Schwarzer Freitag läutete Krise ein

Eine Übersicht über das Jahr 1929: - Januar: - das Parteiorgan der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), der "Völkische Beobachter", erscheint erstmals mit einer Berliner Ausgabe; - die Arbeitslosenzahl in Deutschland übersteigt die Zwei-Millionen-Grenze; - der ehemalige Volkskommissar des Äußeren, Leo D. Trotzki, wird aus der Sowjetunion ausgewiesen und reist nach Konstantinopel (heute: Istanbul); - der Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque erscheint im Ullstein-Propyläen-Verlag. Schon vor Erscheinen ist die Erstauflage durch Vorbestellungen restlos vergriffen; - Februar: - in Rom wird die Vatikanstadt als souveräner Staat neu gegründet. Das Konkordat bestätigt den Katholizismus als Staatsreligion und garantiert der Kirche die Freiheit des Religionsunterrichts. Im Gegenzug erklärt der Vatikan seinen Verzicht auf die weltliche Macht in Rom und erkennt die Stadt als italienische Hauptstadt an; - wegen einer zu erwartenden "Verletzung des öffentlichen Anstands" erteilt die Stadt München der amerikanischen Tänzerin Josephine Baker (1906-1975) ein Auftrittsverbot; - die Zahl der in Deutschland registrierten Arbeitslosen ist auf 3,2 Millionen gestiegen; - März: - Tod des Kunsthistorikers Wilhelm Bode (1845 bis 1929) in Berlin; - Uraufführung des ersten abendfüllenden deutschen Tonfilms "Melodie der Welt" in Berlin; - Verkauf der Opel-Werke in Rüsselsheim an den amerikanischen Automobilkonzern General Motors; - der Ozeandampfer "Europa" brennt vor seiner endgültigen Fertigstellung im Hamburger Hafen völlig aus. Es entsteht ein Sachschaden von 60 Millionen Mark; - April: - Tod des Ingenieurs und Industriellen Carl Friedrich Benz in Ladenburg; - das Deutsche Reich lehnt ein Einreisegesuch des aus der Sowjetunion verbannten Trotzki ab; - anlässlich des bevorstehenden 1. Mai weist der sozialdemokratische Berliner Polizeipräsident Karl Friedrich Zörgiebel (1878 bis 1961) auf das am 21. März erlassene Demonstrationsverbot in Preußen hin. Er befürchtet Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der NSDAP und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD); - trotz des Demonstrationsverbots ruft das KPD-Organ "Die Rote Fahne" zur Teilnahme an der Maidemonstration in Berlin auf; - Mai: - während der Kundgebungen am 1. Mai kommt es in vielen Städten zu Unruhen (Blutmai). In Berlin gehen 13.000 Polizisten gewaltsam gegen Demonstranten vor. Neun Menschen sterben, 63 werden schwer verletzt; - nach neuen Zusammenstößen am 3. Mai zwischen Demonstranten und Polizei verhängt der Berliner Polizeipräsident ein "Verkehr- und Lichtverbot" über die Berliner Bezirke Wedding und Neukölln. Es wurden insgesamt 33 Demonstranten getötet, weitere 198 Demonstranten sowie 47 Polizisten verletzt; - in Wien wird das Theaterstück "Die Unüberwindlichen" von Karl Kraus uraufgeführt. Da die Aufführung des dritten Akts von der Zensur verhindert wird, reagiert das Publikum mit Empörung; - in Hollywood wird erstmals der Oscar verliehen; - in Barcelona wird die Weltausstellung eröffnet. Der von Ludwig Mies van der Rohe entworfene deutsche Pavillon erregt als zukunftsweisender Bau große Aufmerksamkeit; - die F'd'ration Internationale de Football Association (FIFA) beschließt die Austragung einer Fußball-Weltmeisterschaft. Sie soll in Montevideo stattfinden, der Hauptstadt des zweimaligen Fußball-Olympiasiegers Uruguay; - eine Junkers W 33 steigt auf 12.739 Meter und stellt damit einen neuen Höhenflugrekord auf; - Juni: - Uraufführung der Oper "Neues vom Tage" von Paul Hindemith in Berlin; - Eröffnung des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz in Berlin. Es ist das größte Warenhaus im Deutschen Reich; - die Deutsche Physikalische Gesellschaft vergibt die ersten Max-Planck-Medaillen. Sie gehen an Max Planck sowie an Albert Einstein; - Juli: - das von Claude Dornier (1884 bis 1969) entwickelte Riesenflugboot Do X unternimmt erste erfolgreiche Probeflüge; - Tod des Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal in Rodaun bei Wien; - der Ozeandampfer Bremen erhält das "Blaue Band" für die schnellste Atlantiküberquerung. Das Schiff benötigte vier Tage, 18 Stunden und 17 Minuten; - erstmals seit 1870 hält der Papst eine Prozession unter freiem Himmel auf dem Petersplatz in Rom ab - die SpVgg Fürth wird mit einem 3:2-Sieg über Hertha BSC Berlin Deutscher Fußballmeister; - August: - auf dem vierten Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg führt ein Aufmarsch der SA zu schweren Straßenschlachten mit der Polizei. Mehrere Geschäfte von Juden werden zerstört; - Tod des Zeichners Heinrich Zille in Berlin; - der Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues", der bereits drei Monate nach Veröffentlichung eine Auflage von 500.000 erreicht, wird für Bibliotheken des österreichischen Heers verboten; - September: - Mitglieder der Landvolkbewegung verüben im Reichstagsgebäude einen Bombenanschlag. Hintergrund sind wirtschaftliche Existenzängste: - das deutsche Luftschiff LZ 127 Graf Zeppelin kehrt von einem 21-tägigen Flug um die Welt zurück; - Oktober: - Außenminister Gustav Stresemann stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls; - Uraufführung der Operette "Land des Lächelns" von Franz Lehár; - der "Schwarze Freitag" an der New-Yorker Börse leitet die Weltwirtschaftskrise ein. Der Crash an der Wallstreet hat vor allem für die deutsche Wirtschaft gravierende Folgen. Die kurzfristigen Auslandskredite werden aus Deutschland zurückgezogen. Die Konkurse häufen sich, Arbeitslosenzahl und Kurzarbeit steigen sprunghaft an; - November: - die Sorbonne verleiht Einstein die Ehrendoktorwürde; - Dezember: - Thomas Mann wird mit dem Literaturnobelpreis für sein Werk Buddenbrooks ausgezeichnet; - Tod des Automobilkonstrukteurs Wilhelm Maybach in Stuttgart;