Erdgasförderung: Nordwestradio sendete aus Hemslingen - Von Stephan Voigt

Kritik an Exxon und LBEG

Klaus Söntgerath (links), Elke Twesten, Bernd Ebeling, Moderatorin Hilke Theessen, Klaus Torp und Dr. Harald Kassner Foto: Voigt
 ©Rotenburger Rundschau

„Wissen Sie, was ich am liebsten mit Ihnen machen würde? Ich würde Sie in Ihr Bohrloch stecken“, ätzte Bernd Ebeling von der Uelzener Bürgerinitiative gegen Exxon-Mitarbeiter. Sie waren mit weiteren Gästen einer Nordwestradio-Sendung, die in Hemslingen aufgezeichnet wurde und Erdgasförderung zum Thema hatte.

Hoch her ging es während der Sendung ansonsten nur am Ende, als mit Silke Döbel und Angelika Dorsch eine Söhlinger Bürgerin und eine SPD-Kreistagsabgeordnete aus dem Publikum nach vorn traten, um den Exxon-Mitarbeitern beim Stellen ihrer Fragen möglichst nah zu sein und als ebenfalls im Publikum anwesende Exxon-Beschäftigte versuchten, ihr Unternehmen gegen die vielen Anschuldigungen zu verteidigen. Einer der Mitarbeiter wandte sich direkt an Ebeling: „Ich habe 25 Jahren bei der Bohrstelle in Söhlingen gearbeitet und werde regelmäßig untersucht. Da werden keine erhöhten Quecksilberwerte gefunden. Erzählen Sie also nicht, ich würde mit meiner Gesundheit spielen.“ Bis zu diesem Zeitpunkt mussten sich die Exxon-Mitarbeiter – Firmensprecher Klaus Torp und Chemiker Dr. Harald Kassner – sowie der Mitarbeiter des Landesbergamtes, Klaus Söntgerath, viel Kritik stellen. Der Uelzener BI-Sprecher Ebeling erklärte, dass ihn die vom Nabu gemessenen Quecksilberwerte nicht überrascht hätten, weil ähnliches in der Altmark gemessen wurde: „Das wird aber totgeschwiegen.“ Die Grünen-Landtagsabgeordnete Elke Twesten monierte die Salamitaktik des Landesbergamtes (LBEG) bei der Information der Bürger: „Die werden nicht mitgenommen. Die Informationspolitik ist mangelhaft. Jedes Vorkommnis ist besorgniserregend und dem muss nachgegangen werden.“ Sowohl LBEG-Sprecher Söntgerath als auch Exxon-Sprecher Torp stimmten Twesten in diesem Falle zu. Einhellige Meinung der beiden: Wir mussten in Sachen Kommunikation viel lernen, sind aber auf einem guten Weg und versuchen nun, die Bürger umfassend zu informieren. Was die Quecksilberfunde angeht, erklärte der Chemiker, der Stoff könne durch verbesserte Technologien seit mehr als 20 Jahren von den Bohrungen nicht mehr in die Umwelt gelangen: „Vor 40 Jahren hatten wir noch nicht die entsprechenden Filter. Damals ging das beim Abfackeln in die Natur.“ Gleichzeitig gab Kassner zu, dass die Quecksilberfunde von der Erdgasförderung vor vielen Jahren her stammen: „Das ist unstrittig. Wir werden das beheben. Seit 20 Jahren ist das aber nicht mehr möglich“ Ähnlich sehe das mit den Rohrleitungen aus. Diese hätten sich weiterentwickelt. Dadurch könne kein Quecksilber mehr diffundieren. Und auch die Plätze, an denen die Rohre und Leitungen vor der Entsorgung gereinigt werden, seien mittlerweile weiterentwickelt als vor Jahren. Nun intervenierte Ebeling und behauptete, der metallische Geschmack, den einige Söhlinger im Mund hatten, als sie im April bei Abfackel-Maßnahmen nahe der Bohrstelle standen, rühre von Quecksilber her. Außerdem verwende Exxon ungeeignete Polyethylen-Rohre, „um billig zu produzieren“. Darauf antwortete Exxon-Sprecher Torp, das Unternehmen sei dabei, derartige sogenannte PE-Rohre auszutauschen. Das griff die Söhlingerin Döbel wieder auf. Sie echauffierte sich: „Sie sagen, dass Sie seit 20 Jahren sauber arbeiten, tauschen aber jetzt erst die Rohre aus?“ Die Antwort des Chemikers, das Unternehmen wisse, dass Stoffe bei derartigen Rohren diffundieren können, diese Stoffe blieben aber außen am Rohr haften und gelangen nicht in die Umwelt, rief Protest hervor. Ebeling kommentierte dies mehrfach mit den Worten: „Das stimmt nicht.“ Und die Kreistagsabgeordnete Dorsch wurde ungehalten: „Für einen Chemiker erzählen Sie uns eine Menge Unfug.“ Gefragt, was das LBEG in Sachen Fracking unternehme, verwies Söntegrath darauf, dass die Behörde mittlerweile nicht nur Gutachten von Energieunternehmen fordert, sondern selbst welche veranlasst. Dabei ging er auf die am selben Tag vom LBEG veröffentlichte Meldung ein, in Söhlingen seien teilweise erhöhte Quecksilberwerte gemessen worden („Quecksilberwerte teilweise deutlich erhöht“, www.rotenburger-rundschau.de). Auffällig war, dass Söntgerath die Werte aber nicht nannte, stattdessen aber konstatierte: „Entscheidend ist, dass das weiter untersucht, aber nichts abgesperrt werden muss.“ Dazu sagte Ebeling: „Gemessen wurde dort im Süden, die Hauptwindrichtung ist aber Südwest. Es ist also klar, dass da weniger gefunden wurde.“ Moderatorin Hilke Theessen musste nach einer Stunde die Sendung beenden, obwohl noch nicht alle Bürger ihre Fragen stellen konnten.

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