Niederlande-Trainer Koeman und der DFB-Skandal, den man ihm seit 36 Jahren übel nimmt

Ronald Koeman trifft mit seinen Niederländern in der Nations League auf Deutschland. Spiele gegen den DFB sind ein ganz besonderes Kapitel für den Trainer.

Amsterdam – In einer Hinsicht sind sich Deutsche und Niederländer extrem ähnlich: Wenn es um Fußball geht, diskutiert das ganze Land mit. Dann gibt es auf der einen Seite 83 Millionen Bundestrainer und auf der anderen 18 Millionen Bondscoaches – und sie alle haben eine bestimmte Meinung zu einem Thema.

Niederlande-Trainer Koeman und der Deutschland-Skandal, den man ihm seit 36 Jahren übel nimmt

Ronald Koeman stand vor dem Nations-League-Spiel zwischen Deutschland und den Niederlanden einmal mehr besonders im Fokus. Die Transfer-Themen rund um Steven Bergwijn und Memphis Depay begleiten ihn weiter, außerdem gab es im Training einen Zoff unter seinen Spielern.

Wenn es gegen Deutschland geht, begleitet ihn seit über 36 Jahren aber eine andere Episode aus seinem Leben, die er im Nachhinein gerne gestrichen hätte. In Deutschland nimmt man sie ihm heute noch übel. Was war passiert? Wir schreiben den 21. Juni 1988. Tatort: Hamburger Volksparkstadion.

Ronald Koeman wischt sich mit Olaf Thons Trikot den Hintern ab

Die Niederlande gewinnen das Halbfinale der Fußball-EM gegen Deutschland mit 2:1. Ein Sieg, der mehr als nur sportliche Bedeutung hatte. Bis heute spricht man vor allem über eine Szene von Koeman: Der Libero, der zum zwischenzeitlichen 1:1 per Elfmeter getroffen hatte, tauschte nach Abpfiff das Trikot mit Olaf Thon. Wenige Augenblicke später wischte er sich damit demonstrativ den Hintern ab. Die Provokation schlug hohe Wellen – und ließ Koeman nie mehr los.

Oranje zog schließlich ins Finale ein, wurde vier Tage später in München Europameister, nachdem man die Sowjetunion mit 2:0 besiegt hatte. Es ist bis heute der einzige Titel der Elftal.

Ronald Koeman nach Trikot-Wischer: „Eine dumme Aktion, die mich mein Leben lang begleiten wird“

Jahre später zeigte Koeman Reue für sein Verhalten und erkannte seinen Fehler an, wie er in Interviews zugab. „Ich bedauere, was ich nach dem Spiel tat. Es war eine impulsive Reaktion, eine dumme Aktion, die mich mein Leben lang begleiten wird.“ Aber was steckte hinter seiner Aktion?

Die Geste Koemans war nicht nur ein Moment des Übermuts, sondern auch ein Symbol der tiefen Rivalität, die durch historische Ereignisse wie die Fußball-WM 1974 und den Zweiten Weltkrieg geprägt wurde. Auke Kok, ein renommierter Autor, beschreibt das Fußballspiel 1988 als Vergeltung für das verlorene WM-Finale 1974 und die während des Krieges erlittenen Leiden. Koemans Handlung war daher mehr als nur eine Unsportlichkeit. Sie war ein Ausdruck nationaler Befreiung und Genugtuung. Gutheißen könne Kok sie dennoch nicht, wie er erklärte: „Die Holländer waren besessen davon, es den Deutschen zu zeigen. Koemans Wischer war der größte Ausdruck dieser Besessenheit. Aber leider war das zum Schämen.“

Verhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden hat sich entspannt

Olaf Thon selbst hat Koeman verziehen und betonte, dass er persönliche Angriffe härter empfunden hätte als diese Geste. Die Rivalität, die einst so intensiv war, hat sich im Laufe der Jahre gewandelt, nicht zuletzt durch die Versöhnung der beteiligten Akteure und Koemans Rückkehr als Trainer.

Die Fußballbeziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden haben sich seitdem merklich entspannt. Die einstige Feindseligkeit wich einer sportlichen Rivalität, die heute von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Bei der EM 2024 in Deutschland waren die niederländischen Fans willkommene Gäste – dank der ganz besonderen Atmosphäre, die sie kreiert hatten. Bei Koemans Rückkehr nach Deutschland sollte es aber einmal mehr nicht zu einem Titel für Oranje reichen. (akl)

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