RWE Dea stellt sich den Fragen der Wittorfer - Von Thomas Hartmann

Proben ohne Befund

Das Interesse an der Einwohner-Infoversammlung in Wittorf zum Thema Lagerstättenwasser war groß Foto: Hartmann
 ©Rotenburger Rundschau

Zwei Störfälle innerhalb weniger Wochen und eine Steigerung der Lkw-Frequenz wegen eines Schadens in der vergleichbaren Anlage in Völkersen – dass die Stühle im Dorfgemeinschaftshaus fast alle besetzt waren, als die Infoveranstaltung der RWE Dea zur Versenkung von Lagerstättenwasser in Grapenmühlen begann, wunderte niemanden. Doch trotz bohrender Fragen zu den Risiken der Technik blieb die Stimmung überwiegend von Sachlichkeit geprägt.

Wie schon die Kollegen vom Konkurrenzunternehmen am Tag zuvor in Hiddingen stellten auch die Experten der RWE Dea zunächst die Vorzüge von Erdgas als Energieträger und die Wertschöpfung in der Region dar, bevor sie auf die technischen Fragen des Verpressens zu sprechen kamen. Und auch in Wittorf sorgten die Zahlen für erstaunte Gesichter: Bis zu 2,5 Milliarden Kubikmeter Gasförderung im Jahr bringen rund 80.000 Kubikmeter Lagerstättenwasser im gleichen Zeitraum mit an die Oberfläche. Die Hälfte davon – bis maximal 40.000 Kubikmeter jährlich – darf die RWE Dea in Grapenmühlen verpressen. Und das tut sie kontinuierlich, wie Sven Burmester, Betriebsleiter der Förderung in Niedersachsen, bestätigte. Mehr noch: Seit in Völkersen nach der Kontamination des Erdreiches in der Nähe von Leitungen des Unternehmens nicht mehr verpresst wird, ist die tägliche Anlieferung an das Bohrloch Z1 bei Wittorf deutlich höher. Der Austritt von Quecksilber vor einigen Wochen und der Schwelbrand der Aktivkohlefilter vor ein paar Tagen, sorgen bei dem Unternehmen jetzt für einige Probleme, denn nun haben sie keine Verpressanlage mehr, zu der sie Lagerstättenwasser anliefern könnten. Viele Fragen aus der Bevölkerung richteten sich auf die Zusammensetzung des Lagerstättenwassers, das in etwa 1.000 Metern Tiefe in die Kalkarenitschicht gepresst wird. Die Zahlen, die das Unternehmen in Wittorf nannte, warfen allerdings erneut Fragen auf, denn Burmester zeigte eine Grafik in der von 0,15 Prozent Salzanteil die Rede war, erklärte aber gleichzeitig, dass bis zu 250 Gramm pro Liter enthalten sein können. "Der Anteil kann tatsächlich zwischen 0,005 und 25 Prozent schwanken“, bestätigte Pressesprecher Derek Mösche auf Nachfrage der Rundschau. Er fügt aber auch hinzu: "Das wieder in den Untergrund eingebrachte Wasser ist in der Regel jedoch weniger salzhaltig als das Wasser, das auch ursprünglich in der dort liegenden Gesteinsschicht vorhanden ist.“ Das Salz stellte ohnehin nicht den eigentlich zentralen Punkt der kritischen Nachfragen dar. Vielmehr interessierte die Zuhörer der Benzol- und Quecksilberanteil und die Frage, ob das Wasser garantiert in der vorgesehenen Tiefe bleibe, ohne das Grundwasser zu kontaminieren. Gebetsmühlenartig wiederholten die Experten auf immer wieder neue Nachfragen: "Eine 400 Meter dicke Tonschicht bildet dazwischen eine absolut dichte Barriere.“ Rochus Rieche vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie sprach sogar von einer "Garantie, dass nichts nach oben gelangt“. Ob damit die Versenkbohrung quasi unendliche Kapazitäten böte, fragte Ortsbürgermeister Willi Bargfrede skeptisch. Und er bekam die gleiche Antwort, wie die Kritiker in Hiddingen: "Die Schicht hat mehrere Milliarden Kubikmeter Porenvolumen. Da steigt der Druck nur sehr gering. Und erst, wenn der ein Limit erreicht hat, wäre tatsächlich Schluss“, erläuterte Rieche. Weil das so ist und weil andere Verpressungen derzeit nicht möglich scheinen, hat die RWE Dea auch beantragt, die Jahreshöchstmenge auf 65.000 Kubikmeter steigern zu dürfen. Gleichzeitig werde mit Hochdruck an Alternativen zur Verpressung gearbeitet. Einen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung bildete das Thema Erdbeben durch Gasförderung und Einpressung. Auch zu diesem Punkt hatte Rieche eine klare Position: "Die seismischen Aktivitäten in Erdgasförderfeldern sind uns ein Ärgernis, weil weder zu beweisen ist, dass die Bohrung diese ausgelöst hat, noch das Gegenteil.“ Auf Nachfrage berichtete Dr. Michael Zettlitzer, Leiter für Qualität, Arbeitssicherheit und Umweltschutz des Unternehmens, von den unterschiedlichen Kontrollen, die durchgeführt werden. So auch von den Beprobungen, die nach den Zwischenfällen angestellt wurden. Ergebnis: In Wasser, Boden und Luft seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Beide Störungen werden durch unabhängige Gutachter untersucht. Und erst die könnten die Ursache des Feuers endgültig klären. Für den Einsatz der Feuerwehr bedankten sich die Firmenvertreter ausdrücklich und machten deutlich, dass deren langer Verbleib am Einsatzort dem Wunsch geschuldet gewesen sei, möglichst auch das letzte Restrisiko vollkommen auszuschließen.

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