Seit 1994 gestaltet die Sottrumer Künstlerin Frauke Beeck den Wümmekalender - Von Karolina Haselmeyer

Schöne Grüße aus der Provinz

Seit 19 Jahren gestaltet die Sottrumer Künstlerin Frauke Beeck den beliebten Wümmekalender, von dem es mittlerweile die 40. Auflage gibt Foto: Haselmeyer
 ©Rotenburger Rundschau

Schöne Grüße aus der Provinz. So heißt der neue Wümmekalender, der seit vielen Jahren von Frauke Beeck gestaltet wird und für den es mittlerweile viele Sammler gibt. Und das zurecht, schließlich hat sich die Sottrumer Künstlerin nicht nur in der Region einen Namen gemacht, sondern auch in anderen Teilen der Welt. Selbst in China ist sie keine Unbekannte.

Der Titel impliziert etwas Positives – und diese Stimmung zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Bilder. Eine schlafende Katze, eine bestickte Leinentischdecke, ein festlich geschmückter Trecker und ein Huhn: Landidylle. „Aber so ist es halt auch“, sagt Beeck, die die Motive humorvoll mit ihrer Spraydose umgesetzt hat. Sie habe sich bemüht, die alten Wurzeln des ländlichen Lebens in die Moderne zu übertragen und einen jungen Kalender zu entwerfen. „Ich finde es spannend, einen Kompromiss zu finden. Das ist eine tolle Aufgabe der Kunst.“ Zum 40. Mal ist der Wümmekalender, der von der Ottersberger Druckerei Froben in Auftrag gegeben und gedruckt wird, bereits erschienen. Ursprünglich als Hauskalender für die Kunden gedacht, hat er sich mittlerweile zu einem echten Sammlerstück gemausert. Das Besondere: „Der Kalender wird noch in Handarbeit hergestellt und geklebt. Er ist deswegen ohne Spiralbindung. Und die Leute waren immer schon auf den jeweils Neuen“, sagt Beeck. Sie selbst ist nicht seit Anfang an dabei. Erst seit 1994 gestaltet sie die zwölf Monatsseiten – das sind aber immerhin auch schon 19 Jahre. „Schwierig dabei ist es, jedes Mal ein neues Thema zu finden“, verrät sie. Denn, das ist das Besondere des Wümmekalenders, die Bilder drehen sich immer um die Region. Da Bedarf es schon einer gewissen Kreativität, um immer wieder etwas Neues zu finden. Doch darum muss sich Beeck keine Gedanken machen. Das Thema bekommt sie vorgegeben. Schließlich handelt es sich beim Wümmekalender um eine Auftragsarbeit – aber eine, über die sie sich immer wieder freue, betont sie und erzählt, dass es ein Unterschied sei, ob sie ganz frei als Künstlerin arbeite oder einen bestimmten Auftrag zu erfüllen habe. Aber durch den Kalender könne sie die Region, in der sie lebe, immer wieder neu entdecken und hätte die Möglichkeit, auch mal einen anderen Blick auf das ländliche Leben zu werfen. Dafür sorgen die vorgegebenen Konzepte und Themen. „Ich habe mich bereits mit der Renaissance, der Gothik und der Steinzeit in der Wümmeregion beschäftigt und sogar mit dem Kreisarchäologen zusammengearbeitet“, sagt Beeck und fügt hinzu, dass sie das sonst sicherlich nie getan hätte. Auch mit einem Flugzeug sei sie bereits über das Land geflogen um Eindrücke zu sammeln. „Die Arbeit am Kalender ist vergleichbar mit einer großen Abhandlung, sie reinigt den Kopf“, verrät die Sottrumerin und lacht. Doch auch wenn der Wümmekalender keine wissenschaftliche Arbeit darstellt, agiert er als Chronik der Region und der Gesellschaft: Er zeigt auf der einen Seite die künstlerische Entwicklung Beecks und auf der anderen Seite die Entwicklung des Region, der Architektur vor Ort und der Wahrnehmung. Die Sottrumerin nutzt die kleinformatigen Bilder, die sie für den Kalender entwirft, immer wieder, um neue Spraytechniken zu erfinden. Wie die Sottrumerin genau zu ihrer Art der Kunstgestaltung gekommen ist, kann sie nicht sagen. Sie habe gezeichnet und irgendwann angefangen auf Acryl zu sprayen. „Das hat sich einfach so ergeben.“ Während des Kunststudiums an der Uni Hannover habe sie viele verschiedene Techniken kennengelernt und danach ganz viel ausprobiert. Deswegen lassen sich bei einem Blick auf die Bilder der vergangenen Jahre neben Spraytechniken noch eine Reihe anderer Techniken wie Collage, Schwarz-Weiß-Zeichnungen, Pastell- und Aquarellbilder sowie Kartoffeldruck entdecken. Aus „einfach so“ wurde eine erfolgreiche Sache, denn mittlerweile hat sich die gebürtige Bremerin auch international einen Namen gemacht. 1998 hat sie ihre Werke zum ersten Mal in China ausgestellt – und ist dort auf großen Zuspruch gestoßen. „Ein Bekannter der in China lebt, hat das im Spaß mal vorgeschlagen“, verrät Beeck. Irgendwie sei daraus dann aber Wirklichkeit geworden und am Ende präsentierte die Sottrumerin ihre Bilder im Goethe-Institut. Seitdem ist sie regelmäßig dort – und schätzt diese Möglichkeit sehr. In China werde Kunst anders betrachtet, dort sei die Philosophie hinter den Bildern sowie deren Ernsthaftigkeit sehr wichtig. Und noch etwas sei dort anders: Kunst ist ein männerdominierter Bereich. „Frauenkunst existiert in China nicht und am Anfang war ich dort oft die einzige Frau bei den Ausstellungen“, erzählt Beeck. Durch ihre vielen Reisen nach China habe sich auch der Blick auf das eigene Zuhause verändert. „Wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, fällt mir immer wieder auf, wie schön es hier ist und wie viel Grün es gibt.“ Das positive Gefühl konnte sie in den Bildern des Wümmekalenders 2014 umsetzen. „Außerdem sind sie von romantischen und klassischen Themen geprägt. Ich hatte, bevor ich mit der Arbeit an den Bildern begonnen habe, eine große Ausstellung in China vorbereitet, bei der es um eben diese Themen ging.“ Der Wümmekalender ist bei der Künstlerin selbst (Telefon 04264/2468) und in der Buchhandlung Froben in Ottersberg erhältlich. Wer sich selbst einen Eindruck von Beecks Arbeiten machen möchte, hat dazu bis zum 13. Dezember in Bremerhaven die Möglichkeit. Dort stellt die Sottrumerin unter dem Motto Accrochage 7 in der Galerie 149 aus. Die Bilder des Wümmekalenders 2012, der den Titel Von der Wümme zum Huangpu trägt, sind vom 2. bis 24. Dezember in der Städtischen Galerie in Zeven zu sehen.

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