DFB-Bilanz bei ruhenden Bällen: Nur auf den ersten Blick ein Dilemma?

Bei der WM 2022 und EM 2024 konnte Deutschland keinen Treffer nach Ecke oder Freistoß landen. Dabei waren die Chancen dafür reichlich vorhanden.

Frankfurt - Die Europameisterschaft 2024 in Deutschland hat wieder einmal gezeigt, wie wertvoll Standardsituationen sein können. Inklusive Elfmeter fielen 30 der 117 Tore durch ruhende Bälle, also rund ein Drittel. So herausfordernd es allerdings auch ist, einen Strafstoß zu versenken, er wird herausgerechnet, wenn es um Treffer nach Standards geht. Dazu zählen Ecken, indirekte oder direkte Freistöße und auch Einwürfe. Selbst ohne diese neun Elfmeter liegt die Quote bei rund 18 Prozent.

Obwohl die Null steht - DFB-Team hatte bei der EM die meisten Chancen nach Standards

Das DFB-Team hat seit zwei Turnieren mit Mads Buttgereit einen Standard-Trainer. Der Output liest sich auf den ersten Blick ernüchternd, weder bei der EM noch bei der WM fiel unter seiner Regie bislang ein Tor im Anschluss an eine Ecke (bei der Europameisterschaft hatte das DFB-Team insgesamt 36 Eckstöße) oder einen Freistoß. Und doch gilt es, einen differenzierten Blick auf die Statistik in den fünf Partien bis zum bitteren Aus im Viertelfinale gegen Spanien (1:2 n. V.) zu werfen.

Wie der am 16. September dieses Jahres publizierte technische Bericht der UEFA zeigt, hat Deutschland die meisten Chancen im Anschluss an ruhende Bälle. 18-mal hatte das DFB-Team die Möglichkeit, einen Treffer zu erzielen - und damit häufiger als jedes andere Team bei der Europameisterschaft. Es käme zu kurz, die Personalie Buttgereit deshalb zu hinterfragen. Dennoch gilt es, die fehlenden Prozentpunkte in dieser Disziplin genau zu bewerten. Fehlen dem Team die nötige Durchschlagskraft und Gier in der Mitte? Lässt sich an Schärfe und Präzision der ruhenden Bälle arbeiten? Oder muss die Strafraumbesetzung weiter verbessert werden?

Gegen Frankreich und die Niederlande

Deutschland hatte bei der EM mit Toni Kroos und Joshua Kimmich Spieler, die eine hohe Qualität mitbringen, wenn es um Ecken und Freistöße geht. Und Akteure wie Antonio Rüdiger, Jonathan Tah, Niclas Füllkrug und auch Kai Havertz strahlten in der Vergangenheit schon Gefahr aus. Es sind dann oftmals Nuancen, die fehlen. Und diese Kleinigkeiten waren in der Vergangenheit schon vorhanden. Beim Testkick zwischen Frankreich und dem DFB-Team im März überraschten Kroos und Florian Wirtz mit einem „Anstoß-Trick“ den Gegner direkt nach Anpfiff (2:0).

Und am vierten Spieltag der Nations League gegen die Niederlande (1:0) fiel der Treffer des Tages nach einer scharf hereingetretenen Ecke von Kimmich. Es war viel los vor dem Gehäuse des Gegners und so landete der zweite Ball bei Jamie Leweling, der bei seinem Debüt sofort über das Tor des Tages jubeln durfte. Und auch beim Testkick gegen diesen Kontrahenten im Frühjahr fiel der Siegtreffer von Füllkrug nach einer Ecke (2:1). Es gilt, diese Bilanz Stück für Stück auszubauen - damit es auch bei den großen Turnieren klappt.

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