Selbsthilfegruppe „EinSchlag“ startet im August - Von Dennis Bartz

Erste Schritte

Heiner Gehlken (links) und Joachim Krohn gründen eine neue Selbsthilfegruppe.
 ©Rotenburger Rundschau

Rotenburg. Das Datum, an dem sich das Leben von Anita und Heiner Gehlken auf einen Schlag verändert, bleibt ihnen für immer in Erinnerung. „Seit dem 17. Juni 2020 ist mein erstes Leben vorbei und mein zweites hat begonnen“, sagt Heiner Gehlken, der an diesem Tag einen Schlaganfall erleidet.

Am Abend zuvor hat das Ehepaar Besuch zum Grillen. Die Familie ihrer Tochter ist da und das Ehepaar genießt es, die Enkel beim Spielen zu beobachten. Heiner Gehlken ist kurz zuvor 63 Jahre alt geworden, treibt Sport und achtet auf seine Gesundheit. Nichts deutet darauf hin, was am nächsten Morgen passieren wird.

Seine Ehefrau erinnert sich: „Ich wurde durch ungewöhnliche Geräusche geweckt. Und dann fand ich ihn: Heiner war im Bad zusammengebrochen. Im Rotenburger Diakonieklinikum bekamen wir kurz darauf die Diagnose: ein embolischer Verschluss der linken Halsschlagader mit beginnenden Blutungen – Schlaganfall. Mein Mann war plötzlich rechtsseitig gelähmt und konnte kaum sprechen, nicht lesen und schreiben. Ich war mit der Situation völlig überfordert.“

Jedes Jahr erleiden in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 270 .000 Menschen einen Schlaganfall. Die Therapien sind langwierig, häufig kommt es zu Rückschlägen, die die Betroffenen und ihre Familien zusätzlich belasten, berichtet Joachim Krohn, Sprecher der „EinSchlag“-Selbsthilfegruppe Osterholz-Bremervörde und stellvertretender Vorsitzender des Schlafanfall Landesverbands Niedersachsen. Er weiß: „Der Austausch mit anderen Betroffenen ist besonders wichtig.“

Weil es das Angebot im Umkreis noch nicht gibt, startet er mit Heiner Gehlken im August eine EinSchlag-Selbsthilfegruppe für den Bereich Rotenburg/Zeven. „Wir planen monatliche Treffen in Rotenburg“, so Krohn.

Er beschreibt das Gruppenleben: „Wir bieten ein umfassendes Angebot, dazu zählen unter anderem Vorträge, Seminare, Tagesausflüge, Bewegung und der regelmäßige Erfahrungsaustausch bei Treffen in gemütlicher Runde mit Kaffee und Kuchen.“

Der 69-Jährige erleidet 2001 seinen ersten Schlaganfall, es folgen drei weitere. Mit ärztlicher Hilfe, intensivem Training und enormer Willensstärke gelingt es ihm anschließend, sich wieder zurück in den Alltag zu kämpfen. Diese Erfahrung gibt er seitdem an andere Schlaganfall-Patienten weiter und macht ihnen damit Mut: „Genauso wichtig wie die medizinische und therapeutische Behandlung ist die psychologische Unterstützung. Und das funktioniert am besten in einer Selbsthilfegruppe mit Menschen, die selbst die Erfahrung gemacht haben.“

So wie Heiner Gehlken. Nach seinem Schlaganfall stellt sich der 63-Jährige immer wieder die Frage, warum es gerade ihn erwischt hat. „Am Tag zuvor hatte ich noch zu Hause gearbeitet und plötzlich war ich im Krankenhaus. Ich konnte mich kaum bewegen, sprechen und essen. Ich hatte vieles vergessen und wusste nicht einmal mehr, welche Tageszeit gerade ist. Ich war mutlos und froh, dass mich meine Frau jeden Tag besucht hat.“

Anita Gehlken stellt den Kontakt zur Selbsthilfegruppe „EinSchlag“ her. „Sie schob mich mit dem Rollstuhl durch den Krankenhauspark, als ihr Handy klingelte. Es war Herr Krohn, der sich nach mir erkundigte. Es war das erste Mal, dass ich mit ihm gesprochen habe. Seine Worte haben mich aufgemuntert und wir haben seitdem den Kontakt gehalten. Nach zwei Wochen im Krankenhaus und anschließender neunwöchiger Reha hat er mich zu Hause besucht. Er hat mir geholfen, Antworten auf all die Fragen zu finden, die meine Frau und mich beschäftigten.“

Betroffene und Angehörige, die an der Selbsthilfegruppe „EinSchlag“ interessiert sind, melden sich bei der Ziss – Informationsstelle Selbsthilfe Selbsthilfekontaktstelle im Landkreis Rotenburg – unter Telefon 04261/8518239, per E-Mail an ziss-rotenburg@t-online.de bei Veronika Czech.

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