Sued-Link-Infoveranstaltung stieß nur auf wenig Interesse - Von Fred Olthoff

Schlenker sind wohl nötig

Tennet-Mitarbeiter Thomas Wagner (rechts) beantwortete zahlreiche Fragen von Moderator Olaf Groß und den Zuhörern Foto: Olthoff
 ©Rotenburger Rundschau

Auf Einladung von Bürgermeister Detlef Eichinger war Thomas Wagner, Referent für Bürgerbeteiligung des Netzbetreibers Tennet, der über den Stand der Planung zur Stromtrasse Sued-Link informierte zu Gast in Rotenburg. „Mir war es wichtig, noch einmal eine Extraveranstaltung durchzuführen, da auch drei Ortschaften Rotenburgs davon betroffen sind“, sagte Eichinger. Allerdings wunderte er sich, dass dann nur 14 interessierte Zuhörer in der Aula der Realschule erschienen waren.

In einem kurzen Referat stellte Wagner das Unternehmen und das Projekt Sued-Link vor. Anschließend stellte er sich den Fragen von Moderator Olaf Groß und den Zuhörern. Das Projekt befinde sich derzeit noch vor der formalen Bundesplanfeststellung. „Für das Planfeststellungsverfahren, das wir im Herbst beantragen möchten, müssen wir den Genehmigungsbehörden einen Korridor nebst einigen Alternativtrassen vorlegen“, führte Wagner aus. Ein möglicher Korridor sei derzeit nur Diskussionsgrundlage. Dafür habe es bereits eine Vielzahl von Veranstaltungen, auch im Landkreis Rotenburg gegeben. „Wir haben gute Erfahrungen mit Bürgerdialogen gemacht“, sagte der Tennet-Mitarbeiter und appellierte an alle Interessierten, noch im Sommer weitere Vorschläge an das Unternehmen oder die Bundesnetzagentur zu richten. „Bisher haben wir schon gute Vorschläge bekommen, die geprüft werden. Wir können aber noch nicht sagen, ob sie besser sind als unsere bisherigen. Ansprechpartner vor Ort sind für unsere Planung hilfreich.“ Der designierte Bürgermeister Andreas Weber fragte, wie die Haltung Horst Seehofers einzuschätzen sei, der behaupte, dass Bayern sich dezentral mit Strom versorgen könne. Dann sei Sued-Link ja überflüssig. „Dass sich Bayern autark versorgen kann, sehen wir nicht so“, antwortete Wagner. In Süddeutschland gebe es einen Riesenimportbedarf durch den Wegfall der Kernkraftwerke, während es in Norddeutschland einen Überschuss von mehr als 2.500 Megawatt gebe. Auch die Erdverkabelung als Alternative zur Überlandleitung war Thema. Dabei sorgte die Aussage Wagners für Verwunderung, dass die Mehrkosten für die unterirdische Verlegung um mindestens das Vierfache höher seien. Dagegen hatte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, kürzlich während einer Info-Veranstaltung im Rotenburger Ratssaal behauptet, dass die Erdverkabelung im Vergleich zur Überlandleitung nur um das Zwei- bis Dreifache koste („Zu Eingaben ermutigt“, www.rotenburger-rundschau.de). „Davon weiß ich nichts“, entgegnete Wagner. Für sein Unternehmen seien die Kosten aber nicht relevant. Dagegen aber schon für den Gesetzgeber, der eine Erdkabelung nur dort in Auftrag geben wird wo sie technisch und wirtschaftlich sinnvoll sei. „Durch die Dichte der Infrastruktur gibt es wenig Alternativen für den Streckenverlauf“, führte Wagner weiter aus. Um die Landschaft nicht noch mehr zu zerschneiden, versuche Tennet, die Trasse an andere Strecken anzubinden. Kritisiert wurde von Zuhörern, dass Abstände des Trassenvorschlags zu Wohnhäusern entlang der Bahnlinie Richtung Unterstedt sehr gering seien, da die Trasse neben den Strommasten der Bahn hinzukomme. Wagner: „Wir könnten auch auf einer zusätzlichen Traverse die Stromleitungen der Bahn in unser Gestänge mit aufnehmen. Dem müsste die Bahn aber zustimmen.“ Als weitere Alternativen zur Trassenführung wurden Truppenübungsplätze oder entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze genannt. Bisher habe sich die Bundeswehr gegen solche Vorschläge aus sicherheitsrelevanten Gründen gesperrt, sei mittlerweile aber gesprächsbereit. Bei einem Trassenbau längs der ehemaligen Grenze, deren Verlauf mittlerweile als grünes Band Deutschlands bekannt sei, sehe der Referent aus Naturschutzgründen großen Widerstand auf das Unternehmen zukommen. Der angesprochen Gesamtverlust auf der Leitungsstrecke von Schleswig-Holstein nach Bayern falle kaum ins Gewicht, da er sich im einstelligen Prozentbereich bewege. „Natürlich bevorzugen wir in der Regel eine kürzere Strecke, aber Schlenker sind nötig zur Konfliktvermeidung.“

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