Die EM 2024 zeigt das Potential Deutschlands in Standardsituationen. Der entscheidende Durchbruch bleibt trotz vieler Möglichkeiten aus.
Frankfurt - Die Europameisterschaft 2024 in Deutschland hat erneut unterstrichen, wie entscheidend Standardsituationen im Fußball sein können. Von den 117 erzielten Toren resultierten 30 aus ruhenden Bällen, einschließlich Elfmeter - das entspricht etwa einem Drittel. Wenn es um klassische Tore nach Standards geht, werden Elfmeter allerdings nicht mitgezählt. Hierzu gehören Ecken, indirekte oder direkte Freistöße und Einwürfe. Selbst wenn man die neun Elfmeter abzieht, beträgt die Quote immer noch etwa 18 Prozent.
Kein Tor erzielt, aber das DFB-Team hatte bei der EM die meisten Möglichkeiten nach Standards
Seit zwei Turnieren hat das DFB-Team mit Mads Buttgereit einen Trainer für Standardsituationen. Auf den ersten Blick mag die Bilanz enttäuschend wirken, da weder bei der EM noch bei der WM unter seiner Leitung bisher ein Tor nach einer Ecke (bei der Europameisterschaft hatte das DFB-Team insgesamt 36 Eckbälle) oder einem Freistoß erzielt wurde. Dennoch ist es wichtig, die Statistik der fünf Spiele bis zum bitteren Viertelfinal-Aus gegen Spanien (1:2 n. V.) genauer zu betrachten.
Laut dem technischen Bericht der UEFA, der am 16. September dieses Jahres veröffentlicht wurde, hatte Deutschland die meisten Chancen nach ruhenden Bällen. Das DFB-Team hatte 18-mal die Möglichkeit, ein Tor zu erzielen - mehr als jedes andere Team bei der Europameisterschaft. Es wäre nicht fair, Buttgereit deshalb infrage zu stellen. Dennoch ist es wichtig, die fehlenden Prozentsätze in dieser Disziplin genau zu analysieren. Fehlt dem Team die nötige Durchschlagskraft und der Wille in der Mitte? Kann die Schärfe und Präzision der ruhenden Bälle verbessert werden? Oder muss die Besetzung des Strafraums weiter optimiert werden?
Deutschland braucht auch Standardtore bei Turnieren
Bei der EM hatte Deutschland mit Toni Kroos und Joshua Kimmich Spieler, die bei Ecken und Freistößen eine hohe Qualität aufweisen. Und Spieler wie Antonio Rüdiger, Jonathan Tah, Niclas Füllkrug und auch Kai Havertz haben in der Vergangenheit in der Box bereits Gefahr ausgestrahlt. Oft sind es die Details, die fehlen. Und diese „Kleinigkeiten“ waren in der Vergangenheit schon vorhanden. Beim Testspiel zwischen Frankreich und dem DFB-Team im März überraschten Kroos und Florian Wirtz mit einem „Anstoß-Trick“ den Gegner direkt nach dem Anpfiff (2:0).
Am vierten Spieltag der Nations League gegen die Niederlande (1:0) erzielte Jamie Leweling das Tor des Tages nach einer scharf getretenen Ecke von Kimmich. Es war viel Bewegung vor dem Tor des Gegners und so kam der zweite Ball zu Leweling, der bei seinem Debüt sofort das Tor des Tages feiern konnte. Auch beim Testspiel gegen diesen Gegner im Frühjahr erzielte Füllkrug den Siegtreffer nach einer Ecke (2:1). Es ist wichtig, diese Bilanz nach und nach zu verbessern - damit es auch bei den großen Turnieren klappt.