Fan-Skandal in Hoffenheim: Warum der FC Bayern jetzt ein Riesen-Problem hat

In der Kritik: die Ultras des FC Bayern München.
 ©dpa / Tom Weller

Der FC Bayern München kündigt nach dem Skandal-Spiel bei 1899 Hoffenheim Konsequenzen für die Chaoten unter den Fans an. Bei Heimspielen in der Allianz Arena droht dem Rekordmeister damit ein gewaltiges Problem. Eine Analyse.

  • Der Fan-Skandal rund um das Spiel 1899 Hoffenheim gegen den FC Bayern polarisiert.
  • Der Rekordmeister aus München kündigt Konsequenzen gegen eigene Ultras an.
  • Für Heimspiele in derAllianz Arena und auswärts in der Bundesliga droht nun ein Riesen-Problem.

München - Die Fronten verhärten sich. Nach dem Fan-Skandal beim 6:0 des FC Bayern München bei 1899 Hoffenheim, hat der deutsche Rekordmeister in Person von Präsident Herbert Hainer angekündigt,  „alle uns zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um gegen diejenigen konsequent vorzugehen, die den FC Bayern und den gesamten deutschen Fußball in Misskredit gebracht und unsere Werte mit Füßen getreten haben“.

Ultras des FC Bayern München beleidigen Hoffenheim-Boss Dietmar Hopp

Offensichtlich Ultras des FC Bayern hatten den Mehrheitseigner der Hoffenheimer, Dietmar Hopp, mittels Transparenten im Fan-Block übel beleidigt. Es sollen laut Hainer alle Optionen geprüft werden, „mit denen wir verhindern können, dass sich so eine unwürdige Aktion wie gestern in Hoffenheim wiederholt“, erklärte derBayern-Boss weiter.

Wie diese Optionen aussehen könnten, ließ der 65-jährige Niederbayer zunächst offen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte nach den Vorfällen bei Sky erklärt: „Das ist das ganz hässliche Gesicht des FC Bayern! Wir haben die ganzen Vorkommnisse filmen lassen. Wir werden mit aller Schärfe gegen die vorgehen und sie werden am Ende des Tages auf alle Fälle zur Rechenschaft gezogen werden. Wir haben viel zu viel gestattet. Mit dem heutigen Tag muss ein Umdenken stattfinden. Wir müssen mit aller Kraft, die der Fußball besitzt, dagegen vorgehen.“

Eklat in Hoffenheim: Wirre Erklärung der Ultras des FC Bayern München

Die Bayern-Ultras, aus deren Reihen die vereinzelten Chaoten sehr wahrscheinlich stammen, hatten sich unmittelbar nach den Geschehnissen - und offenbar vorbereitet - zu den Vorkommnissen erklärt.

Auf suedkurve-muenchen.org, der übergreifenden Website verschiedener Fan-Klubs, hieß es: „Herr Hopp hat unter anderem durch das Verwenden von Störgeräuschen, die bei einigen BVB-Anhängern Schmerzen hervorrufen, allerdings die Spirale selbst erheblich weitergedreht und einen Privatkrieg mit verschiedenen Fanszenen angezettelt.“

FC-Bayern-Ultras: Kulturkampf in der Bundesliga

Die Website war Stand Sonntagnachmittag, 1. März, nicht mehr zu erreichen. Klar ist in der chaotischen Gemengelage, dass sich der Kulturkampf in der Bundesliga zwischen sozialromantischen Ultra-Gruppierungen auf der einen und der Deutschen Fußball Liga (DFL) sowie einflussreichen Investoren (zum Beispiel Hopp und RB Leipzigs Dietrich Mateschitz) auf der anderen Seite offen Bahn bricht.

Der FC Bayern steht in diesem Szenario vor einem Riesen-Problem, das auch der offensiv spektakuläre Fußball unter Trainer Hansi Flick nicht wettmachen kann.

Ultras des FC Bayern sorgen in der Allianz Arena für Stimmung

Denn: Diejenigen, die nun bestraft werden sollen, sind mutmaßlich deckungsgleich mit jenen, die bei Heimspielen in der Südkurve der Allianz Arena* überhaupt für Stimmung sorgen. 

Das Stadion im Münchner Norden ist zwar bei jedem Heimspiel mit 75.000 Zuschauern ausverkauft, 38.000 Dauerkarten wurden abgesetzt.

Bei üblichen Bundesliga-Heimspielen ist es in der Arena aber teils regelrecht leise, Fangesänge kommen ausschließlich aus eben jener Südkurve, wo die nun so scharf kritisierte Fangruppierung Schickeria über 90 Minuten Vollgas gibt - und ihre Mannschaft auch dann unterstützt, wenn es mal nicht läuft, während das restliche Stadion gerne mal pfeift.

Ultras der Schickeria begleiten den FC Bayern in der Champions League

Die Mitglieder der Schickeria sind auch jene Fans, die dieBayern zu Auswärtsspielen begleiten und sei es über tausende Kilometer in der Champions League. 

Wie dieBild vorrechnet, beträgt die durchschnittliche Anreise von Anhängern in die Allianz Arena zu Heimspielen dagegen 337 Kilometer. Vielen von ihnen geht es vor allem darum, einmal in der Arena gewesen zu sein.

Zu München haben viele von ihnen - bis auf den obligatorischen Hofbräuhaus-Besuch - einen überschaubaren Bezug. 

In der U-Bahn auf dem Weg nach Fröttmaning wird oft Schwäbisch, Fränkisch, Sächsisch oder Schweizerdeutsch gesprochen, viele Anhänger kommen aus Südtirol, Thüringen oder NRW.

Ultras des FC Bayern haben einen großen Bezug zu München 

Das gestaltet sich bei den Ultras ganz anders, die in der Kurve auch mal gegen sozialpolitische Missstände in der bayerischen Landeshauptstadt protestieren. 

Sie treffen sich in Kneipen in Schwabing, wo der Klub einst gegründet wurde, oder pilgern zu Hunderten zu Heimspielen der zweiten Mannschaft ins altehrwürdige Grünwalder Stadion in Giesing, also im Herzen Münchens. 

Ergo: Der FC Bayern hat jetzt mit genau denen Stress, die die Mannschaft - alle Verfehlungen wie Pyro-Exzesse ausgeklammert - im Stadion am meisten unterstützen. Es wird mit Spannung zu erwarten sein, wie die Münchner das lösen wollen.

pm

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