Merwel Otto-Link bittet um Rücksicht bei der Gartenarbeit - Von Dennis Bartz

Trotz Stacheln wehrlos

Die Gartenarbeit geht mit schwerem Gerät am besten von der Hand u2013 doch Mähroboter, Heckenscheren und Trimmer sind eine Gefahr für Igel.
 ©Foto: Dennis Bartz

Landkreis Rotenburg. Endlich Frühling – Zeit, um den Garten fit für den Sommer zu machen. Helfer wie Mähroboter, Rasentrimmer und Heckenscheren sorgen zwar dafür, dass die Arbeit leicht von der Hand geht. Aber sie stellen auch eine Gefahr für Tiere da. Merwel Otto-Link von der Igelpflege Rotenburg versorgt die Opfer, die beinahe täglich gefunden und zu ihr gebracht werden: schwer verletzte Igel mit klaffenden Wunden und abgetrennten Gliedmaßen. Trotz ihrer Stacheln, die sie vor vielen natürlichen Fressfeinden schützen, sind Igel Mährobotern und anderen schweren Geräten hilflos ausgesetzt.

Ihnen wird dabei oft zum Verhängnis, dass sie keine Fluchttiere sind. Wenn Gefahr droht, laufen sie nicht davon, sondern rollen sich ein. Entgegen der Versprechen vieler Mähroboter-Hersteller, die ihre Produkte als Igelsicher anpreisen, erkennen die Geräte „Hindernisse“ wie den Igel oft nicht. Das zeigt ein Test, den Otto-Link gefilmt und dokumentiert hat.

„Verbraucher kaufen diese Geräte oft mit einem guten Gewissen – und erleben eine böse Überraschung. Es ist deshalb sinnvoll, den Mähroboter nicht unbeaufsichtigt und nur bis 17 Uhr laufen zu lassen. Denn Igel sind nachtaktive Tiere. Außerdem sollte die zu mähende Fläche gründlich nach Igeln und anderen Tieren abgesucht werden. Im Hochsommer liegen Igel tagsüber oft mit ausgestreckten Gliedmaßen, flach unter überhängenden Büschen an Beeträndern. Mäht der Roboter dann bis an die Rasenkante, entstehen schlimmste Verletzungen“, so Otto-Link. Schwache und kleine Igel sind auch tagsüber unterwegs, weil sie gezielt die Hilfe von Menschen suchen.

Ob verletzte Igel gefunden werden, ist oft Glückssache, berichtet die Expertin: „Sie schreien nicht, sondern halten still aus und werden oft erst nach Tagen entdeckt, sofern sie nicht vorher schon ihren Verletzungen erlegen sind.“

Besonders groß sei das Risiko demnach für Igelkinder. Denn diese kommen oft schon am frühen Nachmittag aus ihren Nestern und erkunden neugierig die Umgebung. „Mit einem Gewicht von unter 200 Gramm werden sie von keinem Gerät erkannt und gnadenlos überfahren“, warnt Otto-Link.

Um die Gefahr für Igel zu minimieren, sollten Gartenbesitzer folgende Tipps beachten: Wer nicht auf einen Mähroboter verzichten will, sollte nur Geräte verwenden, die eine tief liegende „Apfelschürze“ als Schutz haben. Denn Sensoren allein bieten meist keinen zuverlässigen Schutz, warnt Otto-Link. „Klar abgegrenzte Rasenkanten zu den Beeten bieten zusätzliche Sicherheit. Außerdem sollte die Gefahr durch überhängende Büsche und Sträucher über den Rasen minimiert werden“, rät die Igelexpertin.

Auch für die weiteren Gefahrenstellen im Garten hat sie einfache Tipps: „Schächte und Fallrohre sollten grundsätzlich gesichert sein. Wer Backsteine auf die Stufen der Kellertreppe stellt, ermöglicht es Igeln, diese zu erklimmen.“ Auch gelbe Säcke bergen Risiken, so Otto-Link: „Der Geruch lockt Igel an. Diese machen sich darüber her und bleiben oft in Konservendosen stecken oder verletzen sich daran. Wer die Säcke an den Zaun hängt oder auf einen Tisch stellt, schützt die Igel und verhindert, dass der Abfall geplündert wird.“

Für Igel sei die Futtersuche heute schwieriger denn je geworden, denn die Tafel in der freien Natur sei nicht mehr so üppig gedeckt wie früher. „Es gibt viel weniger Insekten. Wer den Igeln gezielt helfen und andere Tiere wie beispielsweise Katzen fernhalten will, kann ein Futterlabyrinth aufstellen. Für nur etwa 30 Euro können Interessierte das im Internet bestellen, bei mir kaufen oder relativ leicht selbst bauen – eine Anleitung ist online zu finden“, so Otto-Link.

Und was steht auf der Speisekarte des Igels? Die Expertin empfiehlt feuchtes Katzenfutter ohne Soße oder Gelee, ungewürztes Rührei, das gerne schön glibberig sein darf, und dazu ausreichend Wasser. Ungeeignet sei dagegen (Katzen-)Milch, weil Igel keine Lactose vertragen. Auch mit Obst könne der Igel als bekennender Fleischfresser nichts anfangen. „Er geht nur an Fallobst, um sich dort Würmer zu holen“, klärt die Igelexpertin ein häufiges Missverständnis auf. Wichtig sei es zudem, dass Igel ausreichend Trinkstellen zur Verfügung haben.

Dann sind sie auf die heißen Tage gut vorbereitet. Sie suchen schattige Plätze auf und haben eine besondere Art entwickelt, die Körpertemperatur zu regulieren: „Igel haben keine Schweißdrüsen, sie regulieren im Normalfall ihre Körpertemperatur mit dem Herzschlag“, erklärt die Igel-Expertin.

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