Die Wiener Band Wanda über den Zeitgeist und Liebe - Von Janila Dierks

Mehr Amore

Manuel (von links), Lukas und Ray im Gespräch mit Rundschau-Mitarbeiterin Janila Dierks. Foto: Nina Baucke
 ©Nina Baucke

Scheeßel. Ihre Show war Eskalation pur: Im interview vorweg erklären Manuel Poppe, Reinhold „Ray“ Weber und Lukas Hasitschka von Wanda, wie ihre Musik funktioniert und was es mit Amore auf sich hat.

Vor ein paar Tagen ward ihr beim Donauinselfest Headliner. Wie war das?

Manuel: Es ist halt das größte Open-Air-Festival der Welt eigentlich. Von der Anzahl der Besucher auf jeden Fall. Es ist umsonst und draußen. Dort vor drei Millionen Menschen in unserer Heimatstadt zu headlinen – das war halt schon ein geiler Moment.

Dagegen ist das Hurricane ja jetzt Entspannung.

Manuel: Wir haben nur gute Erinnerungen ans Hurricane und freuen uns heute extrem. Auch nachmittags ist es hier geil zu spielen.

Macht es denn einen Unterschied, ob ihr hier im kühlen Norden spielt oder in Wien?

Manuel: Es ist sogar ein bisschen angenehm, wenn es ein bisschen kühler auf der Bühne ist. Ich glaube, für das Publikum ist es das auch, weil sie dann länger in den Zelten schlafen können, und die Sonne nicht um neun Uhr schon alles niederbrennt. Aber sonst – wir spielen bei jeder Witterung, also man kann uns anrufen. (lacht)

Vor dem Hurricane ward ihr auf Tour?

Ray: Ja, März bis April drei Wochen. Da waren wir in der Schweiz, in Österreich, hauptsächlich aber in Deutschland.

Manuel: War eine schöne große Tour, wir haben sehr viele Leute glücklich gemacht, insgesamt glaube ich 85.000. Das war schon sehr fett.

Euer Werdegang liest sich rasant: Die ersten Alben gleich in den Charts. Warum werdet ihr so schnell so groß?

Ray: Wir haben halt Glück und wir haben vielleicht auch den Zeitgeist, den wir 2014 ganz stark gefühlt haben.

Lukas: Wir haben verdammt gute Songs. Muss man auch mal sagen. Mit diesen Songs haben wir uns die Leute auch erspielt, sind mit dem Bus herumgefahren und haben 100.000 Mini-Konzerte gegeben. Das hat sich in Deutschland sehr bezahlt gemacht: Die Leute haben gemerkt, dass wir bei jeder Show alles geben, egal wie groß sie ist.

Ray: Wir haben jedes Mal unser Leben auf der Bühne gelassen und das haben die Menschen anerkannt.

Wenn du vom Zeitgeist 2014 sprichst, was habt ihr da eingefangen, was andere nicht eingefangen haben?

Ray: Einfach absolute, tiefe Amore halt, die aus dem tiefsten Herzen kommt. Weil eben gerade so viele Sachen passiert sind.

Manuel: Ich glaube, wenn man es schafft, über Sehnsüchte zu singen und dabei trotzdem versucht, den Leuten die Leichtigkeit des Lebens näher zu bringen, das kommt das auch in Deutschland gut an.

Lukas: Der Österreicher neigt dazu, sich das Leben gern einfach zu machen. (alle lachen) Da wollt ihr euch glaube ich was von abschneiden.

Gerade in den letzten Jahren sind die expliziten politischen Statements in Songs oder auf der Bühne auf dem Hurricane deutlich zahlreicher geworden. Das ist etwas, was ihr strikt vermeidet – obwohl ihr euch in Interview schon auch gegen Fremdenhass, Sexismus und Diskriminierung aussprecht. Warum?

Manuel: Es steht jedem frei natürlich, wie aktiv er sich dazu äußert. Wir machen das halt vielleicht auf eine andere Art und Weise, auf eine menschenverbindende Art durch unsere Lieder und brauchen zwischen den Songs keine konkrete Ansagen.

Ray: Wir gehen da eher auf diese Gefühlsebene mit unserer Musik und mit unserem Dasein, mit unserem Gefühl auch, was wir ausstrahlen.

Lukas: Ich finde es gut, wenn Musik nicht immer eine Plattform für politische oder gesellschaftspolitische Sachen ist, weil es auch schön ist, wenn man mal einfach die Musik in den Vordergrund stellt. Da sind natürlich wichtige Themen, aber ich glaube, es ist ganz gut, dass das so funktioniert.

Ray: Wir vertrauen darauf, dass unsere Musik die Leute zum Denken anregt und nicht die Schlagsätze dazwischen.

Ies heißt, dass ihr ein „Aufbegehren gegen die Langeweile“ seid. Stimmt das?

Manuel: Es ist das größte Übel eigentlich, Langeweile. Faule Fadheit, die gilt es zu bekämpfen.

Ray: Jeder soll das tun, was ihm Spaß macht.

Was bedeutet es, für Amore zu stehen?

Manuel: Amore steht für Nächstenliebe und dem Versuch, Ängste abzulegen, sie zu überwinden und kein Arschloch sein. In all seinen Facetten: Don’t be an asshole!

Lukas: Boshaftigkeit ist kein Lebenszweck.

Ray: Also übersetzt: Amore ist Liebe und dieses Gefühl einfach in sich tragen, in jeder Situation in unserem Leben lieb zu sein – auch wenn es mal schwer ist. (lacht)

Gelingt das?

Ray: Ja, aber es ist manchmal schwer. In gewissen Situationen ist es wirklich nicht einfach, aber genau das ist unser kleiner Test im Leben, dass man halt dann, genau in dem Moment lieb ist und sich nicht von den negativen Energien runterdrücken lässt.

Lukas: Und auch der Versuch, an die Menschen zu glauben. Den Glauben nicht zu verlieren, an das Gute und nicht nur ständig alle Leute anprangern, was jeder wieder alles falsch macht oder so, sondern ein bisschen so den humanistischen Gedanken nicht ganz vergessen.

Manuel: Aber halt auch in der gleichen Zeit versuchen, sich selbst nicht zu sehr zu vergessen und auch mal Spaß zu haben und sich nicht so starke Schranken setzten lassen von anderen oder sonst was. Einfach mal in den Tag leben, so wie er gehört und dann mit anderen vielleicht Spaß haben, vielleicht auch alleine, aber Zuhause sitzen ist nichts.

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