Havarie in Biogasanlage: großer Schaden für die Veerse?

55 tote Fische auf 50 Metern

Auf 50 Metern fanden Angler jetzt in der Veerse 55 tote Fische u2013 eine Folge der Havarie der Biogasanlage im Heidekreis
 ©Rotenburger Rundschau

(r/sv). Die Sorge ist groß: "Das fischökologisch wertvollste und artenreichste Gewässersystem des Landkreises Rotenburg könnte auf einer Strecke von 20 Kilometern tot sein“, das fürchten örtliche Angelvereine. Hintergrund ist, dass es am Wochenende zu einer Havarie einer Biogasanlage in Schultenwede (Heidekreis) gekommen ist.

Dadurch wurden der Lünzer Bruchbach und die Veerse mit dem Gärreste-Gülle-Gemisch verunreinigt, was zu einem großen Fischsterben führte. Nach Hinweis besorgter Anwohner und Fischteichbesitzer in Westervesede und Ostervesede, die am frühen Sonntag-Abend einen beißenden Güllegeruch und viele tote Fische festgestellt hatten, nahm die Untere Wasserbehörde des Landkreises Rotenburg sofort die Ursachenermittlung und Schadensdokumentation auf. "Wir mussten zunächst den Verursacher finden. Dafür sind unsere Mitarbeiter kilometerweit die Veerse entlanggegangen, bis sie im Heidekreis die Biogasanlage gefunden hatten“, heißt es gegenüber der Rundschau von der Unteren Wasserbehörde. "Dabei stellte sich heraus, dass sich die Havarie offensichtlich schon in der Nacht zuvor ereignet hatte und erst am Morgen des 1. April vom Anlagenbetreiber bemerkt wurde. Dieser hatte bis Eintreffen der Landkreis-Mitarbeiter keine Mitteilung an den zuständigen Landkreis oder die Polizei gemacht, sondern versuchte stattdessen, die Gewässerverunreinigung mit eigenen Mitteln vergeblich zu beheben. Die zuständige Wasserbehörde des Heidekreises wusste nichts von dem Vorfall“, beschreibt Ralf Gerken, Gewässerwart des Angelvereins Westervesede und Lauenbrück sowie Sprecher des Landessportfischerverbandes Niedersachsen, die Situation vor Ort. Bei der Befragung habe der Anlagenbetreiber angegeben, im Laufe des Tages bereits etwa 100 Kubikmeter verunreinigtes Material aus dem Lünzener Bruchbach entfernt zu haben, so Gerken weiter. Die Havarie sei nach Angaben des Betreibers durch ein defektes Pumpensystem verursacht worden, was dazu führte, dass das Gärreste-Gülle-Gemisch über den Hof in den unmittelbar angrenzenden Lünzener Bruchbach geflossen ist, so Gerken, auf dessen Bericht sich sowohl Vertreter des Heidekreises als auch vom Landkreis Rotenburg beziehen. "Wirksame Auffangvorrichtungen wie Bodenwälle, ausreichend dimensionierte Sickergruben oder ähnliches, die die Schadenswirkung der Havarie vermindert hätten, sind auf der Hofstelle augenscheinlich nicht vorhanden“, berichtet Gerken. Bis in die Abendstunden konnten von den Landkreismitarbeitern zahlreiche Wasserproben gezogen werden, die aufgrund ihrer enormen Trübung und des beißenden Gülle-Geruchs an allen untersuchten Probestellen der Veerse und des Lünzener Bruchbachs auf eine massive Verunreinigung hinweisen. "Noch liegen keine Untersuchungsergebnisse vor. Das kann ein, zwei Tage dauern, wobei das Ergebnis ja eigentlich klar ist – da geht es mehr um Beweissicherung“, so ein Sprecher der Unteren Wasserbehörde in Rotenburg. Der berichtet, dass das Fatale an diesem Fall ist, dass das Gemisch wasserlöslich ist. "Bei Öl könnte man versuchen, es von der Wasseroberfläche zu fischen. Das funktioniert in der Veerse jetzt nicht.“ Nun könne man nur abwarten, dass sich das Gemisch in dem Flusslauf verdünnt und dadurch abbaut. Das Ergebnis der Havarie ist laut Gerken verheerend: "Mehrere kurze Sicht- und Kescherproben der Angler im Lünzener Bruchbach gaben Hinweise darauf, dass es zu einem katastrophalen Fischsterben gekommen ist. Eine Kescherbefischung der örtlichen Angler im Lünzener Bruchbach bei Ostervesede – rund sieben Kilometer unterhalb der Havariestelle – ergab auf einer Strecke von etwa 50 Metern 55 tote Fische, wobei nur diejenigen gekeschert wurden, die im flachen Uferbereich sichtbar waren. Aufgrund der enormen Trübung waren alle Sohlbereiche mit einer Tiefe von mehr als zehn Zentimetern nicht einsehbar. Auch an der Veerse bei Westervesede – circa zwölf Kilometer unterhalb der Havarie – konnten am späten Abend bei Taschenlampenlicht im Uferbereich zahlreiche tote Fische gesichtet werden.“ Die Angelvereine Westervesede, Lauenbrück und Fintel, die das Gewässersystem Lünzener Bruchbach und Veerse im Rahmen des Meerforellenprojektes gemeinsam betreuen, werden nun umfassende Maßnahmen zur Beweissicherung und Schadensermittlung einleiten. Darüber hinaus wird ein Sachverständiger beauftragt, der Schadensersatzansprüche ermittelt, die gegebenenfalls auf rechtlichem Wege von den Angelvereinen eingefordert werden. Weiterhin erfolgt über den Landessportfischerband in Hannover in den nächsten Wochen eine umfassende rechtliche Prüfung, ob seitens des Betreibers oder der Genehmigungs- und Aufsichtbehörden möglicherweise gegen gesetzliche Auflagen zum Gewässerschutz verstoßen wurde. "Dabei ist gegebenenfalls von besonderer Relevanz, dass der Landessportfischerverband bereits im Jahr 2009 im Bereich der Biogasanlage eine enorme Gewässerverunreinigungen durch illegale Einleitung Gewässer schädigende Stoffe bei der zuständigen Wasserbehörde angezeigt hatte“, so Gerken.

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