Skydogs: Scheeßeler Fanclub besteht eigentlich schon viel länger als zehn Jahre - Von Klaus-Dieter Plage

Seit 1999 nach HSV-Norm zertifiziert

Zum zehnjährigen Bestehen der Skydogs brachten HSV-Kultmasseur Hermann Rieger (Zweiter von rechts) und Andreas Birnmeyer, Geschäftsführer des HSV Supporter Clubs (Dritter von rechts) ein HSV-Trikot mit den Unterschriften der HSV-Spieler mit. Ablichten ließen sie sich mit den Grundüngsmitgliedern des Scheeßeler Fanclubs
 ©Rotenburger Rundschau

Kaum ein Sport ist so emotionsgeladen wie der Fußball. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen. Für einige Fans sind Match und Ergebnis Nebensache, sie wollen nur Krawall. Ganz anders bei den Scheeßeler Skydogs: Für die Mitglieder des Clubs stehen ganz klar das Fußballspiel und das Gemeinschaftsgefühl im Mittelpunkt. "Selbstverständlich hoffen wir, dass unsere Mannschaft gewinnt. Klappt das nicht, sind wir traurig. Aber das ist kein Grund, mit den Fans der gegnerischen Mannschaft Randale anzufangen“, erklärt Henning Schröder, neben Uwe Schmidt einer von zwei Präsidenten der Skydogs.

Offiziell besteht der HSV-Fanclub in Scheeßel seit nunmehr zehn Jahren. Mit einem zünftigen Fest, das sich auch Andreas Birnmeyer, Geschäftsführer des HSV Supporter Clubs, und HSV-Kultmasseur Hermann Rieger nicht entgehen lassen wollten, feierten die Skydogs jetzt diesen Geburtstag. Im Mittelpunkt standen auch dabei der Fußball und die vielen Geschichten drumherum. "Zehn Jahre sind eine lange Zeit für einen Fanclub. Ich freue mich, dass ihr dem HSV so lange die Treue gehalten habt – und das auch noch in einer Region, in der man von Werder-Fans umgeben ist. Haltet weiter die HSV-Fahne in Scheeßel hoch“, appellierte Birnmeyer in seiner Rede. Für die rund 50 anwesenden Fanclub-Mitglieder ist das keine Frage - auch wenn der HSV nicht immer gewinnt oder wie unlängst ein schon gewonnenes Spiel wieder aus der Hand gibt. "Wir betrachten uns als die Botschafter des HSV in Scheeßel und stehen in guten wie auch schlechten Zeiten hinter unserem Verein“, betont Präsident Schröder. Nicht zum ersten Mal war Hermann Rieger in Scheeßel. Schöne Stunden habe er im Beekeort erlebt. "Ich freue mich, dass ich bei eurem Jubiläum dabei sein darf. Er werden sicherlich wieder schöne Stunden mit vielen interessanten Gesprächen über den Fußball und den HSV.“ Er kündigte an, dass er spätestens zum 15-jährigen Bestehens des Fanclub wieder in Scheeßel sein werde. Als Jubiläumsgeschenk brachten die Gäste aus Hamburg ein HSV-Trikot mit den Unterschriften der HSV-Spieler mit. Dieses Trikot war der erste Preis in einer Tombola, die der Fanclub zu Gunsten des Kinderhospizes Löwenherz veranstaltete. Für die Tombola hatten auch etliche Scheeßeler Geschäftsleute gerne Preise gespendet. "Heute sind Getränke und das Essen frei“, erklärte Präsident Uwe Schmidt und verband die Ankündigung mit einer Bitte: "Zeigt euch großzügig mit einer Spende für Löwenherz. Uns allen geht gesundheitlich gut, aber es gibt auch tragische Schicksale.“ Die Geschichte der Skydogs begann schon lange vor der eigentlichen Gründung, nämlich nach der Weltmeisterschaft 1990. Damals überlegten die eingeschworenen Fans Carsten Tietjen und Ren' Hayessen, sich in Scheeßel mit anderen HSV-Enthusiasten zusammenzutun. Tietjen ist HSV-Begeisterter, seit er zum ersten Mal im Stadion war und der HSV mit 4:1 gegen Werder Bremen gewann. Damals war er gerade neun und das Erlebnis blieb prägend. Ren' Hayessen hatte den ersten hautnahen Kontakt mit dem HSV bei einem Besuch im Volksparkstadion. "Sofort sprang der Funke über. Vielleicht wird man als HSV-Fan in schwarz-weiß-blau geboren“, sinniert er. Mit dem Dachverband der HSV-Fanclubs nahmen die beiden im Juni 1990 Kontakt auf. Viele Fragen waren zu klären: Gibt es Grundsätze, eine Mindestanzahl von Mitgliedern, ein Mindestalter, die Notwendigkeit einer Satzung? Zwar gab’s prompte Antwort vom HSV, doch gingen neun Jahre ins Land, bis sich die Pläne zur Clubgründung wirklich konkretisierten. Immer wieder wurde diskutiert. "Eigentlich waren wir in den neun Jahren seit 1990 schon längst ein Fanclub, aber unser offizielles Gründungdatum ist 1999“, erklärt Hayessen. Damals wurden die Skydogs von ihrem Verein anerkannt. "Das ist sozusagen eine Zertifizierung nach HSV-Norm“, erklärt Hayessen. Die damaligen Gründungsmitglieder, die heute noch dem Fanclub angehören, sind Matthias Dittmer, Rolf Dittmer, Ren' Hayessen, Sascha Kock, Richard Marzahl und Carsten Tietjen. Wie der Club zu seinem Namen kam, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. "Vermutlich durch die damals bekannte Showband Skydogs“, glaubt Hayessen. Eine große Herausforderung war es, ein einprägsames Logo zu finden. Die Lösung des Problems: ein Comic-Hund mit HSV-Abzeichen auf der Hose, der an einem Fallschirm schwebt. Mittlerweile gibt es verschiedene Fanartikel, Mütze und Club-Flagge, die dieses Markenzeichen ziert. Erster Präsident des Fanclubs war Carsten Tietjen. Als der 1996 nach England ging, übernahm Thorsten Rencken das Amt. Im Mai 1997 kehrte Tietjen zurück und wurde wieder Präsident. Seit 2007 führt den Fanclub die Doppelspitze bestehend aus Henning Schröder und Uwe Schmidt. Die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren kann sich sehen lassen: Mittlerweile hat der Club 109 Mitglieder, darunter zehn Frauen. Der jüngste Skydog ist zweieinhalb, der betagteste 68 Jahre alt. "Einige Väter haben ihre Sprösslinge schon bei der Geburt angemeldet“, berichtet Schröder. Wichtig in der Philosophie des Fanclubs ist von Beginn an die Komponente des gesellschaftlichen Engagements. So werden seit 1996 im Rahmen des Scheeßeler Kinderferienprogramms Fahrten zum Volkspark-Stadion organisiert, zunächst gemeinsam mit dem Fußballclub Rot-Weiß Scheeßel. Ein wichtiger Punkt in der Clubarbeit ist zudem die Organisation von Fahrten zu Matches des HSV – und zwar nicht nur zu Heimspielen nach Hamburg. "Jede Fahrt war anders und es gab viele schöne Erlebnisse“, erinnert sich Carsten Tietjen. Er war es auch, dem die eine oder andere Schrecksekunde nicht erspart blieb: Mit den Skydogs sollte es zum Spiel nach London gehen. Vor der Reise entfernte er alle unwichtigen Papiere aus der Brieftasche – und musste beim Einchecken am Flughafen zu entdecken, dass er beim Herausziehen des Führerscheins auch den Personalausweis gegriffen hatte. Abflug wegen fehlender Dokumente gestrichen? Mitnichten. Tietjen charterte ein Taxi, fuhr zum nächsten Einwohnermeldeamt, ließ sich einen Notausweis ausstellen und traf gerade noch rechtzeitig wieder auf dem Airport ein. In letzter Sekunde erreichte er den Flieger und räumt rückblickend ein: "Die Taxifahrten waren teurer als der Flug nach England.“ Für Henning Schröder war das Spiel HSV gegen Celtic Glasgow ein unvergessliches Erlebnis. "Als etliche Hundert HSV-Fans zum Stadion marschierten, wurden wir von begeisterten Glasgow Rangers Fans begrüßt“. Seit langem warten die Skydogs auf einen Titelgewinn ihrer Hamburger Kicker. Dafür, so versichern Ren' Hayessen, Carsten Tietjen, Uwe Schröder, Matthias Rathjen und Matthias Dittmer, würden sie sogar ihre Haut zu Markte tragen: "Wenn der HSV Meister wird, lassen wir uns das Vereins-Logo tätowieren.“

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