Bremer Klinikclowns besuchen alle zwei Wochen die Kinderstation im Agaplesion Diakonieklinikum - Von Dennis Bartz

Die große Bühne für ein kleines Lächeln

Kurt und Wilma verwandeln das Krankenzimmer in ihre Manege. Für die kleinen Patienten ist das eine willkommene Abwechslung zum tristen Klinikalltag.
 ©Rotenburger Rundschau

Bremen/Rotenburg. Ihre Bühne ist sonst größer. Das Publikum zahlreicher. Der Applaus lauter. Und trotzdem sind es Auftritte wie diese, die den Bremer Klinikclowns am meisten am Herzen liegen: Alle zwei Wochen donnerstags besuchen „Kurt“ und „Wilma“ die Station 14 des Agaplesion Diakonieklinikums Rotenburg. Es ist die Kinder- und Jugendabteilung des Krankenhauses.

Wenn die beiden Clowns keine rote Nase tragen, heißen sie Christian Braun und Julia Wiegmann. Dann sind sie nicht etwa Bäcker oder Verkäufer. Sie üben auch keinen anderen ganz normalen Job aus. Es sind hauptberufliche Clowns, die ihren Lebensunterhalt mit dem Lachen anderer Menschen verdienen. Für den guten Zweck verlassen sie regelmäßig die große Bühne und machen die Zimmer kleiner Patienten zu ihrer Manege.

Seit 14 Jahren gibt es den Verein, der derzeit sechs Clowns in seinen Reihen hat. Sie treten nicht nur in Krankenhäusern auf, sondern spielen inzwischen auch in Seniorenheimen und therapeutischen Einrichtungen.

Lachen ist bekanntlich gesund. Aber auch ansteckend. Und das sogar in der sonst so sterilen Atmosphäre eines Krankenhauses. Wenn die Bremer Klinikclowns auf Station 14 des Diakonieklinikums ihren Schabernack treiben, ist der Trubel groß: Für Patienten ist der Auftritt von Kurt und Wilma eine willkommene Abwechslung zum tristen Krankenhausalltag.

„Lachen ist dort nicht alles“, erklärt Christian Braun. Es gehe um viel mehr: Begegnung, Ablenkung, Staunen – jeder Clowns-Kniff ist erlaubt, damit zumindest für die zwei Stunden, die ein Auftritt dauert, alle Krankheiten, Schmerzen und jedes Heimweh vergessen sind.

Vor ihrer Show führen die Darsteller in Zivil ein ausführliches Gespräch mit dem Klinikpersonal: „Wir erfahren dort, was uns erwartet und worauf wir achten müssen.“ Schließlich sind es nicht nur Brüche und andere verhältnismäßig leichte Fälle, die dort behandelt werden. Es gibt Kinder, die an Krebs oder anderen Erkrankungen leiden.

Einige bleiben nur ein paar Tage. Andere sehen die Clowns über Wochen oder sogar Monate. Für einige der kleinen Patienten besteht Hoffnung. Für andere womöglich nicht. Wie geht ein Clown, der immer fröhlich sein muss, mit dem Schicksal der Kinder um?

„Clown Kurt lässt das nicht so nah an sich heran wie der Mensch Christian Braun“, erklärt der Darsteller. Er unterscheidet das. Er muss das tun. Auch zum eigenen Schutz. Wenn er sein Kostüm und die kleinste Maske der Welt trägt – die berühmte rote Nase – gelingt ihm auch in schweren Momenten ein Lächeln.

Die rote Nase ist für Clowns viel mehr als ein Erkennungsmerkmal: Sie gibt in Momenten wie diesen Sicherheit. Die rote Nase vor Publikum abzunehmen oder schlimmer noch: heruntergerissen zu bekommen, gliche deshalb einer Demaskierung. Braun betont: „Es gibt Kurt und Wilma vor Publikum nur mit roter Nase.“

Obwohl die beiden ein seit Jahren eingespieltes Team sind, haben sie kein festes Programm. „Das wäre gar nicht möglich, weil wir uns immer auf unser Gegenüber einstellen müssen“, erklärt Christian Braun. An jedem Einsatzort bleibt ihnen deshalb nur eines: improvisieren. In Seniorenheimen spielen die Bremer Klinikclowns oft vor Menschen, die an Demenz erkrankt sind: „Einige haben fast alles vergessen und erkennen nicht einmal ihre eigenen Kinder.“ Die Figur des Clowns versprühe eine besondere Magie: „Wenn sie uns sehen, erinnern sie sich an Fasching, an einen Besuch im Zirkus oder an andere Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit.“ Das bunte Kostüm, die rote Nase und die gestenreiche Mimik – sie setzen Reize.

Menschen mit körperlich und geistiger Behinderung brauchen eine ganz andere Ansprache, so Braun: „Es sind oft sehr sensible Menschen, die sehr feinfühlig sind und den köperlichen Kontakt brauchen.“ Aber wie spielt ein Clown vor Blinden, wenn die wichtigsten Werkzeuge des Clowns im Schatten verschwinden? Braun hat auch damit schon Erfahrungen gesammelt: „Oft haben diese Menschen ein ganz feines Gespür dafür, was im Raum passiert. Sie verstehen den Humor trotzdem.“

Aber was ist eigentlich Humor? Und worüber lachen Menschen am liebsten? Auf diese Fragen gibt es keine allgemeingültige Antwort, erklärt der Clown. Vieles verändere sich. Auch der Humor. Elemente der klassischen Clownerie haben aber bis heute ihren festen Platz: „Wenn Wilma ihrem Freund Kurt einen Tritt in den Hintern verpasst oder er sich beim Verlassen des Zimmer den Kopf stößt, wird fast immer gelacht.“ Schadenfreude. Wenn sonst nichts hilft, ist sie die Geheimwaffe, die fast immer ins Schwarze trifft.

Beim Jonglieren dürfen einem Clown die Keulen auf den Kopf poltern, er darf über seine übergroßen Schuhe stolpern und beim Spontan-Rap total versagen.

Ist es also der große Luxus eines Clowns, dass er alle Regeln brechen darf? „Zumindest bei unseren Besuchen im Klinikum stimmt das nicht. Wir müssen uns penibel an die Hygienevorschriften halten und die Anweisungen der Ärzte beachten“, betont Christian Braun.

Kleine Geschenke sind zum Glück erlaubt. Und so bleibt den kleinen Patienten im Diakonieklinikum meist nicht nur ein Lächeln, wenn Kurt und Wilma die Station verlassen. Bevor die beiden Clowns gehen, verschenken sie oft Seifenblasen, Luftballons, Sticker oder Tröten an die Kinder und ihre Geschwister.

Der Verein Bremer Klinikclowns ist auf Spenden angewiesen. Auf seiner Internetseite gibt es neben zahlreichen Informationen auch einen Hinweis auf das Spendenkonto.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser