Zwanziger bezeugt: Netzer bestätigte Kauf von Stimmen

Theo Zwanziger
 ©dpa

Hamburg - Mit "Kronzeuge" Theo Zwanziger hat das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am Freitag seine Korruptionsvorwürfe gegen die Organisatoren der Fußball-WM 2006 in Deutschland erhärtet.

Der frühere DFB-Präsident Zwanziger erneuert in der neuesten Ausgabe des Spiegels offen besonders seine vor Wochenfrist noch anonym veröffentlichte Behauptung, dass der ehemalige WM-Botschafter Günter Netzer entgegen eines Dementis des Europameisters aus der Vorwoche in einem Gespräch mit ihm den Kauf der vier Stimmen aus Asien bei der Vergabe des WM-Turniers bestätigt habe.

Der Jurist aus Altendiez lässt sich vom Spiegel in der am Freitagabend erfolgten Komplett-Veröffentlichung seines Berichtes aus der Samstagausgabe über die WM-Affäre auch als Zeuge dafür nennen, dass eine umstrittene Notiz mit Initialen des früheren adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus die Handschrift seines Nachfolgers Wolfgang Niersbach trägt.

Auf Zwanzigers Angaben beruht in dem Bericht außerdem die Schilderung, dass WM-Chef Beckenbauer den ehemaligen DFB-Boss noch im vergangenen August um Stillschweigen zu den problematischen Zahlungen von Louis-Dreyfus in 2002 und des WM-OK in 2005 an die FIFA gebeten habe. Schließlich bezeugt der 70-Jährige auch, dass Louis-Dreyfus einen persönlich von Beckenbauer unterschriebenen Schuldschein besessen haben soll. Zwanziger soll laut Spiegel im Extremfall zur Wiederholung seiner Behauptungen vor Gericht bereit sein. Gegebenenfalls würde er auch eine eidestattliche Erklärung abgeben.

Bereits vor der Komplettveröffentlichung seines Artikels hatte der Spiegel am Freitagnachmittag neue Vorwürfe gegen die WM-Macher erhoben. Demnach behauptete Zwanziger, dass es „in der WM-Bewerbung eindeutig schwarze Kassen gegeben“ habe. Zudem nannte der Ex-Funktionär seinen Nachfolger wegen des Zeitpunktes der Kenntnisnahme der Dreyfus-Millionen als Lügner.

DFB reagiert mit Unverständnis auf Zwanziger-Aussagen

Die Präsidiumssitzung des DFB in Dortmund war kurz vor der neuen Spiegel-Veröffentlichung für Niersbach, dessen Erklärungsversuche vom Donnerstag ein verheerendes Echo auslösten, noch ohne persönliche Konsequenzen zu Ende gegangen. Bei der Eröffnung des Deutschen Fußball-Museums am Freitagabend in Dortmund stärkte die Verbandselite ihrem Präsidenten den Rücken. „Das Haus steht geschlossen hinter Niersbach“, sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. 

Zwanziger hätte, führte Sandrock weiter aus, „die Vorwürfe in seiner Amtszeit selber angehen können. Ich frage mich ernsthaft, warum er das nicht getan hat“. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und Bundestrainer Joachim Löw bezweifelten die Lauterkeit von Zwanzigers Angriff ebenfalls. „Seltsam ist es schon, dass er das nicht schon während seiner Amtszeit angegangen ist“, meinte Bierhoff auf dem Roten Teppich, und Löw erklärte: „Ich frage mich, warum die Dinge nicht früher zur Sprache gekommen sind.“

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