Kommunalwahl: Sven Maier will Chef im Rathaus werden - VON LARS WARNECKE

Der gelernte Kandidat

Naturverbunden und bodenständig u2013 Bürgermeisterkandidat Sven Maier an seinem Lieblingsort in der Samtgemeinde, die Nabu-Beobachtungshütte in Stemmen.
 © Warnecke

Stemmen – Ein warmer Tag im August. Es ist Mittagszeit. Sven Maier lehnt am Fenster. Nicht an dem seines Büros im Rathaus der Samtgemeinde Fintel. Nein, heute hat sich der 33-Jährige ein beschaulicheres Plätzchen fernab seiner Arbeit als Leiter des kommunalen Fachbereichs Finanz- und Bauwesen ausgesucht: nämlich die Nabu-Beobachtungshütte in Stemmen. „Ist das nicht ein fantastischer Ausblick?“, fragt Maier und deutet auf den vor Urwüchsigkeit nur so strotzenden See, auf dem gerade zwei Schwäne ihre Kreise ziehen. Oft, erzählt der Horneburger, komme er in seiner Mittagspause hierher, um einfach nur für ein paar Minuten in der Abgeschiedenheit die Ruhe zu genießen. Und sein belegtes Brötchen zu essen, sagt er lachend.

Von allen Orten in der Samtgemeinde sei dieser sein liebster, sagt Maier. Und er habe mittlerweile viele Flecken im Rahmen seines Wahlkampfes kennegelernt, wie auch die Menschen, auf die er als Bürgermeisterkandidat getroffen, mit denen er gesprochen habe. Mehr als 60 Termine liegen schon hinter dem Bewerber, der bekanntlich von der CDU und den Grünen Schützenhilfe erhält, selbst aber parteilos ist. „Es ist schon eine Herausforderung, Wahlkampf, Job und Familie unter einen Hut zu bringen“, habe er festgestellt. Aber er kämpft – um jede einzelne Stimme. Zum Beispiel mit Tagespraktika in Firmen, um „so ein besseres Feeling zu bekommen“, wie er sagt. Denn schließlich gibt es da noch zwei Mitbewerber, die wie er gerne die Geschäfte der Samtgemeindeverwaltung ab November leiten möchten. Das mache ihn, den einzigen Kandidaten, der nicht vor Ort lebt, schon ein wenig nervös, gibt er zu.

„Gelernt ist gelernt“ – mit diesem Credo, das auf seinen Wahlplakaten zu lesen ist, will der gebürtige Schwabe punkten. Selbstbewusst strahlt der Verwaltungsmann von den Werbeschildern. An Selbstbewusstsein wie auch an Humor, an einer offenen Art, das werden Beobachter sicher bestätigen können, mangelt es ihm tatsächlich nicht. Dabei habe er erst mal zwei Wochen lang darüber nachdenken müssen, als er von den Parteien gefragt worden sei, ob er es machen wolle. Und seine Frau Lena, mit der er im November das erste Kind erwartet, habe er natürlich auch fragen müssen. „Es ist üblich, dass die Parteien vor einer Wahl im Rathaus fragen, ob bei den Mitarbeitern Interesse besteht“, beschreibt er das Prozedere. Dabei hat er den leitenden Posten noch gar nicht so lange, genau genommen erst seit 2019. „Hätte mir vor zehn, elf Jahren jemand gesagt, ich werde mal für das Bürgermeisteramt kandidieren und womöglich eine Verwaltung mit über 100 Mitarbeitern leiten, hätte ich ihm das niemals geglaubt.“

Damals, im Jahre 2011, begann Maiers beruflicher Werdegang im Öffentlichen Dienst. Seine Stationen, die den gelernten Verwaltungsfachangestellten bis in den hohen Norden geführt haben, sind auch auf der eigenen Website nachzulesen. Verwaltung, das ist klar, kann der studierte Betriebswirt mit einer Zusatzausbildung zum kommunalen Bilanzbuchhalter in der Tasche. Auch die politische Gremienarbeit ist ihm als Kämmerer vertraut. Ein Zahlenmensch sei er ohnehin. Was er nicht kann? Maier lacht. „Beim Kochen von aufwendigen Gerichten hört das Talent auf.“

Wenn er nicht arbeitet und – wie in diesen Wochen – einen Wahlkampftermin nach dem nächsten absolviert, dann widmet er sich seiner Familie, zu der auch Zwergdackel Lotta gehört. Nach Horneburg, etwa 40 Autominuten von Lauenbrück entfernt, sei er seiner Frau wegen gekommen. Es sei ihr Heimatort. 2020 hat das Paar dort sein Einfamilienhaus gebaut. Sport, in Schwung bleiben, das sei ihm als „Schreibtischtäter“ zum Ausgleich wichtig. Regelmäßig ist er so auch in Scheeßel im Fitnessstudio anzutreffen. Privat sei er nicht so die Leseratte, eher der „Netflix-Mensch“, der es sich gerne auf der Couch gemütlich mache. Welche Serie er sich immer wieder anschauen könne? „S.W.A.T., die ist richtig spannend“, schwärmt er, während man das Schwäbische in seiner Stimme noch recht gut heraushören kann. Eine Serie, in der ein Sergeant beauftragt wird, in seiner Heimatstadt Los Angeles als Leiter eines Elite-Teams aus Offizieren Spannungen innerhalb der Gemeinde zu entschärfen? Das klingt nach Parallelen zur Wirklichkeit. Denn als Samtgemeindebürgermeister, wenn er denn das Rennen mache, sei ihm dann eines sehr wichtig: „Ich möchte die bisherige überparteiliche Zusammenarbeit in den politischen Gremien, die ich immer als vertrauensvoll erlebt habe, noch weiter stärken und so gemeinsam die kommenden Aufgaben lösen.“ Und noch etwas möchte Maier anschieben: Die Samtgemeinde als solche noch stärker ins öffentliche Bewusstsein ihrer Bürger rücken – mittels Social-Media etwa. „Schon jetzt wird ja vieles, was Verwaltungsangelegenheiten betrifft, über unsere Website kommuniziert – nur glaube ich nicht, dass diese Informationen auch einen Großteil der Leute erreicht.“ Instagram und Facebook, von ihm ohnehin schon im Wahlkampf genutzte Portale, könnten so später auch ein wichtiges Tool für die Öffentlichkeitsarbeit sein.

Als Kandidat, der quasi im Rathaus direkt an der Informationsquelle sitzt, weiß Sven Maier natürlich um die Baustellen in der Samtgemeinde. Und davon gibt es mit Blick auf die kommenden Jahre einige. Dabei ist der Haushalt der Kommune keineswegs auf Rosen gebettet. „Ich nehme die Herausforderung gerne an“, betont er. Wie er den Tag der Wahl verbringen möchte? „Auf jeden Fall erst mal zu Hause in Horneburg, wahrscheinlich sei er dann aber nicht mehr ganz so entspannt wie er es gegenwärtig noch ist. „Man steckt ja auch viel Kraft und ja, auch Geld in so einen Wahlkampf rein – da wäre ich neben meinen Ambitionen natürlich ebenso enttäuscht, wenn ich am 12. September verlieren würde“, räumt er ein.

Nun ist aber die Pause um. Die nächsten Besprechungen im Rathaus warten auf den 33-Jährigen. Maier schließt wieder die Luke der Beobachtungshütte. Da fällt ihm noch etwas ein: „Einige Leute sagen, wie ich denn Samtgemeindebürgermeister werden möchte, wenn ich doch gar nicht hier wohne – ich sehe darin aber sogar einen Vorteil, da ich objektiv alle Mitgliedsgemeinden gleich behandele und keine bevorzugen muss.“ Selbst der noch amtierende Verwaltungschef sei kein Einheimischer, sein Vorgänger ebenso nicht. „Ich finde, beide haben trotzdem eine hervorragende Arbeit geleistet – und mehr möchte ich als neuer Verwaltungschef auch nicht.“

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