Marieke Sünkler lässt aus ihren Haaren eine Perücke fertigen - VON DENNIS BARTZ

Waschen, schneiden, spenden

Marieke im Sommer noch mit langen Haaren. Foto: Bartz
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Rotenburg – Drei Jahre hatte die zehnjährige Marieke Sünkler aus Rotenburg ihre Haare wachsen lassen, mit Spezialshampoo gewaschen und immer wieder sorgfältig gekämmt, damit sie gesund bleiben und glänzen – nur wenige Sekunden dauerte es, als ein Friseur die beiden 33 Zentimeter langen Zöpfe im Dezember abschnitt.

Die Schülerin, die in ihrer Freizeit gerne Mangas malt, hatte sich zu diesem drastischen Schritt entschlossen, weil sie endlich wieder einen pflegeleichten Bob haben wollte – außerdem hatte sie im Fernsehen einen Bericht darüber gesehen, dass man lange Haare auch spenden kann.

„Mindestens 25 Zentimeter sollten sie schon sein. Dann werden daraus Echthaarperücken gemacht. Die bekommen dann Menschen, die aufgrund von Krankheit oder nach einem Unfall keine Haare mehr haben, zum Beispiel als Folge einer Chemotherapie“, berichtet die Ratsgymnasiastin, die besonders gerne die Fächer Biologie und Musik mag.

Als sie ihrer Mutter Andrea von ihrer Idee erzählt hatte, versuchte diese zunächst, ihr das auszureden. „Wir haben lange darüber geredet. Meine Sorge war, dass es womöglich nur eine spontane Idee sein könnte und sie es danach bereut. Es dauert schließlich lange, die Haare wieder auf diese Länge wachsen zu lassen.“ Genau so war es Andrea Sünkler selbst einmal ergangen: „Und danach war ich lange todunglücklich.“

Aber Marieke setzte sich durch – Mutter Andrea begleitete sie schließlich zum Friseur und beobachtete ganz genau, wie das Friseurteam die langen Haare ihrer Tochter zu zwei Zöpfen band und mit einer Schere abschnitt. „Mir hat die neue Frisur dann sofort gut gefallen, denn ich finde, nun sieht man ihr hübsches Gesicht viel besser“, findet Andrea Sünkler, die stolz auf ihre Tochter ist: „Ihre Idee ist ganz stark, denn sie hat damit auch etwas Gutes getan. Besonders in der heutigen Zeit ist es doch wichtig, dass nicht jeder nur an sich denkt.“

Marieke Sünkler war es auch, die auf die Idee kam, ihre Geschichte in der Zeitung zu veröffentlichen. Denn sie hofft, dass so womöglich auch andere auf die Idee kommen, ihre Haare zu spenden. Viele wüssten nämlich nicht, dass das tatsächlich geht: „Als ich in meiner Schule davon erzählt habe, haben mir viele zunächst gar nicht geglaubt“, erinnert sich die Zehnjährige.

Und als sie dann zum ersten Mal mit kurzen Haaren in die Schule kam, hätten sie im ersten Moment einige gar nicht erkannt: „Aber dann fanden es alle meine Freunde toll.“ Die kurzen Haare hätten sich inzwischen auch im Alltag bewährt: „Sie lassen sich viel schneller föhnen und ich muss kein Zopfgummi mehr beim Sport tragen, damit mir die Haare nicht ins Gesicht fallen.“

Und ihre langen Zöpfe? Die hat Marieke Sünkler mitgenommen und wird sie nun per Post an die Zweithaarmanufaktur Rieswick schicken.

Die fertigt Echthaarersatz für Flugkraft, einem Hilfsprojekt für Krebskranke. „Und wer weiß, vielleicht trägt die Perücke dann ja irgendwann ein Mädchen in meinem Alter, das sonst keine Haare hätte“, sagt die Zehnjährige.

Hilfe für Erkrankte

Wer seine Haare abschneiden lassen möchte, kann diese spenden. Sie sollten dafür jedoch mindestens 25 Zentimeter lang sein. Interessierte können ihre Haare selbst schneiden lassen und einschicken oder wählen einen der Partnersalons, im Landkreis Rotenburg ist dies das Haarstudio Wesseloh, Harburger Straße 2 in Scheeßel. Im Internet unter www.haare-spenden.de erfahren Interessierte alles Wissenswerte.

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