Heimatbund Fischerhude-Quelkhorn wird 75 Jahre alt und lädt das Dorf ein

Ein Band zwischen Alt und Neu

Das Jubiläumsprogramm des Heimatbundes Fischerhude-Quelkhorn stellen der Vorsitzende Michael Kallhardt (r.) und der zweite Vorsitzende Jürgen Buthmann-von Schwartz vor. Am 26. Januar feiert der Heimatbund sein 75-jähriges Bestehen mit einem offiziellen Festakt, im Laufe des Jahres folgen Veranstaltungen für die ganze Familie im und am Heimathaus Irmintraut.
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VON PETRA HOLTHUSEN

Fischerhude – Es war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Millionen Deutsche aus den ehemaligen Ostgebieten gen Westen geflüchtet waren. Auch in Fischerhude und Quelkhorn fanden Vertriebene aus Preußen und Pommern Aufnahme und mit den Jahren eine neue Heimat. Alteingesessene und Zuzügler mussten aber erstmal zusammenfinden. In Fischerhude gab es Menschen, die sich um ein gutes Miteinander Gedanken machten – allen voran das Lehrerehepaar Gertrud und Dr. Hinrich Schloen, tatkräftige Begründer des Heimatbundes Fischerhude-Quelkhorn.

„Der Bund sollte ein Band knüpfen zwischen der alten und neuen Bevölkerung“, erinnert der heutige zweite Vorsitzende Jürgen Buthmann-von Schwartz. Erklärtes Ziel war „die Förderung und Belebung des Heimatgedankens – einschließlich Ostdeutschland“. Das in einer Zeit, in der scheinbar alle heimatlichen Werte verloren gegangen waren.

Am 26. Januar 1948 gegründet, feiert der Heimatbund Fischerhude-Quelkhorn jetzt sein 75-jähriges Bestehen. Ein offizieller Festakt am Jahrestag der Gründung eröffnet den Reigen der Jubiläumsveranstaltungen. Und es wird voll in Buthmanns Hof am Abend des 26. Januar 2023: Alle 410 Heimatbund-Mitglieder haben nach Worten des Vorsitzenden Michael Kallhardt eine Einladung bekommen. Um die 160 haben sich bisher angemeldet. Dazu gesellen sich allerhand Ehrengäste aus Verwaltung, Politik und Gesellschaft.

Keimzelle des Heimatbundes war das Heimathaus Irmintraut im Fischerhuder Ortskern, treibende Kraft das Ehepaar Schloen. Es hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den 1764 in der Dorfmitte errichteten Tietjenhof erworben, das Haus nach seiner früh verstorbenen Tochter Irmintraut umbenannt und es ab 1934 als Museum und Heimathaus geöffnet. Zum Ensemble gehören neben dem ortstypischen Bauernhaus ein Backhaus, ein Bootsschuppen und ein für Wohnzwecke umgebauter Kornspeicher (Spieker).

Der Spieker des Hauses Irmintraut war am 26. Januar 1948 Schauplatz der Gründungsversammlung für den Heimatbund. „Frau Schloen ist damals von Haus zu Haus gegangen, um für den Bund zu werben“, weiß Kallhardt aus der Vereinshistorie. „Unter dem Eindruck der neu zusammengesetzten Bevölkerung“, so Buthmann-von Schwartz, sollte ein Bindeglied geschaffen werden zwischen Alteingesessenen und zugezogenen Flüchtlingen. Den Vorsitz übernahm der damalige Fischerhuder Bürgermeister Johann Müller, die Schriftführung Dr. Hinrich Schloen und die Kasse der Quelkhorner Dorflehrer Ludwig Mahnke.

Die Chronik berichtet ab 1949 von Busausflügen nach Worpswede, gemeinsamen Radtouren und Vorhaben zur Ortsbildverschönerung. 1952 rief der Heimatbund einen Tag des Baumes aus und stellte Bänke am Promenadenweg entlang der Wümme auf. Damals war schon Thema, was heute noch aktuell ist.

Das Haus Irmintraut samt seiner musealen Sammlung heimatkundlicher Exponate vererbte das Gründerehepaar dem Verein für niedersächsisches Volkstum in Bremen, der das Museum weiterführte und es 1984 in die Neugründung einer Stiftung einbrachte. Getragen wird die Stiftung Heimathaus Irmintraut, die die Zukunft des historischen Ensembles als Dorfmuseum und Veranstaltungsort weiterhin sichert, maßgeblich vom Landkreis Verden, der Gemeinde Ottersberg und dem Heimatbund Fischerhude-Quelkhorn. Anfang der 90er-Jahre nahm die Stiftung auch den gegenüber liegenden Buthmanns Hof unter ihre Fittiche und baute ihn nach Ankauf und Sanierung zum Kulturzentrum aus.

Während Kreis und Gemeinde den Großteil der laufenden Kosten sowie die Verwaltung für das Heimathaus Irmintraut und Buthmanns Hof übernehmen, „hat der Heimatbund die Aufgabe, alles in Ordnung zu halten und zu pflegen“, sagt Vorsitzender Kallhardt. Auch darüber hinaus „sind wir aktiv und im Ort präsent“: Zweimal im Jahr organisiert der Heimatbund Tagesausflüge mit Besichtigungsprogramm etwa nach Hamburg und Bremerhaven, und „der Bus ist immer voll“, so Kallhardt.

Im Garten des Heimathauses werden Butterkuchenfeste gefeiert, und im Museum erfahren regelmäßig eingeladene Schulklassen ebenso wie Besucher zu den allgemeinen Öffnungszeiten viel über altes Handwerk und das dörfliche Leben in früheren Zeiten.

Für das historische Ortsbild hat der Heimatbund aus seinem Spendenaufkommen zuletzt allerhand Geld locker gemacht – allein 25 000 Euro für die Erneuerung der hölzernen Bogenbrücke über die Wümme im Alten Dorf und 7500 Euro für die Renovierung der Ehrenmale. Ein großer Erfolg waren Kallhardt zufolge auch die Plattdeutsch-Sprachkurse. Vor vier Jahren hat der Heimatbund beim Flecken die plattdeutsche Beschriftung der Ortseingangsschilder angeregt: „Wir hoffen auf die Umsetzung in diesem Frühjahr.“

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