Peter Pröhl alias ROWdy gibt seine Kolumne auf - Von Dennis Bartz

Schluss mit frustig

Ein vertrautes Bild: Peter Pröhl sitzt mit Kladde und Stift im Ledersessel. Seit fast 40 Jahren schreibt er Rundschläge für die Rundschau. ©Dennis Bartz

Rotenburg. Seit fast 40 Jahren schreibt Peter Pröhl alias ROWdy gereimte Satire für die Rundschau. Mehr als 3.000 Rundschläge sind seitdem erschienen. Mal humorig, oft kritisch und bisweilen sogar garstig schreibt Pröhl über alles, was ihn ärgert. Mit 84 Jahren gibt er nun seine regelmäßige Kolumne auf der Titelseite auf, ROWdy macht Schluss mit frustig. Statt wie bisher zweimal die Woche will der pensionierte Lehrer künftig nur noch sporadisch schreiben.

Die Nachricht von seinem Aus erreicht die Redaktion unerwartet. Schließlich liefert der ROWdy vier Jahrzehnte lang zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk – und das vor drei Jahren nach einem leichten Schlaganfall sogar vom Krankenbett. Für den Ernstfall liegt der Redaktion seit Jahren ein „Notfall-ROWdy“ vor – doch auf den musste die Redaktion noch nie zurückgreifen. Denn keine Krankheit und kein Urlaub konnten Pröhl je davon abhalten, seine 16-zeiligen Verse zu liefern.

Sohn Henrik erklärt, wie wichtig seinem Vater die Kolumne ist: „Als er im Krankenhaus lag, fragte er als erstes nach seiner Kladde.“ ROWdy selbst betont, dass der Rundschlag für ihn tatsächlich immer mehr als nur ein Job war: „Es hat mir viel Spaß gemacht und darum habe ich nie daran gedacht, aufzuhören.“ Bis heute. Pröhl liebt Auseinandersetzungen und geht dieser Streitlust bereits seit Frühjahr 1981 als ROWdy nach: Er veröffentlichte zuvor ein knappes Jahr „Jedermanns Meinung“ in der Kreiszeitung. Doch nach einem Streit mit dem zuständigen Redakteur war dort Schluss. Pröhl wechselt zur Rundschau – und fühlt sich dort sofort gut aufgehoben.

Ein passender Name für seine neue Kolumne ist schnell gefunden, denn zur selben Zeit wechselt das Autokennzeichen von ROH für Rotenburg-Hannover in ROW für Rotenburg-Wümme. „Wir haben dann das ,dy’ angehängt und der ROWdy war geboren.“ Das Pseudonym gefällt Pröhl auf Anhieb, denn „ein Satiriker ist schließlich jemand, der anderen auf den Schlips tritt“. Er beschreibt seine Kunstfigur so: „ROWdy ist frech und ironisch, nimmt vor niemandem Rücksicht, legt aber großen Wert darauf, nicht persönlich zu beleidigen.“ Und er ist für Pröhl so etwas wie ein Ventil.

Er lebt über den ROWdy die Streitlust aus, die ihn antreibt. Er setzt sich kritisch mit aktuellen Geschehnissen auseinander, nimmt Lokalpolitiker aufs Korn und macht auch vor Machthabern wie Merkel, Trump, Erdogan und Putin nicht Halt. Auch die Rundschau-Redaktion bekommt ihr Fett weg, wenn ihr ein Fehler unterläuft. Die Schelte kommt dann meist digital, per E-Mail ins Postfach des Redaktionsleiters.

Und damit soll nun wirklich Schluss sein? Pröhl erklärt, er habe lange über den Entschluss nachgedacht: „Meine Kräfte lassen allmählich nach. Ich höre schlechter, meine Augen sind trüb und das Reimen gelingt mir nicht mehr. Ich schlafe oft schlecht und fühle mich, als hätte ich eine Blockade im Kopf.“ Pröhl leidet seit Jahren an einer fortschreitenden Makuladegeneration, einer Erkrankung der Augen, wegen der er kaum mehr lesen kann, und hat zudem Polyneuropathie, die das Nervensystem betrifft. Schlägt Pröhl nur also wirklich für immer seine Kladde zu und nimmt Abschied vom ROWdy?

Nicht ganz, denn der Kater lässt das Mausen nicht. Und so will Pröhl auch in Zukunft seiner Streitlust in der Rundschau Luft machen, zumindest hin und wieder. „Ich werde zum Teilzeit-ROWdy.“ Sein Diktiergerät trägt er dafür immer bei sich – denn auch wenn seine Augen nachlassen und ihm das Reimen schwerfällt, seine Stimme hat ihn noch nicht verlassen.

ROWdys Abschiedsrundschlag:

Nachdem er beinah 40 Jahr

in Rotenburg der ROWdy war,

muss er sich öffentlich bekennen

und einmal seine Lücken nennen.

Die Zunge, die sonst scharf und spitze,

bringt nicht so leicht mehr Geistesblitze.

Das Auge trüb, die Ohren taub,

das stört beim Dichten mit Verlaub.

Auch sind die Finger, ach herrje,

nicht mehr so sicher am PC.

Im Alter fällt so manches schwer,

was sonst viel leichter war bisher.

Das Reimen gar, wer hätt`s gedacht,

jetzt ROWdy große Mühe macht.

Drum hält der Dichter sich zurück,

bringt nur noch ab und zu ein Stück.