Die Premier League nimmt sich den BVB zum Vorbild. Ziel ist eine Stimmung wie auf der Südtribüne in Dortmund. Einen Traum werden sich die englischen Top-Klubs aber nicht erfüllen können.
- In den Stadien der Premier League wird an der Rückkehr der echten Fans und der Stimmung gearbeitet.
- Um das zu erreichen, dient der BVB als Vorbild für die neu gebauten und sich im Bau befindlichen Spielstätten.
- Eine Atmosphäre wie in der Bundesliga wird es auf der Insel allerdings auch in Zukunft nicht geben.
Dortmund - Sportlich mag die Premier League die beste Liga der Welt sein. In puncto Stimmung ist hingegen nicht nur die Bundesliga weit enteilt. Ein ärgerlicher Missstand, den das englische Fußballoberhaus nach dem Vorbild "Borussia Dortmund" auszuräumen versucht, berichtet RUHR24.de*.
Premier League vermisst die Stimmung: Orientierung an der Südtribüne beim BVB
Dass sich ausgerechnet in England, der Wiege der Fankultur im Fußball, die Stimmung seit Jahren im Abwärtstrend befindet, hat verschiedene Gründe. Sie reichen von epochalen Ereignissen, wie der Tragödie im Brüsseler Heysel-Stadion 1985 und der Katastrophe von Hillsborough 1989, in Folge derer die Stehplätze auf der Insel abgeschafft wurden, bis hin zur Gier der Funktionäre - die Totengräber der englischen Fanszene.
Mit immer teureren Tickets hat die Liga die Arbeiterklasse, die Stimmungsmacher, aus den Stadien der Premier League vertrieben. Seither werden die Spiele vielerorts von einem gut betuchten Familienpublikum begleitet. Gut für das Produkt - schlecht für die Stimmung. In der Bundesliga ist das anders. Beim BVB ist das anders.
Südtribüne von Borussia Dortmund als Vorbild: Tottenham hat vorgelegt - Everton will nachziehen
Zu jedem Heimspiel in der Bundesliga versammeln sich allein auf der Südtribüne im Dortmunder Signal-Iduna-Park 24.454 treue BVB-Fans, die sich in Zeiten des Coronavirus solidarisch zeigen*. Die "Gelbe Wand" ist die größte Stehplatztribüne in Europa und das Epizentrum der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Stimmung bei Heimspielen von Borussia Dortmund.
Video: PSG-Coach Tuchel schwärmt von BVB-Fans und Südtribüne
In der Premier League existiert eine solche Stimmung allenfalls noch in den Erinnerungen der älteren Generation Fußballverrückter. Gänsehautmomente sind im englischen Fußballoberhaus rar gesät, sieht man einmal von den Fans des FC Liverpool ab, wenn diese nach einem großen sportlichen Kampf an der Anfield Road in Eigenregie den Kulthit "You'll never walk alone" anstimmen.
Um die Stimmung wieder in den Stadien auf der Insel einziehen zu lassen, nehmen sich die Engländer den BVB zum Vorbild. "Deshalb versuchen die Klubs, die jetzt neue Stadien bekommen, eine Fan-Tribüne nach Dortmunder Vorbild zu bauen. Es gibt zwar nur Sitzplätze. Aber die Fans sollen alle hinter einem Tor sein", erklärt der ehemalige englische Fußballer Tony Woodcock (64) in der aktuellen Ausgabe der Sport Bild (25. März).
Mit dem 2019 eröffneten Tottenham Hotspur Stadium haben die "Spurs" vorgelegt. Die "South Stand" ist mit 17.500 Plätzen die größte durchgängige Tribüne Englands. Mit ähnlicher Architektur will auch der FC Everton die Stimmung bei seinen Heimspielen verbessern.
Trotz etlicher Versuche: Stimmung wie beim BVB bleibt für die Premier League ein Wunschtraum
Im Hafen Liverpools soll zur Saison 2023/24 das Bramley-Moore Dock Stadium eröffnet werden. Die schon auf den ersten Fotos beeindruckend aussehende neue Heimspielstätte der "Toffees" soll ebenfalls eine echte Fan-Tribüne hinter dem Tor erhalten.
Stadium latest ️https://t.co/ljSWY5IzwA
— Everton FC News (@LivEchoEFC) March 23, 2020
Ob die Premier League sich so in puncto Stimmung und Fankultur tatsächlich dem BVB, wo Ferran Torres (20) in den Genuss der Gänsehaut-Atmosphäre kommen könnte, annähern kann, bleibt abzuwarten. Auf die Bundesliga wird man in England ohnehin weiterhin neidisch blicken. Denn der Traum vom Comeback der Stehplätze in den Stadien der Premier League wird sich wohl auch in der Zukunft nicht erfüllen.
cke
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