Hamburger SV: Schweißausbrüche, ausgelaugt – die Wahrheit hinter der Profi-Karriere

Ex-HSV-Profi Martin Harnik erzählt über seine harte Karriere als Fußball-Profi und die missratene Saison 2019/2020 mit dem Hamburger SV. Intime Einblicke hinter die Kulissen einer Sportler-Karriere.

Dassendorf/Hamburg Ex-HSV-Profi Martin Harnik spricht im Interview mit „spox.com“ über seine Zeit beim HSV und gewährt tiefe Einblicke in sein Seelenleben. Im Rahmen dessen nimmt der gebürtige Hamburger* kein Blatt vor den Mund und rechnet schonungslos ab – mit dem Profifußball an sich, aber auch mit sich selbst.

Fußballspieler:Martin Harnik
Geboren:10. Juni 1987 (Alter 33 Jahre), Hamburg
Größe:1,85 m
Gehalt:2 Millionen EUR (2013)
Aktuelles Team:TuS Dassendorf
Eltern:Erich Harnik, Susann Harnik
Nummer:34 (SV Werder Bremen / Stürmer) u.v.m.

Hamburger SV: Stürmer Martin Harnik spricht über Zeit beim HSV

Für Martin Harnik gleicht die Zeit bei Hamburger SV einem Intermezzo. In der Saison 2019/2020 war der Nationalspieler Österreichs an den Ex-Bundesliga-Dino ausgeliehen und schnürte seine Schuhe ein Jahr lang in der Zweitklassigkeit. Zusammen mit dem pfeilschnellen Stürmer wollte der HSV in die Beletage des Deutschen Fußballs zurückkehren, in die 1. Bundesliga. Das Ende vom Lied ist bekannt. Der Aufstieg wurde auf ganzer Linie verpasst, zum Saisonende setzte es eine herbe 1:5-Niederlage gegen den SV Sandhausen*.

Unterm Strich muss bilanziert werden, dass Martin Harnik und der Hamburger SV nie zusammengefunden haben. In 23 Einsätzen erzielte der vom SV Werder Bremen* ausgeliehen Stürmer lediglich drei Tore, im Vorfeld wurde sich deutlich mehr vom gebürtigen Hamburger erhofft. Mittlerweile kickt der Offensivmann in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein beim TuS Dassendorf. Denn vom Profifussball hat Harnik genug, wie er im „spox“-Interview zu erzählen weiß.

Hamburger SV: Martin Harnik hat genug von „Maschinerie des Profifußballs“

Als dem Stürmer im Sommer 2020 von seinem damaligen Arbeitgeber, dem SV Werder Bremen, mitgeteilt wurde, keine Zukunft mehr an der Weser zu haben, fasste Martin Harnik einen Entschluss. Ihm war klar, „dass ich künftig alles meiner Familie und damit meinem Lebensmittelpunkt Hamburg unterordnen werde.  Trotz einiger Anfragen von Zweitligaklubs gab es deshalb nur zwei Möglichkeiten für mich: Entweder wechsle ich fix zum HSV oder ich beende meine Profikarriere“. Letztendlich entschied sich Harnik für die TuS Dassendorf, denn dort „hat das Gesampaket perfekt gepasst“.

Was damit konkret gemeint ist, weiß der Ex-HSV-Kicker auch zu erzählen: „Ich wohne hier mit meiner Familie und habe einen persönlichen Bezug zu dem Klub, weil dort mein Schwager spielt und der Trainer ein guter Freund ist“. Am Amateurfußball reizt den Österreicher vor allem, „die mentale Belastung des Profifußballs ablegen zu können. Darauf, dass es nur um den Fußball an sich geht - und nicht die ganze Maschinerie des Profifußballs. Diese Maschinerie hat sich negativ auf meine Psyche ausgewirkt“, heißt es vom 33-Jährigen.

Hamburger SV: Druck beim HSV für Martin Harnik zu groß

Dies wird von Martin Harnik im Folgenden konkretisiert. „Ich habe mich mit jedem meiner Vereine stark identifiziert und immer den direkten Kontakt mit den Mitarbeitern gesucht. Es baut einen enormen Druck auf, wenn man von ihnen hört: ´Wenn ihr nicht aufsteigt, weiß ich nicht, ob ich nächstes Jahr noch einen Job habe´“, spricht der Stürmer nicht zuletzt über die Angestellten des Hamburger SVs, die sich nicht an Millionengehältern erfreuen können, wie es die HSV-Profis tun. Sportvorstand Jonas Boldt will den mehr als gut bezahlten Spielern sogar ans Geld*.

Doch ist der Österreicher mit seinen Ausführungen an dieser Stelle noch längst nicht fertig. „Dazu kommen die Einschränkungen im privaten Bereich, die mir zugesetzt haben. Nach Niederlagen habe ich mich ungern in der Öffentlichkeit blicken lassen. Wenn ich für Dassendorf ein katastrophales Spiel mache und wir verlieren, wird sich das nicht auf mein Privatleben auswirken. Das ist eine große Erleichterung für mich“, benennt Harnik einen eklatanten Unterschied zwischen Amateur- und Profifußball. Letzterer wird im Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC Sankt Pauli vor einer Minus-Kulisse* dargeboten.

Hamburger SV: „Machtkämpfe“ haben HSV Aufstieg gekostet – sagt Martin Harnik

Sowohl nach der Last-Minute-Pleite gegen Heidenheim* als auch nach der desolaten Vorstellung gegen Sandhausen wurde sich auf Twitter ungeniert über die Nicht-Leistung der HSV-Kicker lustig gemacht*. Solch eine mediale Reich- und Tragweite besitzt der TuS Dassendorf natürlich nicht. Der Druck, mit dem sich Harnik ständig konfrontiert sah, wirkte sich auch auf seine Konstitution aus. „Vor Spielen habe ich manchmal Schweißausbrüche mit kaltem Schweiß bekommen. Erfolglose Phasen raubten mir viel Energie. Wenn ich morgens aufgewacht bin, habe ich mich oft ausgelaugt gefühlt. Ich hatte wenig Antrieb, war träge und bin schwer aus dem Bett gekommen“, gewährt der gebürtige Hamburger tiefe Einblicke.

Die zurückliegende Saison mit dem Hamburger SV, der vor dem wegweisenden Stadtderby gegen den FC Sankt Pauli steht*, hat Harnik noch in bester Erinnerung: „Als ich meinen Vertrag unterschrieben habe, wirkte es so, als ginge alles in die richtige Richtung [...] Wir haben auch eine gute Hinserie gespielt, aber dann kamen die Unruhen um die Person Bernd Hofmann und alles hat seinen Lauf genommen. Es entstanden Machtkämpfe hinter den Kulissen und das hat sich auf die sportlichen Leistungen der Mannschaft ausgewirkt“. Machtkämpfe und Störfeuer im Hintergrund rund um HSV-Präsident Marcell Jansen*, welche der derzeit souverän auftretende Tabellenführer in Liga zwei wahrlich nicht gebrauchen kann. Einige HSV-Mutmacher fürs Derby sorgen für bessere Stimmung*. * 24hamburg.de und deichstube.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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