Fische stellen Ansprüche – über Fließgewässer als Lebensräume - Von Christiane Looks

Aber bitte mit Steinen!

Diese Kies-Schüttung in der Fintau dient der Mühlkoppe als Laichplatz für ihre Fortpflanzung. Foto: Joachim Looks
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Fintel. Flüsse sind nicht nur Lebensadern, sondern sie trennen auch. Wer von einem auf das andere Ufer möchte, kann im Oberlauf eines Flusses, bei kleinen Bächen oder in Phasen niedrigen Wasserstandes auch bei größeren Fließgewässern schon mal watend das nasse Hindernis durchqueren. Mit Fahrzeugen geht so etwas zumeist nicht, es sei denn, eine Furt bietet sich an. In der Regel erfolgt eine Querung aber über Brücken.

Abwechslungsreich gestaltet sich für Radwanderer das Abenteuer, zwischen Achim im Landkreis Verden entlang von Weser und Aller bis Schwarmstedt im Süden des Heidekreises die beiden Flüsse mal rechts oder links zu begleiten. Da gibt es Flussquerungen hoch oben über einem Stauwehr auf einer Gitterrostbrücke, nichts für Höhenängstliche. Eine gleiche Gitterbrücke quert eine historische Schleuse, aber auf schwindelfreiem Normalniveau. Je eine Motor-, Solar-, Hoch- und Gierseilfähre eröffnen Liebhabern kleinerer Flussfahrten eine ungewöhnliche Vielfalt an Fährentypen, von denen es in unserer Region nur sehr wenige gibt.

Nicht immer kann übergesetzt werden, da die Fähren zumeist ehrenamtlich betrieben werden, und es in der fährenmannlosen Zeit wenig nützt zu versuchen, durch eifriges Bedienen der an den Fährstellen aufgehängten Läutevorrichtungen dienstbare Fährleute herbeizurufen. So bleibt denn nur ein Blick über den Fluss auf das unerreichbare Ufer gegenüber und in das Flusswasser vor der eigenen, unbesetzten Anlegestelle. So geschah es uns, als wir erwartungsfroh die Gierseilfähre an der Aller nahe Schwarmstedt ansteuerten, die leider wegen einer Veranstaltung in einem der Fährorte nicht betrieben wurde, weil sich die Fährleute offenbar lieber unter die zahlreichen Gäste mischten.

Dafür entschädigte der Blick ins Allerwasser: zahlreiche Kleinfische umschwammen die sicher am Ufer vertäute Fähre. Kristallklar war das Flusswasser nicht, aber es gibt eben auch Fischarten, die es gerne etwas trüber haben. Fische sind mit heute mehr als 20.000 verschiedenen Arten die artenreichste Wirbeltiergruppe. Sie existieren schon sehr, sehr lange. Fischartige, die gegenüber heutigen Fischen noch kieferlos waren, gab es bereits vor 450 Millionen Jahren. Diese Ur-Fische starben zwar später aus, wurden aber abgelöst durch Arten, die sich selbst auf widrigste Bedingungen einstellten und heute Lebensraum gefunden haben von den Polarmeeren bis zu den Tropen, der Tiefsee bis zum flachen Tümpel, im Salz- oder Süßwasser – eine beeindruckende Leistung!

Was muss ein fischfreundlicher Lebensraum bieten? Nahrung, ausreichend Sauerstoff zum Atmen, geeignete Laich- sowie Versteckmöglichkeiten und nicht bis zum Boden durchgefrorene Gewässer im Winter.

Es gibt Fischarten, die besondere Ansprüche an Laich- und Nahrungsplätze haben. Der vom Aussterben bedrohte Aal zum Beispiel laicht im Meer vor den Bahamas in der Sargassosee, um anschließend nach Europa zu schwimmen und sich in Flüssen satt zu fressen, wenn er nicht weggefangen wird. Erst kurz vor dem Laichen geht es wieder zurück ins Meer, wenn er nicht auch auf dem Weg gefangen wird.

Lachse, mittlerweile häufig in Fischfarmen groß gezogen, gehen anders vor. Sie schlüpfen in Flussquellgebieten und wandern flussabwärts ins Meer. Erst kurz vor dem Laichen geht es wieder flussaufwärts, wobei die sprungfreudigen Lachse glatt einen halben Meter hohe Querbauten überspringen, was andere Fischarten nur bewundern können, sind ihnen doch deutlichere Grenzen gesetzt.

Die Mühlkoppe (Cottus globo), ein zwölf bis 16 Zentimeter kleiner Süßwasserfisch, scheitert bereits bei einer 15 Zentimeter niedrigen Staumauer. Überhaupt ist die Mühlkoppe kein üblicher Fisch, wenn es den überhaupt gibt. Sie schwimmt nicht sonderlich gut, sondern bewegt sich gewissermaßen auf ihren Brustflossen über den Boden. Nachtaktiv wie sie ist, versteckt sie sich tagsüber lieber. Steiniger Untergrund bietet diesem interessanten Fisch einen Lebensraum, den er benötigt zum Verstecken und Fortpflanzen, denn ohne Steine baut das Männchen keine Grube, in die das Weibchen Eier legt und wo, bewacht von ihm, aus befruchteten Eiern nach gut einem Monat Jungfische schlüpfen.

Neugierig geworden? Die ganzjährig geschützte Mühlkoppe kommt noch relativ häufig in der Fintau vor. Seit der dortige Angelsportverein vor Jahren Kieslaichplätze anlegte, schreitet die natürlichen Mühlkoppenfortpflanzung erfreulicherweise voran. Mit gutem Auge lassen sich diese Laichplätze im Wasser erkennen. Zum Beispiel flussaufwärts an der Fintau-Querung der Straße „Spitzen“, die vom Finteler Zentrum ins Hamm-Moor führt. Einen Fähranleger zum Fischebeobachten gibt es hier aber nicht.

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