Hemsbünder Eheleute Ahrens öffnen am heutigen Sonntag, 27. Juli, ihren Garten - Von Stephan Voigt

Grüner Daumen trifft auf drögen Boden

Carola und Hans Ahrens vor ihrem Steingarten und der Trockenmauer Foto: Voigt
 ©Rotenburger Rundschau

„Ein Garten wird erst interessant, wenn man ihn nicht sofort komplett überblicken kann, wenn hinter jeder Ecke etwas Neues wartet“, sagt Carola Ahrens aus Hemsbünde, die sich zusammen mit ihrem Mann Hans in den vergangenen Jahren auf 1.300 Quadratmetern ihren Gartentraum erfüllt hat und am heutigen Sonntag, 27. Juli, Interessierte im Rahmen des Tourow-Projektes „Private Gärten entdecken und erleben“ zum Fachsimpeln einlädt.

1997 hat sich das Lehrerehepaar – sie unterrichtet in der Rotenburger Kantor-Helmke-Grundschule, er war an der Pestalozzi-Schule tätig – in Hemsbündes Drögekamp ein Haus erworben. „Eigentlich haben wir das Grundstück drum herum gekauft. Das hat uns sehr gut gefallen“, sagt Carola Ahrens. In den folgenden Jahren seien kleine Arbeiten im Garten erledigt worden, richtig los ging es 2003. Damals haben Ahrens eine Rankwand als Sichtschutz gebaut, damit Fußgänger auf der Straße nicht in den hinteren Bereich des Gartens schauen können. Einen großen Masterplan hatten die beiden nie, sagen sie. „Alles weitere hat sich nach und nach ergeben. Als nächstes haben wir unser Wäldchen ausgelichtet, damit wir es dem Garten zurückgeben und interessant machen konnten. Wir haben dort typische Wald- und Schattenstauden gepflanzt“, erzählt die Lehrerin. Das Wäldchen ist ein kleiner aber alter Baumbestand im hinteren Teil des Gartens, der ein Grund dafür war, das Grundstück 1997 zu kaufen. Das Wort Wäldchen sei eigentlich übertrieben, aber bei ihnen heiße der Bereich so, erzählt Carola Ahrens bei einem Rundgang. Der Garten besteht mittlerweile aus vier Bereichen: dem Steingarten samt Muschelkalkmauer, die beispielsweise Kröten als Lebensraum dient, dem Weißen Garten, in dem ausschließlich weiß Blühendes zu finden ist, dem Wäldchen mit Bachlauf und dem Teichgarten. Zudem befinden sich verschiedene Kunstwerke auf dem Areal – auch von Hans Ahrens hergestellte Steinskulpturen. „Wir haben außerdem verschiedene Sitzgelegenheiten“, weisen Ahrens auf die Möglichkeit hin, zu jeder Tageszeit wahlweise in der Sonne oder im Schatten sitzen zu können. „Außerdem hat man so immer neue Perspektiven und lernt alle Aspekte des Gartens zu schätzen“, ergänzt die Grundschullehrerin. Sie erzählt, dass sie jeden Tag im Garten ist, den die Eheleute als ihr zweites Wohnzimmer bezeichnen. „Wenn ich von der Arbeit komme, dann gehe ich manchmal erst in den Garten, bevor ich ins Haus komme. Dann stelle ich die Schultasche vor die Tür, klingele, sodass man Mann die Tasche reinholen kann, und gehe in den Garten.“ Belastend sei die viele Arbeit nie, sagt sie. „Das ist Entspannung und manchmal auch ein kleines Fitnessprogramm.“ Dabei, so berichten die Eheleute, lassen sie die ganz großen Arbeiten – Baumschnitt, Pflasterarbeiten und Mauerbau – von Fachleuten machen. Geplant wird aber alles allein. Auch die übrigen Arbeiten übernehmen Ahrens selbst. Hans Ahrens erzählt, dass seine Frau Funkien sammelt und bereits eine beträchtliche Zahl davon habe. Wie viele es sind, möchte sie aber nicht sagen: „Das klingt so angeberisch.“ Stattdessen schwärmt sie von den Pflanzen, die von wenigen Zentimetern bis zu einem Meter groß werden und präsentiert einige markante Exemplare, macht auf Unterschiede in Blattform und -farbe aufmerksam. Da sowohl Carola als auch Hans Ahrens nichts beruflich mit Botanik oder Landschaftsbau zu tun haben, lesen sie sich ihr Wissen an. „Es gibt unglaublich viel Gartenliteratur und mittlerweile ja auch das Internet“, sagen die beiden. Guter Rat ist auch teuer, denn der Boden ist alles andere als ideal zum Gärtnern. „Die Straße heißt nicht umsonst Drögekamp“, sagt Hans Ahrens. Neben Büchern und Internet nutzen sie die geöffneten Privatgärten zum Gedankenaustausch und zum Ideenklau, wie Carola Ahrens sagt. „Wenn man in verschiedenen Gärten die gleiche Idee wiedersieht, bemerkt man, dass sie dennoch überall anders umgesetzt wurde“, berichtet sie. Ihren Garten öffnen Ahrens seit 2003, damals waren die offenen Gärten noch ein Projekt aus dem heutigen Heidekreis, dem Landkreis Soltau-Fallingbostel. „Uns macht das Fachsimpeln unglaublich viel Spaß. Um genau diese Gespräche geht es. Wir wollen Gartenfreunde zu Besuch haben, darum gibt es bei uns auch keinen Kaffee und Kuchen“, sagt die Lehrerin, die zusammen mit ihrem Mann jedes Mal zwischen 100 und 150 Besucher empfängt. Dabei freuen sie sich, wenn sie am Ende von den Gästen, die wissen, wie viel Arbeit in einem solchen Garten steckt, Lob und Anerkennung für ihre Leistung bekommen. Und die Gäste kommen nicht nur von nah, sondern auch von fern. Ahrens konnten bereits Interessierte aus Schleswig-Holstein, Magdeburg, Stendal und sogar aus Bayern begrüßen. „Die Bayern waren aber nicht nur wegen des Gartens hier, die waren sowieso in der Region im Urlaub“, sagen sie lächelnd und fügen hinzu, dass Gäste aus Schleswig-Holstein aber teilweise tatsächlich ausschließlich kommen, um sich Gärten anzuschauen. Die sehen sich dann an einem Tag mehrere an. Ähnlich verfahren auch Ahrens, die bis zum Niederrhein fahren, um sich dort umzusehen und mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln. Die Hemsbünder öffnen ihren Garten in der Regel viermal im Jahr, um ihn zu jeder Jahreszeit zu zeigen. Im Drögekamp 5 blühen nämlich vom 1. Januar bis zum 31. Dezember Pflanzen. Oder wie Carola Ahrens es ausdrückt: „Bei uns wird durchgeblüht.“ _______________________________________ Über die geöffneten Gärten Das Projekt „Private Gärten entdecken und erleben“ des Touristikverbandes des Landkreises Rotenburg (Tourow) startete vor mehr als zehn Jahren auf Initiative des Wittorfer Ehepaares Gester. Einige Jahre darauf griff der Tourow den Wittorfern unter die Arme und übernahm die Gestaltung des Prospekts mit allen geöffneten Privatgärten der Saison. Die Idee dahinter ist, dass begeisterte Gärtner die Ergebnisse ihrer Arbeit interessierten Gleichgesinnten präsentieren. Auf diese Weise kommt es zum Ideen- und Gedankenaustausch. In der aktuellen Saison beteiligen sich kreisweit 28 Gartenbesitzer – plus einem in Himmelpforten – an der Aktion, die von Anfang April bis Anfang Oktober dauert. „Man muss keine tip-top gepflegte Parkanlage vorweisen, um sich beteiligen zu können. Wir schätzen die Vielfalt und Individualität der beteiligten Gärten und so spielen Größe und Gartenstil keine große Rolle. Was zählt, ist die Leidenschaft am Gärtnern und die Lust, diese Leidenschaft mit seinen Besuchern zu teilen“, heißt es auf der extra für das Projekt eingerichteten Internetseite www.private-gaerten.de. Dort sind auch alle Daten der geöffneten Gärten zu finden. Eine entsprechende Broschüre kann beim Tourow bestellt werden (Telefon 04261/81960; E-Mail: info@tourow.de). Übrigens haben am heutigen Sonntag, 27. Juli, 11 bis 17 Uhr, diese Gärten geöffnet: - Garten Ahrens: Drögekamp 5 in Hemsbünde; - Landschaftsgarten Looks: Habichtsberg 8 in Eversen; - Garten Mekelburg: Söhlinger Straße 13 in Söhlingen. (sv)

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