kunst am Fluss Fischerhude), die genaue Zahl dieser speziellen Werke nicht zu sagen. Auf jeden Fall waren Bäume als Motiv allgegenwärtig im Schaffen des Malers. Zu sehen sind viele jener Baummotive noch bis Dezember im KaFF.

Im vergangenen Jahr eröffnete die Familie des Künstlers in einer alten, umgebauten Scheune in der Bredenau ein eigenes Museum mit Galerie über zwei Etagen. Gezeigt werden dort ausschließlich Werke von Werner Zöhl, der mitten im Wald in der Quelkhorner Surheide lebte, umgeben von Bäumen. Zu diesen hatte er ein ganz besonderes, wenn nicht gar inniges, Verhältnis zu ihnen. Kiefern, Eichen, Birken, alte Bäume, junge, Solitäre, Gruppen, lichte Wäldchen, einzelne Exemplare oder dichte Wälder, in seiner ihm typischen Malweise stellte sie als Thema dar, flocht aber ihre Existenz auch in Bilder ein, die andere Bildinhalte hatten. Wer durch die neue Ausstellung im Kaff spaziert, sieht sich umgeben von Bäumen, die der Maler zu allen Jahreszeiten und aus allen Perspektiven gemalt hat. Winterliche Kargheit, leuchtendes Grün im Frühjahr, üppiges Grün im Sommer. Sorgfältig gesetzte Töne der Farben vermitteln leise, wohlklingende Harmonien wie die präzise abgestimmten Silben eines Gedichts.

Die geometrische Darstellung der Bildinhalte bei Zöhl hat System und braunes Laub im Herbst zeigen eher schlanke, nach oben wachsende Formen. In seiner Malweise überließ Zöhl nichts dem Zufall. Die geraden Linien, die unterteilten Bildebenen drücken sich in assoziationsstarken Elementen aus, die stets den jahreszeitlichen Wechsel in der Landschaft hervorheben. Zöhl fabulierte als Maler, verlor aber in seiner Darstellungsweise nie die Gegenständlichkeit aus den Augen. Seine durchdringenden Bildstrukturen wollte er nicht in surrealistischer Absicht verstanden wissen. Durchsichtigkeit und Überlagerung im Bildaufbau bezogen sich immer auf Gleichzeitigkeiten in der Wahrnehmung des Betrachters. Und dennoch könnte man Zöhl als einen der letzten Romantiker bezeichnen. Die Darstellungen seiner Bäume vermitteln einen verklärten Blick auf die Gewächse, die für Kleintiere einen eigenen Kosmos bilden, für gesunde Luft sorgen und bei Hitze ein schattiges Plätzchen bieten. Ihre Schönheit und Bedeutung darzustellen war dem gebürtigen Stendaler wichtig.

Zöhl war es egal, ob ein Baum jung und gerade gewachsen oder alt und knorrig war. Er empfand sie als Lebewesen. Schützenswert und bedeutsam ließ er ihre Existenz in seine Kunst einfließen. Die Laudatio zur Ausstellungseröffnung hielt Dr. Luise Seemann, die den Maler zu Lebzeiten gut gekannt hat und mit seinem Werk eng vertraut ist.

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