Irrer Neymar-Vergleich zeigt extreme Gehaltsunterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball

Das deutsche Team bereitet sich derzeit auf das erste Spiel der Frauen-WM vor. Vor dem Turnier blicken wir auf die deutlichen finanziellen Unterschiede im Vergleich zu den Männern.
 ©dpa / Sebastian Gollnow

Vom 7. Juni bis zum 7. Juli findet in Frankreich die Fußball-WM der Frauen statt. Vor dem Turnier zeigt ein Blick auf die Gehälter und Prämien im Frauenfußball deutliche Unterschiede im Vergleich zu den Männern. Ist das gerecht?

Rennes - Am Samstag startet die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen in die WM in Frankreich - um 15 Uhr empfängt das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Auswahl Chinas (wir  berichten für Sie im ausführlichen Live-Ticker). Stehen  die großen Turniere bevor, erhält der Frauenfußball eine ansonsten vergebens gesuchte Aufmerksamkeit. Während der normalen Bundesligasaison findet er nämlich kaum Beachtung. Eine Entwicklung, die auch die Gehälter und Prämien der Spielerinnen beeinflusst. Die Frauen verdienen um ein Vielfaches weniger als die Männer - Ist das gerecht? 

Im Moment lehnen sich weltweit Fußballerinnen gegen die extremen Unterschiede bei der Bezahlung von Mann und Frau auf. Die Nationalmannschaft der USA ist Titelverteidiger und geht als Mitfavorit in das Turnier. Vor der WM verklagten die Spielerinnen ihren eigenen Verband wegen jahrelanger Diskriminierung. Ende 2017 protestierten auch die Norwegerinnen, die schlussendlich erreichten, dass sie die gleichen Prämien wie die Männer bekamen. Das dänische Team boykottierte gar ein wichtiges Qualifikationsspiel und in Deutschland machten die Spielerinnen mit einem frechen Werbespot auf Vorurteile und Benachteiligungen aufmerksam

Am Samstag wird aber nun gekickt. So sehen Sie das Spiel Deutschland gegen China live im TV und im Live-Stream auf tz.de.

Gehaltsunterschiede im Fußball zwischen Frauen und Männer: Irrer Neymar-Vergleich

Wie extrem die Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Profifußball sind, zeigt das Global Sports Salaries Survey, über das sportinside berichtet und welches das Gehalt von Fußballerinnen aus den sieben Topligen USA, Deutschland, Frankreich, England, Schweden, Australien und Mexiko zusammenrechnet. Demnach verdienen die rund 1700 Spielerinnen 32,8 Millionen Pfund - weniger als Superstar Neymar von Paris Saint-Germain allein (32,9 Mio). Worin begründen sich die deutlichen Abweichungen? 

Frank Daumann ist Professor für Sportökonomie an der Universität Jena, über die Ursachen der verschiedenen Gehälter zieht er das sogenannte Wertgrenzprodukt heran: „Das heißt, was verdient eigentlich der Spieler dem Klub? Jemand wie Neymar lässt sich unheimlich gut vermarkten. Paris Saint-Germain gewinnt durch Neymar ziemliche Umsätze hinzu, was teilweise an den Spieler weitergegeben wird.“ Im Gegensatz zu den Männern hätten Frauen ein „vergleichsweise geringes Wertgrenzprodukt und das spiegelt sich auch im Gehalt wider.“

Gehaltsunterschiede zwischen Frauen- und Männerfußball: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit?

Die schwedische Fußballerin Nilla Fischer findet das Frauen und Männer dennoch das gleiche Gehalt bekommen sollten. Gegenüber sportinside erklärt die 34-Jährige, die in Wolfsburg spielt: „Es stimmt, dass die Männer mehr Geld generieren, aber man sollte auch darauf gucken, wie viel Arbeit hineingesteckt wird. Wenn Männer und Frauen die gleiche Arbeit leisten, sollten sie auch das gleiche Geld bekommen.“ Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht die Thematik etwas anders, gegenüber der Bild erklärte sie: „Wir generieren nicht die Gelder, also können wir sie auch nicht in der gleichen Höhe fordern.“

In die Kritik gerät nun auch die FIFA. Am Dienstag drohten die Australierinnen dem Weltverband wegen der ungleichen Prämien notfalls sogar vor Gericht zu ziehen. Für einen möglichen WM-Sieg bekämen die Frauen pro Spielerin 75.000 Euro, wären die Männer 2018 Weltmeister geworden, hätte jeder Spieler 350.000 Euro kassiert. Immerhin ist die Wertschätzung des Frauenfußballs in den letzten Jahren ohnehin gestiegen - für den EM-Titel 1989 gab es vom DFB nur ein Kaffee-Service. Wir wollen von Ihnen wissen, wie Sie die Unterschiede bewerten.

as

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