Gesundheitsministerium stellt Ergebnisse der Abstandsstudie vor - Von Nina Baucke

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Lauert die Gefahr im Boden? Die Abstandsstudie schließt zumindest den Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen mit den Bohrschlammgruben aus. Symbolfoto: Dennis Bartz
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Bothel. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Erdgasförderung und der erhöhten Anzahl an Krebsfällen in der Samtgemeinde Bothel? Hinweise darauf zumindest ja, lautet das Ergebnis der sogenannten „Abstandsstudie“, das das Gesundheitsministerium gestern in Hannover vorstellte. „Für uns ist das die Bestätigung dessen, was der Landkreis bereits ermittelt hat: Wir haben ein Problem, und das orientiert sich an der Erdgasförderung“, sagt Dirk Eberle, Samtgemeindebürgermeister in Bothel, gegenüber der Rundschau.

Die epidemiologische Studie hatte landesweit die Zusammenhänge von Krebshäufungen mit der Erdöl- und Erdgas-Förderung sowie Bohrschlammgruben in den Blick genommen – nachdem für die Jahre 2014 und 2015 im Landkreis Rotenburg eine erhöhte Neuerkrankungsrate bei hämatologischen Krebserkrankungen von Männern festgestellt worden war. Damals hatte der Landkreis unter dem vor Kurzem verstorbenen Leiter des Gesundheitsamtes Frank Stümpel eine Fragebogenaktion ins Rollen gebracht. „Die Ergebnisse von Frank Stümpel waren Vermutungen, dieses Ergebnis jetzt – mit einem anderen Stichprobenumfang und auf einer anderen Zeitebene, nämlich von 2013 bis 2016 – stützt diese Vermutungen“, sagt Eberle.

Das Untersuchungsgebiet der nun vorgestellten Studie erstreckt sich in einem breiten Gürtel vom Emsland bis nach Lüchow und umfasst 15 Landkreise, die von der Erdgas- und Erdölförderung betroffen sind. „Ein genereller Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Krebserkrankungen und der Wohnortnähe zu Erdöl- und Erdgasförderanlagen sowie Bohrschlammgruben konnte nicht festgestellt werden“, heißt es seitens des Ministeriums. Wohl aber hätten sich Hinweise auf die Erdgasförderung ergeben. „Schlussfolgerung ist, dass sich die Auffälligkeiten im Landkreis fortsetzen, und dafür gibt es einen Grund“, so Eberle. Um dem weiter und detaillierter nachzuspüren, kündigt das Land gleichzeitig mit den ersten Ergebnissen Folgeuntersuchungen an. „Das Land unternimmt die richtigen Schritte, der erste ist, das Problem anzuerkennen. Denn das wird sich nicht lösen, wenn wir einfach nur abwarten und schauen, ob es weniger Fälle werden“, ist sich Eberle sicher. Das Fazit des Ministeriums: „Zufall, konkurrierende Risikofaktoren sowie auch regionale mit der Gasförderung verbundene oder auch unabhängig von ihr existierende Faktoren könnten diese Beobachtungen der Studie erklären“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Viele Menschen, die in der Nähe von Förderanlagen wohnen, sind besorgt und das kann ich gut verstehen“, erklärt Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Carola Reimann. „Mit der Folgestudie wollen wir ausschließen, dass es auslösende Faktoren gibt, die bislang noch nicht beseitigt wurden.“

Im Rahmen der Sonderauswertung von Daten des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen war für die Jahre 2014 und 2015 in der Samtgemeinde eine erhöhte Anzahl von hämatologischen Krebserkrankungen bei Männern aufgefallen. Die darauf folgende Fragebogenaktion hatte 2017 Hinweise darauf geliefert, dass vor allem eine wohnliche Nähe zu Bohrschlammgruben einen Zusammenhang zu hämatologischen Krebserkrankungen aufweisen könnte. Für die wohnliche Nähe zu Anlagen der Erdgasförderung war nur ein schwacher Hinweis zu finden. Das Niedersächsische Sozial- und Gesundheitsministerium hatte daraufhin 2017 die Abstandsstudie in Auftrag gegeben, mit der untersucht werden sollte, ob sich entsprechende Hinweise auch landesweit in Zusammenhang mit Kohlenwasserstoffförderung erkennen lassen.

Derzeit läuft noch das „Humanbiomonitoring“, in deren Rahmen untersucht wird, welchen Belastungen Menschen im Umfeld der Kohlenstoffförderung im Vergleich zu Menschen, die außerhalb des Erdöl- und Erdgasfördergürtels leben, ausgesetzt sind. Voraussichtlich im Sommer werden auch dazu erste Ergebnisse vorliegen.

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