Rotenburger Arbeitsmarkt zeigt sich trotz der Krisen stabil

Gute Prognosen für 2023

Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter geben sich optimistisch beim Blick auf das neue Jahr. Oliver Lemke (v.l.), Gregor Stein und Imke Colshorn stellen die aktuellen Entwicklungen dar. Foto: Menker
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VON GUIDO MENKER

Rotenburg – Mit durchschnittlich 3,4 Prozent im vergangenen Jahr gehört der Landkreis Rotenburg landesweit zum Drittel der Regionen mit den niedrigsten Arbeitslosenquoten. Gegenüber dem Jahr 2021 sei diese Quote noch einmal um 0,2 Punkte gesunken. „Wir befinden uns damit in guter Gesellschaft.“ Das sagt Oliver Lemke als Geschäftsführer der Rotenburger Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit. Er geht außerdem davon aus, dass die Arbeitslosigkeit im Landkreis auch in diesem Jahr noch einmal leicht sinkt. Und das trotz Fluchtmigration, steigender Preise, Energiekrise und Lieferengpässen.

Lemke hat am Mittwoch zusammen mit Gregor Stein, Leiter des Rotenburger Jobcenters, sowie der Sozialdezernentin beim Landkreis, Imke Colshorn, nicht nur die Arbeitsmarktbilanz für 2021 vorgestellt, sondern auch den Blick auf das neue Jahr gerichtet. Dabei kamen auch die Zahlen für den gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit in Stade auf den Tisch. Im Jahresdurchschnitt waren demnach in den Landkreisen Rotenburg, Stade und Cuxhaven 14 631 Frauen und Männer ohne festen Job. Das stellt einen Rückgang um zehn Prozent dar. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote für den Agenturbezirk sank damit von 5,2 auf nun 4,7 Prozent.

Diese Entwicklung kann aber dem Vernehmen nach nicht über eine Reihe von schwierigen Entwicklungen hinwegtäuschen. Ganz oben auf dieser Liste steht der schon seit einigen Jahren prophezeite Fachkräftemangel: „Das Problem ist jetzt allgegenwärtig“, betont Lemke. Diese Situation sorgt für Veränderungen. Lemke spricht von Arbeitgebern, die sich melden und sagen: „Wir brauchen einfach motivierte Leute – den Rest bringen wir ihnen schon bei“. Und das, so der Rotenburger Agentur-Geschäftsführer, „ohne nach einer Förderung zu fragen“.

Zugleich zeichne sich auch im Helferbereich ein Mangel aus ausreichenden Arbeitskräften ab, fügt Stein hinzu. Aber immerhin: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sinkt. Stein: „Wir als Jobcenter sind landesweit mit einer Arbeitslosenquote in unserem Bereich von 2,2 Prozent sehr gut aufgestellt.“ Für Imke Colshorn ist angesichts der Entwicklung klar: „Wir gucken positiv auf das neue Jahr.“

Die durchaus guten Zahlen im Landkreis Rotenburg haben Folgen: Das Budget des Jobcenters für Maßnahmen zur Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt sinkt in diesem Jahr um sieben bis acht Prozent. „Wir hoffen auf ein Einsehen und ein Umdenken und damit auf einen Nachtrag“, erklärt der Jobcenter-Chef. Denn ansonsten zeichne sich eine Entwicklung von Arbeitsmarktstrategien für eine Vielzahl von Neukunden – vor allem sind es Ukraine-Flüchtlinge, die in diesem Jahr etwa 25 Prozent des Kundenbestandes darstellten – bei deutlich reduzierten finanziellen Mitteln des Bundes pro Kunde ab. Wichtig für die Arbeitsintegration der Geflüchteten aber sei eine ausreichende Finanzierung der Integrations- und Sprachkursangebote. Zudem müsse die Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikationen beschleunigt werden.

Unter dem Strich kommt aber auch Gregor Stein zu einem guten Fazit: Aufgrund der Branchenzusammensetzung im Landkreis – geprägt vor allem durch Nahrungsmittelverarbeitung, Logistik und Gesundheitssektor – habe sich der Arbeitsmarkt trotz vieler wirtschaftlicher Herausforderungen recht stabil verhalten. Besonders erfreulich sei es, dass Langzeitleistungsbezieher trotz der aktuellen Situation ebenfalls eine Chance auf dem Arbeitsmarkt finden. Ihre Zahl im Bestand des Jobcenters sei von 2 507 auf 2 282 gesunken.

Die Vorgaben und Ziele für das neue Jahr umschreibt Stein so: Einerseits gehe es dauerhaft darum, die Kunden aus der Hilfebedürftigkeit zu führen – vor allem durch nachhaltige und existenzsichernde Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Denn: „Es besteht weiterhin Bedarf an Arbeitskräften in unserer Region, insbesondere auch im Helferbereich.“ Schwierigkeiten gibt es dabei; Stein spricht von Hemmnissen, die aus dem Weg zu räumen seien. Bei den Ukrainern gehe es um die Sprachkenntnisse, manchmal aber stehen Erkrankungen oder die Betreuung der Kinder im Weg. Sucht oder Schulden seien weitere Punkte, die, so Colshorn, eine vermittelnde und beratende Hilfe erforderlich machten.

Eine weitere Herausforderung bei der Vermittlung von Arbeitslosen: Mehr als die Hälfte von ihnen verfügt nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Vielfach fehlte sogar ein Schulabschluss. In solchen Fällen sei viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Stein: „Auch ohne Ausbildung kann man etwas werden.“

Die Agentur für Arbeit stellt fest, dass der demografische Wandel und damit die sinkende Zahl an Arbeitskräfte zunehmend spürbar werden. Zwar werde die Zahl der Erwerbslosen leicht sinken, aber benachteiligte Menschen müssten in gleichem Maße daran teilhaben, so Lemke. Man wolle zudem die Online-Zusammenarbeit mit den Kunden weiter ausbauen. Zugleich steige die Bedeutung von integrationsunterstützenden Maßnahmen. Und das alles, ob wohl die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis weiter zugenommen habe.

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