Didi Hamann nimmt kein Blatt vor den Mund, auch wenn es um den FC Bayern geht. Das machte er bei der Sky Sport Fußball-Saisoneröffnung am Dienstag wieder deutlich.
München – Beim Fazit entschied sich Didi Hamann dann doch dazu, zu schweigen. „Ich übersetze das mal: Bayern wird Zehnter?“, fragte Sky-Moderator Sebastian Hellmann mit einem Augenzwinkern seinen Experten bei der Sky Sport Fußball-Saisoneröffnung am Dienstag.
Hamanns Antwort? Nur ein Lächeln – schließlich hatte er zuvor genug gesagt und den FC Bayern in seiner gewohnt meinungsstarken Art kritisiert. Das sind Hamanns steile Bayern-Thesen:
Meisterkampf
„Sie haben die Liga pulverisiert“, sagte Hamann zur vergangenen Spielzeit von Bayer 04, das keine Partie verloren hat und mit 17 Punkten Vorsprung Meister wurde. Außerdem habe die Alonso-Elf bislang keine namhaften Abgänge verzeichnet und „sehr interessante Spieler“ (Garcia, Terrier, Belocian) dazugewonnen. „Leverkusen ist wieder Favorit und wird die Liga meiner Meinung nach gewinnen.“
Transfers
„Tah hat eine sehr gute Runde gespielt letztes Jahr. Aber einen de Ligt abzugeben, nur um für etwas weniger Geld Tah zu holen, macht wenig Sinn“, sagte Hamann und erklärte, wieso er den Niederländer beim FC Bayern behalten hätte: „Du brauchst hinten einen Leader, der die Abwehr führt. Und das war de Ligt.“
Zwar habe der 25-Jährige, der vor einem Abgang zusammen mit Noussair Mazraoui zu Manchester United steht, immer wieder Schwächephasen gehabt, trotzdem „war er in den letzten sechs bis acht Monaten der stabilste Innenverteidiger. Und er ist einer, der spricht und der andere besser macht.“ Die restlichen Bayern-Innenverteidiger Kim, Upamecano und Ito seien „alles keine großen Sprecher“.
Daher wundere Hamann der Verkauf de Ligts – da selbst Tah im Falle eines FCB-Wechsels „nicht der ist, der eine Abwehr führt oder leitet“. Sein Wunsch: „Ich hätte gesagt: De Ligt ist gesetzt und da muss ich zwei oder drei daneben finden, die mit ihm spielen oder für ihn, wenn er nicht dabei ist.“ Nach tz-Informationen äußerte de Ligt jedoch schon in der vergangenen Winterpause seinen Unmut über mangelnde Spielzeit.
Kompany
„Das ist ein hervorragender Junge“, lobte Hamann das nahbare Auftreten des neuen Trainers. Aber: „Freundlich zu sein ist kein Kriterium, um Bayern-Trainer zu sein.“ Die bisherigen Erfolge in den Tests seien ein „Muster ohne Wert“, außerdem bleibe abzuwarten, ob Kompany bereits den Herausforderungen eines derart großen Vereins wie dem FCB gewachsen sei: „Er ist aufgestiegen mit Burnley mit über 100 Punkten, hat dann 100 Millionen Pfund ausgegeben und ist wirklich gescheitert dort. Obwohl Nottingham und Everton Punktabzüge hatten, war er weit davon entfernt, die Klasse zu halten.“ Ob Kompany, der „ein toller Spieler war“, die nötige Souveränität für Bayern habe, werde man sehen. „Sie werden von Tag Eins zum Siegen verdammt sein.“
Harry Kane
„Er hat eine katastrophale EM gespielt“, bilanzierte Hamann über den Stürmer. „Auch er hat etwas zu beweisen, auch wenn er über 30 Tore geschossen hat.“ Schließlich sei Kane nicht dafür verpflichtet worden, diese Tore „gegen Darmstadt zu schießen, sondern im Viertel- und Halbfinale der Champions League. Und das hat er nicht gemacht.“ (Kane traf gegen Arsenal und Real Madrid per Elfmeter, Anm. d. Red.).
Didi Hamann verteidigt Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß
Uli Hoeneß
Zuletzt gab es immer wieder Kritik an den öffentlichen Aussagen von Hoeneß. Hamann verteidigt den FCB-Patron: „Wenn du drei oder vier Trainer anfragst und die sagen alle schon halb zu und dann doch ab, dann hat er nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, etwas zu sagen.“
Demnach habe Hoeneß jedes Recht, aufgrund des Misserfolgs in der vergangenen Saison und der holprigen Trainersuche öffentlich Alarm zu schlagen. „Wenn er sich vom Tegernsee zu Wort meldet, muss der FC Bayern das aushalten.“
Max Eberl
Laut Hamann erwarte Eberl eine schwere Saison. Schließlich habe Uli Hoeneß zusammen mit Karl-Heinz Rummenigge lieber Hansi Flick zurückholen wollen, anstatt nach den gescheiterten Anläufen bei Alonso, Nagelsmann und Rangnick auf Kompany zu setzen. Dass Eberl sich durchsetzte und den jungen Coach installierte, sei laut Hamann ein großes Risiko für den Sportvorstand: „Ich sehe Eberls Zukunft ganz eng mit Kompanys Erfolg verbunden.“
Demnach stehe nicht nur Kompany unter Druck, sondern auch Eberl dürfte im Falle eines Fehlstarts verantwortlich gemacht werden. Auch im dominierenden Thema des Transfersommers, den Verkäufen von Spielern, um Einnahmen zu generieren, sah Hamann eine „gewisse Schärfe“ in den Aussagen von Hoeneß. Die Unzufriedenheit des Ehrenpräsidenten bedeute immer Druck. Vinzent Tschirpke, Philipp Kessler