Australischer Nationalspieler Manfred Schaefer im "Heimatdorf"

Frauen sind bessere Fußballer

Hochkarätigen Fußballer-Besuch hatte der FC Quelkhorn am zweiten Juni-Wochenende: Manfred Schaefer, 13 Jahre Fußball-National-spieler in Australien, besuchte "sein" Dorf Quelkhorn, wo er nach der Flucht aus Ostpreußen zusammen mit zwei Geschwistern aufgewachsen ist.

Familie Claus Oetjen, die einen engen Kontakt zu den Schaefers unterhält und auch schon dort gewesen ist, organisierte ein Zusammentreffen mit dem FCQ. Am Sonntagmorgen trafen sich Manfred Schaefer, Claus Oetjen, Wilfried Bergmann (Vorsitzenden), Anne Westerholz (stellvertretender Vorsitzender) sowie Bernie Struß (Kamerad aus Kindertagen) und seine Frau Käthe zu einem lockeren Gespräch im Vereinsheim des FC Quelkhorn. Manfred Schaefer hatte von seinem Club ein Original-Auswärtstrikot sowie eine Ausgabe der vereinseigenen Zeitschrift "Marconi News" mitgebracht. Vom FCQ erhielt er einen Wimpel sowie ein Exemplar der Festschrift zum 40jährigen Jubiläum 1988 und die letzte Ausgabe des "Tokieker", das Vereinsinfo des FC Quelkhorn. Manfred Schaefer verschlug es als Kind mit seinen Eltern und Geschwistern als Flüchtling aus Pillau/Ostpreußen nach Quelkhorn. Mit Pflegeoma Schulze, die die Familie aus Ostpreußen begleitete, fand er ein neues Zuhause "An den Fuhren" in Quelkhorn. Dort verbrachte Manfred Schaefer einige Jahre, bevor die Familie Mitte der Fünfziger nach Australien auswanderte und in Sydney heimisch wurde. Dort lernte er seine spätere Frau Hannelore kennen, die ebenfalls als Flüchtling aus dem Osten kam, aus Eichhof, Nähe Cottbus. Zwei Kinder, Tochter Kim (27) und Sohn Peter (23) machten später die Familie komplett. Sohn Peter ist seit einem Jahr in Deutschland tätig und lebt in Düsseldorf. Tochter Kim ist ebenfalls eine begeisterte Fußballerin und arbeitet als Polizistin in Sydney. Fußball war schon von Kindes Beinen an das Hobby des Manfred. Bereits in Quelkhorn kickte er als Junge mit den Kindern des Ortes. Einige erinnern sich noch sehr gut daran. In Australien dann wurde sein Talent entdeckt und er brachte es bis zum Nationalspieler. 98 mal stand er mit der Nationalmannschaft auf dem Rasen, davon 50 mal in "Original"-Länderspielen, das heißt gegen andere Staaten. In Australien trägt die Nationalmannschaft auch Spiele innerhalb dieses riesigen Kontinents aus .Insgesamt absolvierte Manfred Schaefer 450 Spiele in 13 Jahren, davon neun Jahre in der Nationalmannschaft, ohne eine Verletzung. Auch bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexico sowie 1974 in Deutschland war Manfred Schaefer dabei. 1974 besuchte er ebenfalls Quelkhorn und traf sich auf dem Spielfeld mit alten Kameraden. nach der WM 1974 folgten Spiele in Israel und der Schweiz sowie in Japan. Manfred Schaefer trainiert momentan die erste Mannschaft des "Club Marconi" in Sydney, die in diesem Jahr australischer Meister wurde. Er hatte die Mannschaft erst im vergangenen Jahr übernommen. In australischen Vereinen gibt es für einen Trainer einen Kontrakt für ein Jahr, nur bei Erfolg wird verlängert, aber vorzeitige Entlassung ist ausgeschlossen. Der Club Marconi hat einen italienischen Vorstand, circa 18.000 Mitglieder aller Nationalitäten, ein Stadion mit 15.000 Sitzplätzen und etlichem Drumherum. So zum Beispiel Golf- und Tennisplätze sowie drei Restaurants und eine riesige Spielhölle mit Hunderten von Automaten, an denen hohe Gewinne von zehn- bis zwanzigtausend Dollar möglich sind. So gibt es frühmorgens kostenloses Frühstück, das Geschäft wird damit gemacht, daß die Gäste anschließend an die Automaten gehen. Ganze Straßenzüge gehören solchen Clubs, die es in jeder australischen Stadt gibt. Die Mannschaft des Club Marconi absolvierte eine Saison mit 33 Spielen, in der "Umgebung", also in Melbourne, Brisbane, Adelaide. Das bedeutet jeweils eine "Anfahrt" von ein bis zwei Stunden mit dem Flugzeug. In Australien wird in Flugstunden gerechnet, nicht in Kilometern. In dieser Serie wurde das Team 16 mal Erster, 15 mal Zweiter, einmal Dritter und einmal Vierter der Liga. Der Club Marconi hat 450 Angestellte, davon allein über 50 Sicherheitskräfte. Die Spieler sind Halbprofis und verdienen etwa 1,2 Millionen Dollar pro Jahr. Ein guter Spieler bekommt einen guten Vertrag, der ihn aber dann auch zwingend dazu verpflichtet, auch gut zu spielen. Luschigkeit, wie teilweise in Deutschland unter hochbezahlten Profis gang und gäbe, hat dort den Rauswurf beziehungsweise Nichtverlängerung des immer nur ein Jahr gültigen Kontraktes zur Folge. Auch in der Jugend gibt es große Erfolge im Club. So wurde auch eine Jugendmannschaft australischer Meister. Bis sechs Jahre werden Spiele locker ohne Punktwertung absolviert, erst ab zwölf wird "richtiges Spielen" vermittelt. Der Frauenfußball spielt ebenfalls eine große Rolle im Club. Es sind zwei Teams in der Oberliga sowie mehrere Freizeitmannschaften vertreten. Kim Schaefer, Manfreds Tochter, spielte als Torhüterin oft im Trikot der Nationalmannschaft Australiens und kümmert sich um die Belange der Frauen im Club. "Mädchen und Frauen", so Manfred, "sind die besseren Fußballer, lernen schneller und haben mehr Zusammenhalt als die Männer." Nach jedem Spiel wird sich zusammengesetzt, aber erst nach Saisonende wird einer drauf gemacht. Auch einige Anekdoten hatte Manfred auf Lager: So wollte seine Frau unbedingt Franz Beckenbauer kennenlernen, nachdem sie ein Bild von ihm geschenkt bekommen hatte. Für Nationalspieler kein Problem, man kennt sich untereinander sehr gut und pflegt auch diese Kontakte. Zur damaligen Zeit spielte Beckenbauer bei Cosmos New York und so war es mit Hilfe eines Freundes möglich, ein Treffen zu arrangieren. Aber, so Manfred, "meine Frau hat gezittert wie ein junges Mädchen vor dem ersten Kuß." Auch ein Spiel in Brisbane vergißt er so schnell nicht. Seine Freunde aus Deutschland, Claus Oetjen und Familie waren dabei. Gewonnen wurde 3:1, aber die einzigen, die Hurra schrien, waren Claus und Familie sowie seine Frau Hannelore. Die Brisbaner Zuschauer verstanden die Welt nicht mehr. Nachdem Manfred bei der WM 1970 in Mexico im Spiel gegen Brasilien den "Fußballgott" Pele beim Stand von 2:2 umgenietet hatte, mußte er sich anhören "You Bastard". Ein Ausspruch, der ihm bis heute im Gedächtnis blieb. Auch hat er viele andere berühmte Namen nicht vergessen, so die von Gerd Müller, Uwe Seeler, Uli Hoeneß. Die deutsche Mannschaft 1974, die ja Weltmeister gegen Holland wurde, bezeichnete er als eine der besten Teams, die er je kennengelernt habe. Nicht nur im fußballerischen, auch im "privaten" Bereich. Manfreds Zukunftspläne sehen so aus, daß er noch ein Jahr weiter Marconi trainiert. Er will noch einige gute Spieler dazukaufen, das geht auch, denn Geld spielt eine ganz geringe Rolle im australischen Fußball. Er hat es schließlich geschafft, die Zuschauerzahlen um 30 Prozent zu steigern, was ihm gegenüber dem Vorstand Tür und Tor öffnet. In einem Jahr "komme er richtig", also auf längeren Urlaub, so Manfred. Dieses Mal hatte ihn ein familiärer Anlaß kurzfristig nach Deutschland geführt.

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