Kyffhäuser Kameradschaft Bassen löst sich auf

Nach 125 Jahren ist Schluss

Ob Richard Brüns sich von seiner Kyffhäuser-Uniform trennen kann, weiß er noch nicht. Getragen hat er sie jetzt wohl ein letztes Mal. Foto: Elke Keppler-Rosenau
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Bassen. „Ja, es ist jammerschade, dass unsere Kameradschaft sich auflöst, aber die Mitglieder werden immer weniger und jüngere kommen nicht nach. Einige, die Ämter übernommen haben, sind alt oder krank und haben schon vor einiger Zeit signalisiert, aufhören zu wollen, ich selbst werden bald 80. Aber anderen Kyffhäusern geht es ebenso. Die Zeit hat uns überholt“, bedauert Richard Brüns, Vorsitzender der Kameradschaft seit 2003. Nach 125 Jahren löst sich der Verein mit insgesamt 35 Mitgliedern, von denen noch 25 am Vereinsgeschehen in Blocks Huus teilnehmen, nun auf.

Die bestens ausgestatteten Räume im Obergeschoss, die 2002 bezogen wurden, sollen künftig Vereine und Gruppen nutzen können. Alte Fotos und Devotionalien sollen möglicherweise einen Platz im Dorfmuseum finden, wenn die Verantwortlichen sich darüber einig werden können. Im November wurde ein letztes Mal gemeinsam gefeiert, um den Vereinsgeburtstag würdig zu begehen, aber auch noch ein letztes Mal in diesem Rahmen gemütlich beisammen zu sein. Ein bisschen wehmütig ist es Brüns schon um's Herz, wenn er an die Historie des Vereins erinnert und dabei zeigt er die Fotogalerie der ehemaligen Vorsitzenden, die für Kameradschaft einen kleinen Schatz darstellen. Heinrich Steinau war von 1894 bis 1906 der Erste, der in Bassen die Kyffhäuser führte.

Die Kameradschaft basierte seinerzeit auf Kriegervereine ehemaliger Soldaten, die eine Solidaritätsgemeinschaft für ganz Deutschland gegründet hatten. Sie unterteilten sich in Bundes-, Landes- und Kreisverbände und in Ortskameradschaften. Ihre Zielsetzung war und ist es bis heute, sich gegenseitig zu unterstützen und sich auf gesellschaftlicher Ebene um Kriegsversehrte sowie die Witwen von Gefallenen zu kümmern. In der Zeit der Nationalsozialisten waren die Kyffhäuser-Kameradschaften ab 1943 verboten. Als Kamerad dabei sein konnte von Beginn an nur, wer gedient hatte. 1970 wurden die Kameradschaften wiederbelebt und entwickelten sich zu Vereinen, die großen Zulauf hatten.

Frauen waren seinerzeit als Mitglieder nicht erwünscht. Das änderte sich 1975, als Frauen als Mitglieder hinzukamen und sich aktiv ins Vereinsleben einbrachten. In Bassen hatten die Kyffhäuser 1995 immerhin 120 Mitglieder.

Weiter in den Erinnerungen kramend, erzählt Brüns, dass als erstes Vereinslokal das Gasthaus Bischoff frequentiert wurde. Dann bekam die Feuerwehr Bassen ein neues Domizil und das freigewordene Feuerwehrhaus an der Dorfstraße konnte für Vereinszwecke mit mit zwei Schießbahnen an der Seite eingerichtet werden. Darin traf man sich regelmäßig, auch zu spannenden Schießwettbewerben.

„Ich bin seit 1976 im Verein. Zuerst war ich Schießwart, dann ging ich in den Vorstand. Zu meinem Amt als Vorsitzender kam ich 2003 unabsichtlich. Ich war bei der Wahl abgelenkt, hatte gar nicht mitgekriegt, dass ich vorgeschlagen wurde und somit dem auch nicht widersprochen. Als die Wahl ziemlich schnell vorüber war, war ich Vorsitzender und bin es bis jetzt, wo die Auflösung betrieben werden muss, geblieben. Aber ich habe das Amt gerne ausgeübt. Wir hatten eine tolle Gemeinschaft“, sagt Brüns und betont, dass die Liquidation der Kyffhäuser Kameradschaft im ausdrücklichen Einverständnis mit allen Mitgliedern erfolgt und vom Liquidator des Kreisverbandes genehmigt wurde.

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